Die
Bewegung gegen die Startbahn West - August 1983
Die Startbahn West - und andere Großprojekte
Die Startbahn West ist Anfang der 60er Jahre auf dem Höhepunkt
des sog. Wirtschaftswunders projektiert worden. Die Nachkriegsära
mit dem Wieder- sprich Neuaufbau des durch den 2. Weltkrieg zerstörten
Kapitals und insbesondere seiner Infrastruktur war abgeschlossen.
Die Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt der 20er und
30er Jahre war durch Faschismus und Krieg zunächst zerschlagen
und paralysiert, während und nach dem Krieg (Ausländische
Zwangsarbeiter - Flüchtlingsströme aus dem Osten - süd-
und südosteuropäische Arbeitsemigranten) wieder neu zusammengesetzt
und das westdeutsche Kapital auf einer technologisch höheren
Stufe neu strukturiert worden. Der darin begründete langanhaltende
Boom Mitte der 50er bis Mitte der 60er ermöglichte dem in der
BRD investierten Kapital hohe Profitraten und dementsprechend vor
allem in den deutschen Facharbeiter- und Angestelltenschichten breite
Schichten von Konsum und gesellschaftlichem Konsens auszubauen.
Aufgabe staatlicher Wirtschaftspolitik war, die Bedingungen dieser
Entwicklung möglichst lange fortzuschreiben. Nach der Depression
Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre hatte der englische Ökonom
John Maynard Keynes [4]
die nach ihm benannte Wirtschaftspolitik ("Keynsianismus")
entwickelt, die ein gewisses Maß sozialer und wirtschaftlicher
Stabilität in den kapitalistischen Metropolen sichern sollte.
Der Keynsianismus - mittlerweile offiziell längst zu Grabe
getragen - bestimmte entscheidend die Richtung der damaligen Wirtschaftpolitik.
Er beinhaltet u.a. eine staatliche Geldpolitik, die bspw. durch
Senkung des Zinsniveaus Investionsanreize schaffte wie durch Erhöhung
der Geldmenge eine "flexible", d.h. konfliktmindernde
Lohnpolitik ermöglichte (staatliche Reallohnsenkung durch Inflation).
Des weiteren die Ausweitung eines künstlichen, weil ausschließlich
durch staatliche Nachfrage geschaffenen "Marktes". Die
dafür notwendigen Gelder treibt der Staat über Teilenteignungen
(Steuern und Abgaben) sowie über Kredite (Staatsverschuldung)
ein. Die zentralen Bereiche dieses durch staatlichen "Konsum"
geschaffenen "Marktes" sind die Rüstungs- und die
Bauindustrie. Der Bausektor beinhaltet vor allem den Ausbau einer
Infrastruktur, die zwei Nutznießer hat: das Kapital und das
Militär (Nato).
In diesen Zusammenhang gehören sämtliche Ende der 50er/Anfang
der 60er entworfenen Großprojekte, von denen die Startbahn
eines unter vielen ist. So stammen aus dieser Zeit allein im Bereich
Luftverkehr folgende Projekte:
- Flughafen Hamburg- Kaltenkirchen
- Norddeutscher Großflughafen bei Bremerhaven
- Dritter Verkehrsflughafen für Nordrhein- Westfalen bei
Drensteinfurt
- Flughafen Rhein- Main 2 zwischen Mainz und Kaiserslautern
- Flughafen Stuttgart- München zwischen Ulm und Augsburg
- Flughafen Stuttgart 2
- Flughafen München 2 bei Erding. [5]
Von diesem gigantischen Flughafenausbaukonzept der 60er Jahre ist
die Startbahn - neben dem noch offenen München 2 - als einzige
übriggeblieben. Hinzugekommen sind in der jüngsten Zeit
allerdings neue Ausbaupläne (z.B. Hannover und Bremen), die
mit der Startbahn eines gemeinsam haben: die Einbringung in die
aktuelle Nato- Strategie (dazu später). Dieselbe Gemeinsamkeit
besteht mit allen anderen sog. zivilen Großprojekten aus jener
Zeit, die allein unter ökonomischen Gesichtspunkten ein totaler
Flop sind, aber dennoch mit ins Unermeßliche steigenden Milliardensummen
hochgezogen werden.
Dazu gehören unter anderem (und kann jeweils nur kurz und
thesenartig angerissen werden):
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