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28.04.2003: 125. Prozesstag
Insider- Wissen aus der Tageszeitung
Um 14.03 Uhr begann die heutige Hauptverhandlung, von der von vorneherein
feststand, dass sie eine kurze Sache werden würde. Nach 17 Minuten
war dann auch für heute Schluss und dieser "Zwischentermin" vorbei,
durch den die Verfahrensbeteiligten – trotz Zehn- Tages- Frist,
die ein Strafverfahren in der Regel maximal unterbrochen werden
darf – ihre Osterferien ein wenig ausweiten konnten. Was – nur am
Rande - exzessiv von den Sitzungsvertretern des Generalbundesanwalt
genutzt wurde, die heute ein neues Gesicht aufboten, das allerdings
namenlos blieb.
Bestritten wurde der Verhandlungstag mit der Verlesung von sieben
Zeitungsartikeln über den Sprengstoffanschlag am 16.01.1991 auf
die Victoria-Figur auf der Berliner Siegessäule, die im Volksmund
auch Goldelse genannt wird. Bereits einmal wurde in der Hauptverhandlung
hierzu ein Artikel aus dem Berliner Boulevardblatt "B.Z." verlesen.
Heute wurde auf Antrag der Verteidigung von Matthias B. nachgelegt,
um erneut zu beweisen, dass das angebliche Insider- Wissen des Kronzeugen
Tarek Mousli nicht über die Darstellungen und Detailtreue dieser
Presseberichte hinausgeht, sondern vielmehr deckungsgleich mit ihnen
ist.
Der Anschlag der "Revolutionären Zellen" auf die Siegessäule, bei
dem lediglich geringer Sachschaden entstand, war am 17.01.1991 allen
Hauptstadt- Zeitungen eine Meldung wert: "Sprengstoffanschlag auf
Goldelse" war eine entsprechende Kurzmeldung in der "Berliner
Morgenpost" überschrieben, ein längerer Artikel in der gleichen
Ausgabe erschien mit der Überschrift "Goldelse: Bombe unterm Rock,
aber sie blieb standhaft" (im Text u.a.: gefunden wurden "elektrische
Sprengkapseln, Batterien und Weckerteile"). Die "Bild"
schlagzeilte: "Ohrenbetäubender Knall. Bombe auf 'Goldelse' explodierte
40 Minuten zu früh" (im Text u.a.: "Sicher ist nur: sie (die RZ)
müssen im Besitz eines Nachschlüssels gewesen sein") und in der
"tageszeitung"
war zu lesen: "Anschlag auf Goldelse. Erster Anschlag im Zusammenhang
mit der Golfkrise" (im Text u.a.: "eine Stütze nur leicht beschädigt").
Die Welt
brachte die Nachricht am gleichen Tag unter der Überschrift
"Terroranschlag in Berlin".
Am 19.01.1991 legte dann die "Berliner Morgenpost" noch einmal
mit einem Artikel nach, in dem hauptsächlich auf den entstandenen
Sachschaden und die Folgen für die Standfestigkeit der Victoria
eingegangen wurde (im Text u.a. "zwei Sprengsätze von drei Kilogramm"
waren verwendet worden). Dass die Reparaturbemühungen des Bezirks
Berlin- Tiergarten womöglich mehr Schäden versucht hatten als der
Anschlag der RZ, konnte einem Artikel der "Frankfurter Rundschau"
vom 05.02.1991 entnommen werden. Unter der Überschrift "Die Affäre
um 'Goldelse' ist Berlin besonders peinlich" war zudem zu lesen,
dass nicht mehr feststellbar sei, ob der ursprüngliche Schaden durch
den Sprengstoffanschlag verursacht wurde oder die Halterung nicht
schon seit dem Krieg derart beschädigt sei.
Der Prozess wird am 8. Mai, um 9.15 Uhr fortgesetzt. Der Verhandlungstag
am 9. Mai wurde aufgehoben. Ein ausführlicherer Bericht entfällt.
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