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Früchte des Zorns

Aktion gegen Firma REWE, Wesel

(November 87)

Auch REWE verdient an der Unterdrückung der schwarzen Frauen!

Weltweit bestimmten frühkapitalistische Ausbeutungsverhältnisse das Bild in den Weltmarktfabriken, den Außenstellen der Multis oder den riesigen Agrarplantagen. Immer wieder sind es die Frauen, die diese Unterdrückung doppelt und dreifach ertragen müssen.

Eines der gravierendsten Beispiele dafür ist die Obst-, Gemüse- und Konservenproduktion in Südafrika. Die Früchte, die in den Zeitungsannoncen der hiesigen Supermarktketten als Sonderangebot offeriert werden, sind das Produkt von Frauenarbeit, unter Bedingungen, die die gesamte Breite der kapitalistischen und sexistischen Unterdrückung darstellen:

Durch die Technisierung der Anbaumethoden und den dadurch verringerten Arbeitskräftebedarf haben Arbeiterinnen meist nur noch den Status von Saisonarbeiterinnen oder Tagelöhnerinnen; gleichzeitig haben sie auch die gesundheitlichen Folgen der Kapitalisierung der Landwirtschaft - die durch Pestizid- [12] und Kunstdüngereinsatz entstehenden Krankheiten - zu tragen. Sie werden für die gleiche Arbeit weit geringer entlohnt als die Männer, wenn sie überhaupt Geld erhalten und nicht in Naturalien (z.B. Trauben oder Tomaten) "ausgezahlt" werden. Sie arbeiten durchschnittlich 60 bis 70 Stunden in der Woche, ohne Arbeitszeitbegrenzung oder Überstundenentlohnung, wobei oft auch noch die Kinder umsonst mitarbeiten müssen, da die Mütter nicht wissen, wo sie den Nachwuchs während der Arbeit lassen sollen.

Frauen werden durch die Paßgesetze gezwungen, ihr Leben lang auf Farmen zu arbeiten, während die Gesetze auf der anderen Seite weder Sozialleistungen noch Mutterschaftsurlaub vorsehen. Darüberhinaus sind sie der alltäglichen Gewalt der weißen Vorarbeiter ausgesetzt, wobei selbst die Tatsache, daß Südafrika die weltweit höchste Vergewaltigungsquote hat, wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs des permanenten Gewaltverhältnisses sichtbar werden läßt.

Wenn die Landwirtschaft im Staat der Buren auch eines der augenfälligsten Beispiele für die Unterdrückung der Frauen ist, so erschöpft sie sich darin noch lange nicht. Für Frauen heißt es seit dem Bestehen des rassistischen Systems, dreifach unterdrückt zu sein und dagegen zu kämpfen:

Als Schwarze unterliegen sie der gesamten rassistischen Unterdrückung durch die selbsternannte weiße Herrenrasse;

  • als Teil der schwarzen Unterklassen werden sie in den miesesten Jobs mit den schlechtesten Löhnen ausgebeutet und vernutzt
  • und als schwarze Frauen sind sie aufgrund ihres Geschlechts immer mit Männergewalt und - herrschaft konfrontiert.

Konkret bedeutet dies für schwarze Frauen u.a.:

  • daß sie als "Minderjährige" lebenslänglich unter der Vormundschaft ihrer männlichen Verwandten stehen,
  • daß sie bei einem Tod des Mannes ihr Wohn- und Landrecht verlieren,
  • daß durch die Praxis der Wanderarbeit die Familien zerrüttet sind und Frauen meist allein die Verantwortung für Kinder und Lebensunterhalt haben,
  • und daß sie einer rassistischen Bevölkerungspolitik ausgesetzt sind, die durch Zwangssterilisation und Drei- Monats- Spritzen versucht, den Anteil der schwarzen Bevölkerung zu senken.

TranskeiGleichzeitig bilden Frauen die Grundlage jeglichen Widerstandes, was nur allzuoft übersehen wird. Sie schaffen erst die Bedingungen, die in den überfüllten Slums der Townships oder den vertrockneten Homelands das Überleben sichern. Sie organisieren den Widerstand gegen Umsiedlungen und Mietpreiserhöhungen und protestieren in Form von Boykotten und Überfällen auf Großhändler gegen Wucher und Kollaboration. Sie machen die großen Streiks - wie kürzlich die der Daimler- Arbeiter und der Bergleute - erst möglich, weil sie durch ihre Arbeit und ihre Organisation die ohne Streikgeld zurückkommenden Wanderarbeiter versorgen. Genauso kämpfen Frauen in den militanten Gruppen der Townships oder der Guerilla.

Diesem Kampf der Frauen gehört unsere Solidarität, nicht nur in Zeiten der tagespolitischen Aktualität. Es geht um internationale Solidarität jenseits von Konjunkturen und politischer Mode. Und es geht darum, die Multis und Konzerne, die als Teil einer weltweiten imperialistischen Ausbeutungsstruktur das rassistische Regime stützen, anzugreifen.

Der ehemalige Premierminister von SA Vorster hat 1972 geäußert: "Jeder Kauf eines südafrikanischen Produkts ist ein neuer Baustein für die Mauer unseres Fortbestehens." Darauf antworteten kirchliche Frauengruppen, deren Verdienst es ist, seit Jahren den Boykott südafrikanische Waren zu propagieren, daß sie nicht an dieser Mauer mitbauen wollten, da diese auf Apartheid gründe.

Wir wollen diese Mauer zerstören. Uns geht es nicht um halbherzige Sanktionen oder wortgewaltige Stellungnahmen. Wir wollen, daß die Waren aus den Regalen verschwinden.

Aus diesem Grund waren wir am 31.10.1987 in der Weseler Niederlassung der REWE- Gruppe. REWE ist eine diese Warenhausketten, die letztlich von der Ausbeutung der schwarzen Frauen profitieren. In über 7.000 Geschäften dieser Gruppe [...] werden täglich Obst und Gemüse sowie Konserven aus Südafrika verschachert. REWE verkauft nicht nur im Einzelhandel, sondern beliefert auch in großem Umfang Großverbraucher wie Kantinen, Krankenhäuser und Großküchen. Bezeichnend für den Profit aus dem Geschäft mit südafrikanischem Obst und Gemüse, welches selbst nach einem Transport über zehntausende von Kilometern und den damit verbundenen Frachtkosten hier noch "konkurrenzfähig" sein kann, ist ein Satz aus einer Konzernmitteilung 1986. "...verzeichnen die Spezialgroßhandlungen (Obst, Gemüse, Großverbraucher) außerordentlich gute Ergebnisse."

Solidarität mit dem Befreiungskampf der schwarzen Frauen und Männer in Südafrika!


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