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aus: Kassiber Bremen
Anmerkungen
(1) vergl. z.B.: Der Fall des Märchenprinzen
in: kassiber Nr. 42; Wo soll das alles enden? in: interim Nr.497;
Militante Panthertanten... in: interim Nr. 505; Akte RZ ungelöst
in: So oder so 3/2000. (2) Enno Schwall wurde Anfang 1977 verhaftet.
Ihm wurde "Mitgliedschaft in den Revolutionären Zellen"
vorgeworfen. 1979 zu 6 Jahren Haft verurteilt.
(3) Klaus Viehmann wurde 1978 verhaftet und 1980
wegen "Mitgliedschaft in der Bewegung 2. Juni" zu 15 Jahren
verurteilt. Seine bekannteste Publikation ist die von ihm in der
Broschüre Drei zu Eins zusammengefaßte triple oppression-Diskussion
(Drei zu Eins - Klassenwiderspruch, Rassismus und Sexismus",
Hrsg.: vzvun, Bremen/Oldenburg 1990), deren wichtigste Essenzen
auch in ...zu mehr in der Lage (in: Odranoel. Die Linke- zwischen
den Welten, Hrsg.: PIZZA, Hamburg 1992) nachgelesen werden können.
Stefan Wisniewski ging 1975 zur RAF, wurde ebenfalls 1978 verhaftet
und erhielt zweimal lebenslänglich. 1981 führten Auseinandersetzungen
um Prozeßstrategie, Hungerstreik und Streikforderungen zur
Trennung von der Gruppe der RAF Gefangenen. Im 1997 inszenierten
Medienrummel zu "20 Jahre deutscher Herbst 1977" reflektiert
Wisniewski die Ereignisse 1977 nüchtern und selbstkritisch
in einem Interview gegenüber der taz und setzt damit einen
bedeutenden Kontrapunkt gegen die Hegemonie staatlich gewünschter
Geschichtsklitterung. (vergl. Wir waren so unheimlich konsequent....
Ein Gespräch zur Geschichte der RAF mit Stefan Wisniewski,
Hrsg.: ID -Verlag, Berlin 1997).
(4) Der Fairneß halber sei angemerkt, daß
die VerfasserInnen des "Zornige
Deutsche"-Flugis (Gruppe m.e.l.a.n.g.e). mittlerweile ihren
Standpunkt differenzierter ausgearbeitet und eine Broschüre
mit dem Titel We don't like your love-song
- Kritik des Antizionismus der Revolutionären Zellen und anderer
Linker heute vorgelegt haben.
(5) Marc Bloch: Apologie der Geschichte oder der
Beruf des Historikers, Hrsg.: Lucien Febvre, überarbeit. Auflage,
München 1985, S. 108. Marc Bloch, (1866-1944), Historiker und
Mitbegründer Annales-Schule, die eine neue, alle Lebensbereiche
einbeziehende Sozial- und Mentalitätsgeschichtsschreibung entwickelte,
schloß sich 1942 der Résistance an und wurde 1944 von
der Gestapo erschossen. "Apologie der Geschichte" verfaßte
Bloch 1941 als "Beruhigungsmittel", von dem er sich "inmitten
schlimmster persönlicher wie auch gesellschaftlicher Ängste
ein wenig inneres Gleichgewicht" erwartete und in der Hoffnung,
daß Apologie der Geschichte eines Tages wie ein normales Buch
"gelesen werden möchte".
(6) Minos und Osiris sind Figuren aus der griechischen
bzw. ägyptischen Mythologie, die über die Toten richten.
Mit dieser geklauten kleinen Einlage sei daran erinnert, daß
die Verwendung von Bildern der antiken Mythologie bei Linken des
19.Jahrhunderts zur Diskussionskultur gehörten. Immerhin ein
Indiz für deren damalige Belesenheit über die aktuellen
Tellerränder hinaus, womit unsereins wohl schwerlich aufwarten
kann.
(7) Nachzulesen in: Die Früchte des Zorns,
Texte und Materialien zur Geschichte der Revolutionären Zellen
und der Roten Zora, Hrsg: ID-Archiv im IISG/Amsterdam, Berlin, 2.Aufl.1993,
S.20ff.
(8) Auszüge aus den offiziellen Sitzungsprotokollen
der Debatte vor dem Sicherheitsrat der vereinten Nationen in: William
Stevenson, Neunzig Minuten in Entebbe, Frankfurt a.M./Berlin/Wien
1976, S.158 ff.
(9) Der Spiegel Nr. 28/1976: "Das Geiseldrama"
und Nr.29/1976 "Entebbe: Die zähen jungen Burschen".
(10) William Stevenson, Neunzig Minuten in Entebbe,
Frankfurt a.M/Berlin/Wien 1976. Einen unmißverständlichen
Eindruck von der Intention dieses Buches erhält der Leser bereits
auf den ersten Seiten: Die israelische Militäraktion Thunderbolt
wird hier als "Reaktion der freien Welt auf die neue Technik
des Terrors" und als "Kampf gegen die Tücke und erbarmungslose
Findigkeit der Leute die hinter dem Schakal [Carlos, E.K.] und ähnlichen
einfallsreichen Killern stehen" gefeiert. Vergl. Einführung,
ebenda, S. 9ff.
(11) Ebenda, S. 17.
(12) Ebenda, S.38.
(13) Ich war in der Tat mehr als erstaunt darüber,
wie häufig in diversen Publikationen aus Air-France Maschinen
El-AL Flugzeuge werden, britisch-israelische Staatsbürger zu
belgischen werden, die Entführung statt 1976 schon 1975 stattfand
etc. Selbst in einer wissenschaftlichen Abhandlung wie Klokes Dissertation
mit dem Titel "Israel und die deutsche Linke" fliegt die
Air-France Maschine von Paris nach Tel Aviv! Derlei Schlampigkeiten
sollte sich mal ein linker Wissenschaftler leisten, dessen Ergebnisse
sich nicht in hegemoniale Maßstäbe einfügen ...
(14) Frantz Fanon, Die Verdammten dieser Erde,
dt. Frankfurt a.M. 1966, war der Klassiker zum antikolonialen Befreiungskrieg.
(15) Eine Charakterisierung von Jean Paul Sartre
im Vorwort zu Fanons Verdammten dieser Erde.
(16) Der eindimensionale Mensch von Herbert Marcuse,
dt.1967, war auch so'n Klassiker der '68er.
(17) Rote Armee Fraktion, Das Konzept Stadtguerilla,
April 1971, in: Ausgewählte Dokumente der Zeitgeschichte: Bundesrepublik
Deutschland (BRD) - Rote Armee Fraktion (RAF), Hrsg.: GNN, Köln
1987, S.4 ff. Der kurze Rückblick der RAF auf die Studentenbewegung
als eigene Vorgeschichte übertrifft bis heute an Qualität
so manchen Renegatenwälzer zum 30-jährigen Jubiläum
1998.
(18) Küss den Boden der Freiheit, Texte der
Neuen Linken, Redaktion diskus (Hg.),Berlin 1992, Einleitung der
HerausgeberInnen zum Themenblock II Internationalismus und Internationale,
S.196 ff.
(19) Als "hilflosen Antifaschismus"
bezeichnet W.F. Haug 1967 die von ihm im gleichnahmigen Buch kritisierte
"Vergangenheitsbewältigung" an deutschen Universitäten.
(20) So z.B. André Glucksmann, Der alte
und der neue Faschsimus, in: Michel Foucault, Alain Geismar, André
Glucksmann, Neuer Faschismus, Neue Demokratie. Über den Faschismus
im Rechtsstaat, Berlin 1972: Darin übernimmt Glucksmann völlig
unkritisch die Einschätzung des Dimitroff Bericht vor dem VII.
Weltkongreß der Kommunistischen Internationale (KI) von 1935,
wo es heißt:: "In Deutschland haben unsere Genossen lange
Zeit das verletzte Nationalgefühl und die Empörung der
Massen gegen den Versailler Vertrag nicht genügend berücksichtigt
(...), Sie sind mit ihrem Programm der sozialen und nationalen [sic!]
Emanzipation zu spät hervorgetreten.", und kritisiert
lediglich, daß das Verhältnis der KI zur Frage der Volksrevolution
noch viel zu taktisch gewesen sei. Ganz so als sei die Situation
in China vergleichbar mit der der Weimarer Republik werden für
die weiteren Überlegungen zum "alten Faschismus"
Mao Zitate herangezogen: "Wir können sagen, daß
die chinesische Gesellschaft an ihren beiden Enden schwach, aber
in der Mitte stark ist; das Proletariat am einen der Ende, die Klasse
der Grundbesitzer und des Großbürgertums am anderen sind
nur Minoritäten" und gefolgert: "Ob diese Mittelkräfte
sich dem faschistischen oder dem antifaschistischen Lager anschließen,
hängt von der Fähigkeit des Proletariats ab, seine eigenen
Perspektiven und damit seine spezifischen Kämpfe zu erweitern."
Kurzum, anstatt die in einigen Passagen des Glucksmannschen Aufsatz
durchschimmernden Ahnung weiter zu verfolgen, daß die orthodoxe
Bestimmung von "Arbeiterklasse" (weiß, männlich,
diszipliniert) schon in der Weimarer Republik an der sozialen Wirklichkeit
der Unterklassen vorbeiging, wird der Klassenbegriff unter Bezugnahme
auf die trikontinentalen Befreiungsbewegungen gleich vollkommen
zugunsten von "Volk" über Bord geschmissen. Hinsichtlich
der Bestimmung von Antisemitismus knüpft der Aufsatz - ganz
so, als hätte es die Shoah gar nicht gegeben - nicht nur an
die Einschätzung von 1935 an, sondern nähert sich sogar
nationalbolschewistischen Positionen aus der Frühzeit der Weimarer
Republik, wonach Antisemitismus "Vorurteil" und "reaktionäre
Idee" sei, die dazu diene, die "im Prinzip richtigen Revolten
des Volkes" zu kanalisieren: "So gingen die Nazis z.B.
von dem richtigen Gedanken aus: 'Es ist die Schuld der Finanzleute',
sowie von dem Vorurteil: 'Die Bank gehört immer den Juden',
um die Losung auszugeben: 'Es ist die Schuld der jüdischen
Finanzleute', bevor sie zu dem Nazi-Slogan kamen: 'Es ist
die Schuld der Juden', der den Financier ausklammert und endgültig
die richtige Idee von sich wirft"[sic!].
(21) Die KPD war bereits auf Linie des seit Anfang
1949 von der SU vollzogenen antiisraelischen Kurswechsels.
(22) Mit dem Londoner Schuldenabkommen vom Februar
1953 unterzeichnete die BRD die Anerkennung und Rückzahlung
der deutschen Vor- und Nachkriegsschulden. Die damit verbundene
Wiederherstellung ihrer Kreditwürdigkeit war Voraussetzung
für die weitere Integration in das Finanz- und Wirtschaftssystem
des kapitalistischen Westens.
(23) Die Hallstein-Doktrin postulierte den politischen
Alleinvertretungsanspruch der BRD für ganz Deutschland, weshalb
keine diplomatischen Beziehungen zu Staaten unterhalten werden sollten,
die die DDR völkerrechtlich anerkannten. Hinsichtlich Israels
befürchtete die Bundesregierung, daß die Aufnahme diplomatischer
Beziehungen, die arabischen Staaten zu einer Anerkennung der DDR
provozieren würde. Die Forderung nach Aufnahme diplomatischer
Beziehungen war eine der Grundforderungen der Israel-Solidaritätsgruppen.
(24) Die Idee zur "Aktion Sühnezeichen"
entstand 1958 auf einer Synode der evangelischen Kirche. "Junge
deutsche Aufbauhelfer" sollten in Polen, der UdSSR und in Israel
als "Sühne- und Versöhnungszeichen" in sozialen
Projekten mitarbeiten.
(25) So bspw. Martin W.Kloke in: Israel und die
deutsche Linke. Zur Geschichte eines schwierigen Verhältnisses,
2.Aufl.1994, S.78.
(26) Allerdings sei, damit kein falscher Eindruck
entsteht, darauf hingewiesen, daß die Israel-Solidarität
der Linken nie auch nur annährend einen Stellenwert erreichte,
wie das Engagement gegen den Vietnam-Krieg oder gegen die Notstandsgesetze,
sie gehörte schlichtweg zum Repertoire neulinker Themen.
(27) Vergl. Drei Freunde Israels, konkret Nr.7
1967, in: Ulrike Marie Meinhof, Die Würde des Menschen ist
antastbar, Aufsätze und Polemiken, Hrsg.: Klaus Wagenbach,
Berlin, 28-31.Tsd. 1984.
(28) SDS Bundesvorstand, 5.6.1967, zitiert nach
Kloke, Israel und die deutsche Linke. Zur Geschichte eines schwierigen
Verhältnisses, 2.Aufl.1994, S. 113/114.
(29) SDS Bundesvorstand am 9.6.1967 an H.W.Bartsch,
zitiert nach Kloke, a.a.O., S.115, Anmerk.28.
(30) Vergl. Shmuel Amir: 100 Years of Zionism:
Orthodox Defenders against Post Zionist Detractors in:1999, Zeitschrift
für Sozialgeschichte des 20. und 21.Jahrhunderts, Heft 2/98
sowie: Hundert Jahre Zionismus Befreiung oder Unterdrückung?
Hrsg.: Verein "Gegentagung zum Herzl-Jubiläum", Köln
1998.
(31) Beides in Resolutionen und Beschlüsse
der 22.Ordentlichen Delegiertenkonferenz des SDS vom 4.-8.9.1967,
zitiert nach Kloke, a.a.O., S.125.
(32) zur Erinnerung: Ein großer Teil der
1970 ins Leben gerufen RAF sitzt seit Mitte 1972 im Knast. Im Zuge
von Terroristenfahndungen werden Petra Schelm, Thomas Weißbecker,
Georg von Rauch erschossen, beim 2. Hungerstreik politischer Gefangener
stirbt Holger Meins am 9.11.1974. Im Januar 1972 beschließt
die Bundesregierung den sog. "Radikalenerlaß". Nach
der Geiselnahme durch ein palästinensisches Kommando bei der
Olympiade in München, kommt es zu Welle von Durchsuchungen,
Verhaftungen und Abschiebungen "verdächtiger Araber".
Die palästinensischen Organisationen GUPS und GUPA werden verboten.
Politischen Gefangenen gelingt zwischen 1971 und 1973 dreimal die
Flucht. Vom 27.2-5.3.1975 entführt die Bewegung 2.Juni den
Spitzenkandidaten der CDU Peter Lorenz kurz vor dem Wahlsonntag.
Ihren Forderungen wird nachgegeben, 5 politische Gefangene werden
in den Südjemen ausgeflogen. Die Signalwirkung, die diese geglückte
und unblutige Freipressung politischer Gefangener allgemein aber
auch für weitere Befreiungsversuche hatte, kann gar nicht hoch
genug eingeschätzt werden. Im April 1975 besetzt ein RAF/RZ?-Kommando
die deutsche Botschaft in Stockholm und fordert die Freilassung
von 26 politischen Gefangenen. Aus nie ganz geklärten Gründen
explodiert um Mitternacht eine Bombe, zwei Botschaftangehörige
und Ulrich Wessel von der RAF kommen ums Leben, Siegfried Hausner
(RAF) stirbt nach seiner Auslieferung an die BRD an seinen Verletzungen.
Weitere Stichworte: Lehrlings- und Schülerbewegung, K-Gruppen,
Hausbesetzungen, Anti-AKW (Whyl), Fordstreik, Militärputsch
in Chile, Zerschlagung der Tupamaros, Knastrevolte Attica (USA),
"Bloody Sunday" in Derry (Nordirland) usw.
(33) Gemeint ist die staatliche israelische Fluggesellschaft
El-AL.
(34) Bei den olympischen Spielen in München
nahm am 5.9.1972 das palästinensische Kommando "Schwarzer
September", das mit seinem Namen an das Massaker der jordanischen
Armee in den palästinensischen Flüchtlingslagern im September
1970 erinnern wollte, Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft
als Geiseln und forderte die Freilassung von 2oo in Israel eingeknasteten
Palästinensern. Entgegen der Zusage des damaligen Bundesinnenministers
Genscher auf freien Abzug wurde das Kommando mit den Geiseln auf
den Militärflughafen Fürstenfeldbruck geflogen, wo Scharfschützen
das Feuer eröffneten. Alle israelischen Geiseln und fünf
der acht Mitglieder des Kommandos wurden getötet.
(35) Früchte des Zorns, Texte und Materialien
zur Geschichte der Revolutionären Zellen und der Roten Zora,
Hrsg: ID Archiv im IISG/Amsterdam, Berlin 2.Aufl.1993, S.89, 90.
(36) Ebenda, S.194/195, Anführungsstriche
und Klammersetzung im Original.
(37) Ebenda S.208.
(38) Ebenda S.131-133.
(39) Ebenda S.537-538.
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