 |
Aktion gegen den Frauenhändler Günter Menger, Münster
(August 83)
Ich hab mir eine Frau gekauft (Bild 1983)
Das Geschäft blüht weiter mit dem Frauenhandel aus den
Ländern der sog. 3. Welt. In Zeiten verschärfter Lebens-
und Arbeitsbedingungen hier ist es immer noch möglich, sich
durch die Strukturen imperialistischer Ausbeutung zu bereichern,
wenn mann nur den richtigen Geschäftssinn entwickelt.
Günter Menger aus Münster in Hessen ("Imta"),
einer der ältesten und größten im Geschäft,
hat seinen Handel mit asiatischen Frauen mittlerweile ausgedehnt
auf Frauen aus Afrika und Lateinamerika. Sein Geschäft, zu
dem auch die Organisierung entsprechender Reisen in diese Länder
gehört, betreibt er im schmucken Familienhaus auf dem Land
mit ASIA- Bar und als Werbeattraktion eine asiatische Pappfrau in
Lebensgröße am Fenster des Wohntrakts.
Unser Widerstand gegen diese frauenverachtenden Praktiken wird
nicht abbrechen, darum haben wir am 19.8.83 den Flughafen- Service-
Bus des Frauenhändlers Menger in Brand gesetzt. Daß er
wegen dieser Geschäfte schon in den 70er Jahren ein Ermittlungsverfahren
wegen Menschenhandel und Begünstigung der Prostitution anhängen
hatte, zeigt uns nicht, wie eifrig die Staatsanwälte in solchen
Fällen ermitteln, sondern wie "dick" der Typ im Geschäft
steckt. Seine Geschäftspraktiken sind ein Beispiel dafür,
wie fließend die Grenzen sind zwischen dem Verkauf als Prostituierte
und Ehefrau.
Das Verschleppen der Frauen in Bordells, in denen sie unter übelsten,
gewalttätigen Bedingungen in Gefangenschaft gehalten werden,
ist die unbeschreiblich offen brutale Form der Versklaverei, und
findet auch die gesellschaftliche Ächtung, wenngleich wenig
dagegen unternommen wird, weil sie im kontrollierten Maß auch
Bestandteil der Gewaltverhältnisse hier sind.
Der Verkauf als Ehefrau dagegen gilt hier als seriöses Geschäft.
Immerhin erwirbt sich der Ehemann einen rechtmäßigen
Eigentumstitel über die Frau, und die Funktion der Frau als
Dienerin des Mannes, dem sie emotional und körperlich zur Verfügung
steht, deckt sich mit der herrschenden Familienideologie hier.
Sexismus und Rassismus sind hier so tief verankert, daß es
für die weißen Männer eine Selbstverständlichkeit
ist, sich die Frauen der 3. Welt nach ihren Bedürfnissen anzueignen
- wie die Rohstoffe und Naturschätze dieser Länder. "Bild"
wirbt für das Geschäft mit der Serie "Wie kaufe ich
mir eine Frau?" und die Vermittler fänden es einen "Jammer,
die süßen Blumen ungepflückt zu lassen", wo
sie doch hier dafür garantieren können, daß die
Männer - selbst Alte, Kranke, Verklemmte - über eine Frau
nach ihrem Geschmack verfügen können: knackig jung, exotisch,
anspruchslos. Daß die ausweglose Situation dieser Frauen,
in die die imperialistischen Länder sie gebracht haben, ihnen
wenig Wahlmöglichkeiten läßt, hat die Rote Zora
in ihrer letzten Erklärung aufgezeigt.
(Brandanschlag auf das Auto des Heiratsvermittlers Kirschner und
Sprengstoffanschlag auf die philippinische Botschaft). Wie sehr
die Männer es als ihr Recht ansehen, die Frauen wie Ware zu
behandeln, anzubieten und zu verkaufen, durchnummeriert, austauschbar,
im Sonderangebot (Menger hält sogar Betten zum Ausprobieren
bereit), zeigt die Reaktion von Kirschner - wir haben ihn nicht
vergessen -, der es nicht verstehen will, wegen seiner seriösen
Geschäfte angegriffen zu werden.
Die philippinische Regierung reagierte offiziell betroffen auf
den Angriff auf ihre Botschaft. Eine Pressekampagne wurde gestartet,
in der sie diese Form der Handelsbeziehungen zwischen den Ländern
verurteilt und sich auf die Seite "ihrer " Frauen stellt.
Sie verteidigt ihr nationales Ansehen gegen diese Geschäfte,
denen Anrüchiges anhaftet. Dazu kommt noch eine Portion männlicher
Chauvinismus. Angeblich will sie hart durchgreifen gegen solche
Praktiken des Frauenhandels, während sie andererseits den Sextourismus,
drittwichtigste Deviseneinnahme der philippinischen Wirtschaft durch
staatliche Subventionen fördert. Sie schafft weiterhin die
Voraussetzungen dieses Frauenhandels, betreibt den Ausverkauf des
Landes an multinationale Konzerne, die dem philippinischen Volk
die materielle Lebensgrundlage raubt, ihre ökonomischen und
kulturellen Lebenszusammenhänge zerstört und sie somit
den Ausbeutungstrategien unterwirft. Den wachsenden Widerstand im
Land dagegen versucht sie mit brutalsten Repressionen niederzuschlagen.
Solange wir noch fühlen und denken können, werden diese
Herren uns nicht los!
[Zurück zum Inhaltsverzeichnis] [weiter]
|