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Aktion gegen die Zahnradfabrik, Friedrichshafen und gegen Daimler,
Schwäbisch- Gmünd
(Oktober 85)
Wir haben in der Nacht vom 13.10. auf den 14.10.85 den Stromversorgungsmast
der Zahnradfabrik Friedrichshafen AG (ZF) und die Niederlassung
von Daimler Benz in Schwäbisch- Gmünd mit Sprengsätzen
angegriffen.
Daimler Benz - nach der Übernahme von MTU und Dornier mit
einem für 1985 angepeilten Umsatz von über 50 Milliarden
DM wohl der zweitgrößte Rüstungskonzern nach Siemens
- ist schon lang eine der wichtigsten Stützen des faschistischen
Systems der Republik Südafrika (RSA):
Schon 1972 reiste der Chef der südafrikanischen Streitkräfte,
General Hienstra, auf Kosten der Firma quer durch die BRD anlässlich
eines Abschlusses eines beträchtlichen Unimog- Geschäfts.
Die Zahlen sind gängig: weit über 6.000 dieser Fahrzeuge
wurden bis heute verschifft, zum Teil direkt ab Werk Gaggenau -
versehen mit Tarnbeleuchtung, infrarotabweisender Lackierung, schußsicheren
Führerhauben, Waffenhalterungen für Maschinengewehre und
Raketen.
Direkt vor Ort in East- London/ Pretoria produziert die Mercedes
Benz of South Africa samt ihrer 13 Tochtergesellschaften Motoren
und sog. Nutzfahrzeuge, zu 50,1% im Besitz von Daimler Benz; 23,4
% gehören der schweizerischen Ernst- Göhner- Stiftung,
26,5% der südafrikanischen Volkskas. Aus strategischen Gründen
ist ein anderer Motorenhersteller als Daimler Benz in der RSA nicht
zugelassen. Der heutige Kriegsminister General Malan erklärte
das anlässlich der Volkskas- Jahresversammlung im August 1980
so: "Total strategy heißt, daß jedes Mittel des
Staates eine Waffe wird. Es handelt sich um eine Schlacht, in der
der Soldat in den Hindergrund rückt. Aber der Geschäftsmann,
der Diplomat, der Wirtschaftswissenschaftler, der Industriemanager,
der Psychologe etc. rücken in den Brennpunkt der Szene. Ebenso
sind Diplomatie, Industrie, Handel und Technologie Waffen geworden.
Dabei ist die Wirtschaft eines der Hauptschlachtfelder ..."
Im
Zuge der staatlichen Koordination dieser Terrormaschinerie, gestützt
auf das national supplies procurement nr. 89, wonach das südafrikanische
Kriegsministerium jederzeit die Möglichkeit hat, zivile Betriebe
"wenn es für die Sicherheit des Landes notwendig ist"
auf Rüstungsproduktion zu verpflichten, hat also Daimler Benz
das Monopol auf die Motorenproduktion, mit der z.B. 1978 300 Fahrzeuge
zum Einfall nach Namibia ausgestattet wurden - Motoren, die sämtliche
Jeeps der Army antreiben oder die bei Atlantic Diesel Engines S.A.
in Lizenz für gepanzerte Mannschaftswagen, Panzer und Kampfschiffe
gebaut werden.
Nur, "verpflichtet" werden zu dieser Produktion mußte
Daimler Benz nie! Für den Profit läßt der Konzern
in der RSA 5.400 Arbeiter schwitzen, davon 3.000 Schwarze. Und wenn
die Wirtschaft des Landes im Niedergang begriffen ist, dann werden
auch mal einige von ihnen auf die Straße gesetzt - wie geschehen
Anfang dieses Jahres, als 280 schwarze Arbeiter abtransportiert
wurden. Erst 1981, durch den Druck interner Fabrikkämpfe und
zunehmender internationaler Solidarisierung verzichtete die Firma,
die hierzulande viel auf ihre freiwilligen Sozialleistungen und
humane Arbeitsplatzgestaltung gibt, auf die räumliche Aufteilung
der Kantinen, Duschen usw. für Schwarze und Weiße. Bis
dahin wurden für Schwarze Löhne nur knapp über dem
Existenzminimum gezahlt, gewerkschaftliche Betätigung für
Schwarze war generell verboten, Aufstiegschancen und Bildungseinrichtungen
existierten nur für Weiße. Wenn sich das geändert
hat, dann ist es Resultat der Klassenkämpfe, sicher aber nicht
Auswirkung dieser dreckigen Unternehmerphilosophie!
Abgerundet wird das Bild mit den Aktivitäten der Tochter MTU,
die mit Motoren für Minenkampf- und Raketenschnellboote sowie
mit C- 160- Transall- Triebwerken die Marine und Luftwaffe der RSA-
Army versorgt.
Doch was wären alle diese verdammten Motoren ohne die Technik
und das Know- How der Zahnradfabrik Friedrichshafen AG (ZF), Europas
größtem Getriebehersteller! In den meisten Militärfahrzeugen
arbeiten ZF- Getriebe und - Lenkungen. ZF liefert Lizenzen, Konstruktionspläne
und Kapital für den Aufbau eines neuen Unternehmens in der
RSA, der "AS - transmissions and steerings", die zur Zeit
durch Ausbau der Maschinenfabrik Sandock- Austral (Herstellung von
gepanzerten Fahrzeugen, Schiffen und Spezialgetrieben) entsteht,
um als Direktzulieferer der Atlantic Diesel Engines- Motoren zu
fungieren. Und das über alles Geschwätz von Boykott, Sanktion
usw. hinweg.
Die Kooperation zweier deutscher Rüstungskonzerne, Daimler
Benz und ZF unter den Fittichen der südafrikanischen Army zur
Stützung eines faschistischen Systems, dem das international
kämpfende Proletariat den Krieg erklärt hat!
Die gegenwärtigen Kämpfe der schwarzen Mehrheit gegen
das weiße Rassistenregime sind im Kern Klassenkämpfe.
Sie richten sich gegen die weiße Bourgeoisie und das internationale
Kapital, die beide die Apartheid als politisches System zur Durchsetzung
ihrer Herrschaft benutzen. Hunger, Entrechtung der schwarzen Arbeiter,
Verbot der meisten ihrer Gewerkschaften, Verhaftung, Folter und
Mord bei Zuwiderhandlung - das ist bis heute die "gesicherte
Rechtsordnung", die das westdeutsche Kapital so bejubelt. Die
höchsten Profitraten der Welt, d.h. höchste Ausbeutung
der Arbeiter bei niedrigsten Löhnen, das ist die eigentliche
Funktion der Apartheid, der spezifischen Verknüpfung von Rassismus
und kapitalistischer Produktionsweise.
Außerdem gilt die RSA als klassisches Rohstoffland im südlichen
Afrika mit großen Vorkommen an strategischen Mineralien wie
Chrom, Mangan, Asbest sowie Gold und Uran, die fast ausschließlich
durch transnationale Konzerne kontrolliert sind.
Zur Absicherung der imperialistischen Interessen wurde die südafrikanische
Armee mit modernsten Waffen und Geräten ausgestattet und in
die NATO- Strategie integriert. Die RSA besitzt die stärkste
Armee in Afrika und stellt durch die Besetzung Namibias [1]
und militärische Aggressionen gegen die Nachbarländer
auch eine ständige Bedrohung für die Völker in Angola
und Mozambique dar. Die RSA hat für den Süden Afrikas
dieselbe Funktion als Ordnungsmacht wie Israel im Nahen Osten. Mit
dieser Armee und durch ökonomischen Druck hält die RSA
die Märkte des südlichen Afrikas offen für die Ausplünderungsabsichten
der westlichen Industrienationen.
Die Verbrechen, die die Rassisten aus Pretoria im südlichen
Afrika begehen, sind nicht die Verbrechen eines isolierten, selbständigen
Regimes. Für jegliche Ausbeutung, jegliche Unterdrückung,
jeden Toten im Befreiungskrieg zeichnen die britischen, amerikanischen
und westdeutschen Imperialisten verantwortlich.
Allein die Bundesregierung vergibt Steuergeschenke in Millionenhöhe
an Firmen, die in der RSA tätig sind.
Bundesdeutsche Banken unterstützen das Regime durch Milliardenkredite
und sind gerade jetzt nach nach dem Teil- Rückzug [2]
anderer imperialistischer Länder zu einer der wichtigsten Stützen
der Rassisten geworden. Die BRD, deren ungebrochene faschistische
Tradition erst kürzlich die Ermordung von Günter Sare
[3] zu verantworten hatte,
ist inzwischen noch vor den USA zum wichtigsten Lieferland für
die rassistische RSA avanciert!
Die kämpfenden Revolutionäre in den
imperialistischen Metropolen haben die Aufgabe, die verantwortlichen Kräfte
für Unterdrückung und Auspressung der Völker Afrikas und der
ganzen Welt zur Rechenschaft zu ziehen! Der Befreiungskampf der Schwarzen
in Südafrika und unser eigener stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Wir in
den Zentren der Macht können den Klassenkrieg aufnehmen, ihnen hier
die Ruhe nehmen, die sie brauchen um die Reproduktion der internationalen
Ausbeutungsverhälmisse aufrechtzuerhalten. Die Entscheidung, den
Befreiungskampf hier zu führen, Seite an Seite mit den
kämpfenden Völkern der Welt, die Front des Befreiungskrieges
auch hier - in Westeuropa - aufzubauen, das ist PROLETARISCHER Ausdruck des
Bewußtseins unserer Klasse:
PROLETARISCHER INTERNATIONALISMUS , denn, wie die RAF und ACTION DIRECTE
in der gemeinsamen Erklärung vom 2.8.85 gesagt haben, "die internationale
Revolutionäre Front kann die Kräfte des Imperialismus zersplittern,
sie ist die konkrete Perspektive für den Sieg über die
imperialistische Maschine !" in diesem sinne.
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