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Übersicht: schriftliches
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7) Sprengstoffanschlag auf die Siegessäule
Als beide Gruppen der Berliner RZ noch bestanden hatten, hatten
ihre Mitglieder Diskussionen über einen Anschlag auf die "Siegessäule"
in Berlin- Tiergarten, Großer Stern, geführt. Das Ziel
war ins Auge gefaßt worden, weil die Siegessäule, an
deren Spitze die im Volksmund auch "Goldelse" genannte
Statue der Siegesgöttin Viktoria steht, als ein Symbol angesehen
wurde, das den Krieg und die Männergewalt verherrlicht.
Nach dem Ausscheiden des Zeugen Mousli und der Angeklagten E. und
Sch. aus den Berliner RZ beschlossen die noch verbliebenen Mitglieder,
d.h. die Angeklagten B., G. und H. sowie Lothar E., nunmehr, den
Anschlag auf die Siegessäule zu verüben. Mit ihm wollten
sie sich - in Anknüpfung an die ideologischen Vorarbeiten der
Angeklagten E. - gegen das Patriarchat, darüber hinaus aber
auch gegen den Nationalismus, Rassismus und Sexismus wenden. Wie
bei den vorangegangenen Anschlägen gingen sie arbeitsteilig
vor, spähten den Tatort und seine Umgebung sorgfältig
aus, und erkundeten den günstigsten Zeitpunkt für die
Tat. In Ausübung seiner führenden Stellung in der Gruppe
bestimmte und koordinierte der Angeklagte B. das Vorgehen aller
Mitglieder, sammelte die Informationen und wertete sie aus. Es wurden
- wahrscheinlich von dem Angeklagten B. - zwei Sprengsätze
mit Zeitzünder hergestellt, bei denen ein Teil des im Herbst
1987 den Berliner RZ gelieferten Gelamon 40 verwendet wurde. Mit
den Sprengsätzen sollte die Viktoria vom Sockel gesprengt werden.
Man beschaffte sich einen Nachschlüssel für die Eingangstür
des Denkmals, um den Sprengsatz an der Viktoria anzubringen. Der
Angeklagte B. entwarf das Bekennerschreiben, dessen Inhalt die Mitglieder
der Gruppe diskutierten und das sie zu veröffentlichen beabsichtigten.
In der Nacht zum 15. Januar 1991 begaben sich alle vier Mitglieder
der Gruppe zum Großen Stern. Der Angeklagte H. laborierte
zu dieser Zeit an einem Meniskusschaden am Knie und leistete wegen
dieser Behinderung Aufpasserdienste. Ein oder zwei der übrigen
Mitglieder begaben sich zu einem der beiden zur Mittelinsel führenden
Fußgängertunnel, deren Eingangstore mit einfachen Schlössern
gesichert waren. Sie öffneten diese Schlösser mit einem
Werkzeug, wahrscheinlich mit einem Dietrich, liefen durch den Tunnel
zur Mittelinsel, öffneten die in das Innere des Denkmals führende
Tür mit dem Nachschlüssel und stiegen über die vielstufige
Wendeltreppe zu der Viktoria empor. An dem Stützpfeiler der
Figur befestigten sie die bei den Sprengsätze mit Klebeband
und aktivierten den Zeitzünder. Im Treppenhaus des Denkmals
sprühten sie die Buchstaben "RZ" und mehrere "RZ-
Sterne" auf die Wand. Danach entfernten sich alle vom Tatort.
Gegen 3 Uhr explodierte einer der beiden Sprengsätze: durch
die Explosion wurde der andere Sprengsatz weggeschleudert und blieb
unbeschädigt. Zu dieser Zeit fuhr die Zeugin Barth mit ihrer
Taxe vom Typ Mercedes Benz um den Platz der Siegessäule herum.
Sie hatte den Eindruck, daß ihr Fahrzeug durch die Druckwelle
der Explosion angehoben wurde. Die Explosion verursachte im unteren
Rockbereich der Viktoria Risse und eine Delle am Abstützungspfeiler
der Figur, ohne sie vom Sockel zu sprengen.
Das an die "Deutsche Presseagentur" in Berlin adressierte
Bekennerschreiben trug den Titel "ELSE KÄMPFT, HERR-MANN
DENK-MAL !" und hat folgenden Wortlaut:
"Am Vorabend eines möglichen Krieges in der arabischen
Region beziehen wir uns mit unserer Aktion gegen die Siegessäule,
einem Symbol, das den Krieg und die Männergewalt verherrlicht,
auf den Widerstand gegen den Krieg.
Nationalismus. Rassismus, Sexismus und Patriarchat
In unserem Verständnis von Internationalismus haben
wir "Nation" als Widerspruch zur sozialen Revolution
gesehen. Heute fangen wir an, die Zusammenhänge von Patriarchat,
Nationalismus. Rassismus und Sexismus zu begreifen. Es fällt
uns dabei noch immer leichter, das Patriarchat im Nationalismus
zu erkennen, als den Sexismus in uns. Es ist ein alter Trick
im Patriarchat, wenn jetzt die Neubestimmung des "Nationalen"
als eine Debatte um das "Selbstbestimmungsrecht der Nationen"
verkauft wird.
Nation war stets das Vehikel zur Durchsetzung der Ökonomie
des Patriarchats, und Nationalismus wurde mit immer bestialischeren
Mitteln des Rassismus und Sexismus verzahnt. So war es doch
immer, wie der Blick in die Vergangenheit der Männerbünde
zeigt: darüber hat die feministische Theorie ausführlich
aufgeklärt: In der Gründerzeit. wo die neue Bourgeoisie
sich ausdrücklich auf "Brüderlichkeit"
berief die Frauen als persönliches Eigentum der Männer
definierte und in die Kleinfamilien zwang.
Im 1. Weltkrieg, wo sich die Arbeiteraristokraten aller Länder
im Nationalismus einreihten und sich dafür mit der Teilhabe
an der Ausbeutung der SklavInnen des Trikont belohnen ließen.
Im Nationalsozialismus, wo der Kampf und der Widerstand gegen
die kapitalistische. rassistische und sexistische Ausbeutung
in der völkischen Gemeinschaft erstickt werden sollte
und sich der "deutsche Mann" in der faschistischen
Neuordnung als "Herrn der Welt" einsetzte. Heute
wird der neue deutsche Nationalismus mit verbaler Distanz
zur faschistischen Vergangenheit garniert, mit Teilhabeangeboten
an Frauen gesüßt und mit garantiert echter Suche
nach einem wirklich guten Nationalismus gewürzt. Und
nicht einmal die Erinnerung an Auschwitz kann große
Teile der Linken daran hindern. Hilfestellung dabei zu leisten,
den deutschen Nationalismus in einen europäischen zu
überführen: "ein vereintes Deutschland in einem
vereinigten Europa" soll die Erfahrungen aus der Geschichte
tilgen helfen. Es ist bezeichnend. daß die Diskussion
um die "nationale Frage" auch in linker Verkleidung
geführt wurde. Sie soll verschleiern, daß diese
Teile der Linken am Profit der erstarkenden Nation teilhaben
wollen. Ohne das Reinigungsbad der "nationalen Frage"
können keine neuen männlichen ldentitäten für
die nächste Etappe männlicher Herrschaftssicherung
geschaffen werden. Wir sehen, wie sie den Zugang zu allen
Teilen des "europäischen Hauses" suchen, wie
sie neue nationale Eliten zu einem neuen patriarchalen Bündnis
verketten wollen. Sie wollen den männlichen Schulterschluß
herstellen, egal, ob in Freundschaft oder in Feindschaft.
Denn wie immer taugt beides gleich gut, um die sozialen Konflikte
zu überspülen und im Rassismus noch den Sexismus
zu verdecken.
Als einen Beitrag zur notwendigen Diskussion über die
skizzierten Zusammenhänge von Patriarchat, Nationalismus.
Rassismus und Sexismus haben wir die Siegessäule - die
"Goldelse" erschüttert.
Sie steht wie kaum ein anderes Symbol für die verschiedenen
Etappen männlicher Gewalt.
Bei der Gründung des zur Nation erstarkten Bundes wurde
es 1870 aufgestellt, feierte die Kriege von 1864/1866/1870
und erhob zugleich den Anspruch auf die Kolonien und den "Raum
im Osten". Mit der Umsetzung und der Aufstockung 1936
steht es für die Unterwerfung neuer Heere von ArbeitssklavInnen.
Es steht damit auch für die "Verwertung" und
Vernichtung in den Konzentrationslagern. Frischvergoldet ist
sie heute wieder in das Zentrum eines neuen imperialen Anspruchs
gerückt, der die DDR einverleibt hat, der die Bevölkerung
Osteuropas und des Trikonts ausgrenzt und den europäischen
Großraum unter deutscher Vorherrschaft anstrebt.
Wir wollen unseren Beitrag nicht allein als eine Warnung
vor dem Schatten der Vergangenheit verstanden wissen. Wir
meinen die rassistische und die sexistische Gewalt, die der
Nationalismus transportiert. Seine europäische Variante
ist nicht friedensstiftend, sondern ein aggressives Werkzeug
zur Neuformierung männlicher Gewalt.
Wir meinen das kapitalistische "SELBST" in der
"BESTIMMUNG" der Ökonomie. Wir meinen das rassistische
"SELBST" in der "BESTIMMUNG" anderer Völker.
Wir meinen das männliche "SELBST" in der "BESTIMMUNG"
der Frauen.
REVOLUTIONÄRE ZELLEN"
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