BILD- ZEITUNG vom 17.01.1991
Ohrenbetäubender Knall: Bombe auf "Goldelse" explodierte
40 Minuten zu früh
Sprengstoffanschlag auf die Siegessäule:
Terroristen schlichen sich nachts nach oben, befestigten unter dem Rock
der "Goldelse" eine 2,5- Kilo- Bombe, zündeten sie. Die
vergoldete Bronze- Statue (8,3 Meter hoch) wurde erheblich
beschädigt.
Wann die Täter (Terroristen der "Revolutionären
Zellen") die Bombe auf die Siegssäule geschafft haben, war
gestern noch unklar. Sicher ist nur: sie müssen im Besitz eines
Nachschlüssels gewesen sein.
Auf der obersten Plattform - in 60 Meter Höhe - wurde der
Sprengsatz angebracht, direkt an einem Stützpfeiler der
"Goldelse". Genau um 3.35 Uhr sollte die Bombe gezündet
werden - doch sie ging 40 Minuten früher hoch, mit einem
ohrenbetäubenden Knall.
Kurz danach meldeten sich mehrere Anwohner bei der Polizei, machten auf
die Detonation aufmerksam. Streifenwagn schwirrten aus, suchten die
Umgebung ab, fanden jedoch nichts Verdächtiges. Das Ganze ereignete
sich bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag.
Stützpfeiler kaputt
Erst gestern morgen wurde der Anschlag entdeckt. Bei der Deutschen
Presse- Agentur (dpa) war ein Bekennerbrief der "RZ" -
Terroristen eingetroffen. Daraufhin wurde die Siegessäule am
Großen Stern weiträumig abgesperrt, Sprengstoffexperten begannen
mit ihrer Spurensuche.
Bei dem Anschlag wurde ein Stützpfeiler der Bronze- Statue schwer
beschädigt, ein Rockzipfel der "Goldelse" flog weg. Statiker
müssen nun klären, ob "Goldelse" noch auf festen
Füßen steht.
Die berühmte Siegessäule wurde zwischen 1865 und 1873 auf dem
ehemaligen Königsplatz am Brandenburger Tor errichtet. Entworfen hat
sie Hofbaurat Johann Heinrich Strack. 1938 zog das Denkmal (285 Stufen) zum
Großen Stern um.
|