Aktion gegen den Technologiepark Heidelberg
(April 85)
Sie haben es sich so schön vorgestellt,
die Herren des Genprogramms. Sie sagen, die Umwelt solle wieder
sauber werden, unheilbare Krankheiten heilbar, der Hunger in der
3. Welt beseitigt und überhaupt die Menschen der weißen
Rasse ein konzentriertes Paket von gesellschaftlich wertwollen Chromosomen,
und sie erhoffen sich die vollkommene Herrschaft über Mensch
und Natur und unsagbare Profite.
Aber es gibt Menschen, und vor allem Frauen, die von dieser schönen
neuen Welt nichts halten. Sie wissen, daß Umwelt durch die
Industrie und Profitgier verschandelt und zerstört wird und
nicht durch ölfressende Bakterien zu retten ist. Sie wissen,
daß sie krank werden durch die Industrie, die Medizin und
durch die Lebensbedingungen und ihnen keine Pharmaprodukte helfen
können.
Sie wissen, daß Hunger in der 3. Welt durch gierige Ausbeutung
imperialistischer Länder produziert wird, und daß die
neuen Genprodukte diese Länder noch ärmer und den Hunger
noch größer machen. Und sie wollen sich nicht ihre Eier
absaugen lassen, damit die Herren damit rumexperimentieren oder
mit einem Retortenwunschkind dem inhaltlosen Leben Sinn geben. Sie
wissen, daß nicht die Herrschaft über die Gene zur Lösung
aller Probleme führt, sondern die Abschaffung der Herrschaft
zur Befreiung.
Und ihr Wissen wirkt sich ungünstig auf ein gesundes Investitionsklima
aus.
Deswegen
haben wir am 13.4.1985 mit Sprengstoff den Technologiepark in Heidelberg
heimgesucht.
Der Technologiepark Heidelberg steht kurz vor der Fertigstellung.
In ihm sollen die in der Uni Heidelberg entwickelte Grundlagenforschung
der Bio- und Gentechnolgie weiter entwickelt und gebrauchsfähig
gemacht werden für die Großindustrie.
So ein Technologiepark, geplant nach dem amerikanischen Vorbild
silicon valley, zeichnet sich durch die enge Verfilzung von öffentlichen
Forschungseinrichtungen und privater Wirtschaft aus, personifiziert
durch die Professoren.
Bisher neun "innovative Patentfirmen" mit Zeitmietvertrag
(wenn sie nicht profitabel arbeiten und dem Konkurrenzdruck standhalten,
müssen sie neuen Firmen Platz machen) wollen u.a. auf den Gebieten
der Zellbiologie, Frühdiagnostika, Impfstoffe, Enzyme arbeiten.
Heidelberg ist zum Zentrum pharmazeutisch ausgerichteter Gentechnolgie
geworden.
Die Firmen BASF, Boeringer, Merck bestimmen über die "Gesellschaft
zur Förderung molekularbiologischer Forschung in Heidelberg
e.V." maßgeblich, welche Grundlagenforschung an der Uni
betrieben wird. Im Technologiepark Heidelberg ist es vor allem die
Firma BASF aus Ludwigshafen, die auf alle Forschungsergebnisse ihre
direkten Zugriffsmöglichkeiten gesichert hat.
Es rührt sich Widerstand
Dies ist unser Beitrag zu dem Kongreß "Frauen gegen
Gentechnik und Reproduktionstechnik" in Bonn [14],
den wir als Ausdruck radikaler Ablehnung von Frauen dieser Technologie
sehen.
Unsere Hoffnung auf Befreiung nährt sich aus dem Kampf gegen
dieses menschenfeindliche System und seine Technologie.
Frauen, stört ihr Programm, laßt die Herren nicht in
Ruhe forschen, schafft für dieses Land ein ungünstiges
Investitionsklima auf allen Ebenen!
Gruß und Kuß - Rote Zora
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