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Anschlag gegen Siemens, Witten + Braunschweig
(November 83)
Siemens- Elektronik: "Von der elektrischen Zahnbürste
bis zum Rollstuhl - alles im Dienste der Menschheit!"
Ob im Rechenzentrum der Bundeswehr, bei den Zielsuchgeräten
der Tornados, den Panzern Leopard oder Gepard, der Panzerabwehrrakete
Milan, ob bei militärischen Funk- und Radaranlagen, ob beim
Ausbau des neuen NATO- Nachrichtensystems NICS (nato- integrated
communication systems, eine Zusammenführung sämtlicher
ziviler und militärischer Fernmeldeeinrichtungen, wozu die
Glasfaserverkabelung der BRD nötig ist): überall ist Siemens-
Elektronik mit von der Partie. Keine NATO- Strategie ohne Siemens-
Technik, kaum ein Krieg, an dem Siemens sich keine goldene Nase
verdient hätte.
Siemens
ist der zweitgrößte Rüstungskonzern der BRD (auf
den Rüstungsumsatz bezogen) und ist führend an der Forschung
für Militärtechnologie beteiligt. Mikroelektronik ist
für die Weiterentwicklung der Waffensysteme von entscheidender
Bedeutung. 2/3 der Kosten für die neuen Waffen entfallen auf
ihre Elektronik. Die Entwicklung der Mikroelektronik ist wie alle
Hochtechnologie militärischen Ursprungs.
Informationstechnologie ist ein zentrales Instrument zur Kriegsführung
nach innen und außen: Computerdateien, Überwachungsanlagen
auf Straßen, in Betrieben und Knästen, Personalinformationssysteme
wären ohne Mikroelektronik undenkbar. Das BKA und die Landeskriminalämter
sind mit Siemens- Computern ausgerüstet. Siemens ist immer
gut im Rennen, wenn staatlich finanzierte Aufträge zu holen
sind.
Daß Siemens seinen Anteil an Unterdrückung und Krieg
so gerne unter dem Deckmantel eines Konzerns - von der elektrischen
Zahnbürste bis zum Rollstuhl - alles im Dienste der Menschheit
- versteckt, ist ein Grund mehr für uns, seine glatte Fassade
zu zerkratzen, sein sauberes Image zu zerstören. Damit seine
Verantwortung an Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung sichtbar
wird, haben wir in der Nacht zum 6. November an zwei Werken der
Siemens- Kommunikationstechnik in Braunschweig und Witten Sprengsätze
gezündet.
"Computergesteuerte Maschinen brauchen keine Kaffeepausen
und sind besser als Türkenfrauen!"
Nicht nur im militärischen Bereich meint Siemens einer glorreichen
Zukunft entgegenzugehen: Mikroelektronik ist Voraussetzung für
die Umstrukturierung des Arbeitsprozesses. "Computergesteuerte
Maschinen brauchen keine Kaffeepause und sind besser als Türkenfrauen!"
Rationalisierung ist wichtigstes Mittel zur Profitsicherung in sämtlichen
Produktions- und Dienstleistungsbereichen. Gerade im Bürosektor
werden Frauenarbeitsplätze wegrationalisiert, es entstehen
neue Arbeitsplätze als Teilzeitarbeit, Aushilfen, Heimarbeit,
die enorme Verschlechterungen mit sich bringen. Siemens ist auch
hier ganz vorn: es läuft bei Siemens ein Pilotversuch mit Frauen,
die ihre Schreibarbeiten zu Hause am selbstfinanzierten Telegerät
machen. Erste Ergebnisse: sehr günstig für Siemens - geringerer
Preis pro Seite, keine Sozialabgaben, keine Arbeitsplatzkosten.
Durch die Vernichtung von Arbeitsplätzen konnte der Konzern
1982 seine Gewinne um 16% steigern - 30.000 verloren in den letzten
Jahren bei Siemens ihren Arbeitsplatz. Durch die Vernichtung von
Arbeitsplätzen trägt Siemens dazu bei, einen Markt von
entrechteten, noch billigeren, immer verfügbaren Arbeitskräften
zu schaffen. Es sind dann dieselben, die durch die Hintertür
über Sklavenhändler, ohne vertragliche Absicherung, zu
niedrigsten Löhnen und gefährlichen Arbeitsbedingungen
wieder bei Siemens auf AKW- Großbaustellen arbeiten (z.B.
Philipsburg).
Frauen in Weltmarktfabriken: "Flink, geschickt und unterwürfig..."
Mit Vorliebe investiert Siemens in Ländern mit faschistischen
Diktaturen. Um die bestehenden Machtverhältnisse in den jeweiligen
Ländern zu stützen, werden Militärhilfe und Waffen
an die Machthaber geliefert. So liefert Siemens militärische
Aufrüstung und Überwachungssysteme an Südafrika,
um den Widerstand der namibischen Befreiungsbewegung [11]
zu brechen.
Das "günstige Investitionsklima" und das "phantastische
Lohnniveau" finden die Siemens- Manager von Portugal bis Südafrika
und von Argentinien bis Indonesien. Ausländische Regierungen
werben westliche Multis mit der Geschicklichkeit und Unterwürfigkeit
ihrer (!) Frauen für Investitionen an. In der Mikrochipproduktion
der asiatischen Länder arbeiten bis zu 95% Frauen. Unter miesesten
Bedingungen, ohne Absicherung, für Hungerlöhne arbeiten
diese Frauen in der Regel 4 Jahre lang, bis sie durch die ständige
Überanstrengung ihrer Augen an den Mikroskopen fast blind sind.
Dann bleibt ihnen nur noch die Prostitution oder sie werden von
skrupellosen Frauenhändlern in die BRD oder die USA verschleppt.
Der Kreis schließt sich: die Grundlagen der neuen Technologien
werden durch Überausbeutung der Frauen in den Ländern
der 3. Welt geschaffen, werden hier eingesetzt zur Veränderung
der Produktion mit computergesteuerten Maschinen, Industrierobotern
und im Büro- und Verwaltungsbereich mit den neuen Informations-
und Kommunikationsmedien. Die Folgen hier sind: Entlassungen und
verschäfte Ausbeutung - besonders auch für Frauen.
Gegen den imperialistischen Normalzustand hilft nur unser Zorn!
Daß Teile der Friedensbewegung so eingleisig auf die Mittelstreckenraketen
starren, erweckt leicht den Anschein, mit der Entscheidung über
die Stationierung würde Krieg und Frieden entschieden:
- dabei wird vergessen, daß unzählige Menschen in den
sog. Entwicklungsländern Tag für Tag der offenen und
versteckten Völkermordpolitik der westlichen Imperialisten
zum Opfer fallen - künstlich erzeugte Hungersnöte, Zwangssterilisation
und Krieg im Namen von Fortschritt und Freiheit nach westlichem
Muster.
- dabei wird vergessen, daß auch hier die Interessen der
Herrschenden mit immer drastischeren Formen der Ausbeutung und
Repression gegen uns durchgesetzt werden.
- dabei wird vergessen, daß es unsere alltägliche Unterdrückung
ist, die den "inneren Frieden" sichert, den sie für
ihre imperialistische Kriegspolitik nach außen braucht.
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