"Vereiteltes Attentat auf die Siegessäule - 25.000 Mark
Belohnung"
Keine Meldung von 1991 zum versuchten RZ-Attentat auf die
Siegessäule, sondern ein Zitat aus dem Vorwärts vom 14.
März 1921. Zwei mutige Schupos hätten die Bombe kurz vor der
Explosion entschärft - tatsächlich hatten Besucher der
Säule einen Karton mit dem Aufdruck "Dr. Oetkers
Saucenpulver" gefunden, in dem sich sechs Kilogramm Dynamit befanden.
Die Zündschnur war aufgrund eines Defekts erloschen.
Vorangegangen waren im ganzen Reichsgebiet Bomben- und
Handgranatenanschläge gegen Eisenbahnbrücken, Reichswehrkasernen
und Fabrikantenvillen, ab Mitte März herrschte im Mansfeldischen
Industrierevier ein regelrechter Bürgerkrieg zwischen den im Rahmen
der "Märzaktion" der KAPD und KPD streikenden ArbeiterInnen
und den vom preußischen SPD-Innenminister Severing zur Befriedung
entsandten Reichswehrtruppen; es gab Dutzende, wenn nicht Hunderte Tote und
fast 6.000 Verhaftete. Ein Anführer der militanten Streiks war der zur
KAPD gehörende und lange nicht zu fassende Max Hoelz, der durch
direkte Enteignungen von Industriellen und die Vernichtung staatlicher
Akten im Vogtland bei ArbeiterInnen und Arbeitslosen populär und zum
Schrecken der Bürger wurde.
Aus den Reihen der KAPD kamen auch in Berlin "Sprengkolonnen"
gegen Militär und "Konterrevolution". Auf ihr Konto ging
1921 zum Beispiel ein Anschlag gegen die Eisenbahnbrücke an der
Charlottenburger Rönnestraße.
Aber warum ein Anschlag auf die Siegessäule? Die Staatsanwaltschaft
vermutete, daß "von haßerfüllten Feinden das einzige
Symbol der deutschen Einheit" getroffen werden sollte. Die Geschichte
der Siegessäule gibt wahrlich Grund für diese Annahme.
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