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Anschlag gegen IBM Reutlingen
(März 83)
Die Bedeutung der IBM ist durch zwei Punkte gekennzeichnet: einmal
ist IBM einer der größten multinationalen Konzerne mit
einem Umsatz von 44 Milliarden Dollar (1982), zum anderen ist IBM
größter Computerhersteller der Welt. Beide Aspekte sind
unter kapitalistischen Verhältnissen insofern verquickt, als
der Computer eines der wichtigsten Rationalisierungsmittel ist,
als auch das einzige Instrument, Informations- und Steuerungsprobleme
in den Griff zu bekommen.
IBM leistet in der Computeranwendung selbst Schrittmacherdienste,
um die Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung (EDV) voranzutreiben.
Ziel ist die Einsparung von Arbeitskräften, die Automatisierung
von Produktionsabläufen und Verwaltungsprozessen, innerbetriebliche
Kontrolle der Arbeiter, umfassende Verbesserung von Information
und Kommunikation zwischen Konzernleitung und den Zweigbetrieben.
Die Kapitalisten sind so in der Lage, Widerstand in den Betrieben
im Vorfeld zu zerschlagen, das Personaldatensystem liefert jederzeit
ein vollständiges Bild des einzelnen Arbeiters. Wieviel hat
er produziert, verhält er sich kooperativ am Arbeitsplatz und
zu den Vorgesetzten, wie lebt er in der Freizeit, ist er gewerkschaftlich
organisiert, wie oft war er krank.
Die AOK Baden- Württemberg zum Beispiel, ausgestattet mit
einem IBM- Rechnerverbund, verfügt über die Daten von
7 Millionen Personen und führt für 86.000 Unternehmen
die Konten. Über dieses Datensystem ist der Zugriff auf die
Krankheitsstatistik aller Arbeiter für die Unternehmer gesichert.
In Bezug auf Personalplanung und Steuerung ist IBM selbst Musterbetrieb.
Der Personalbereich soll ähnlich langfristig geplant und flexibel
kontrolliert werden wie die Produktion. Dazu ist ein Betriebssystem
notwendig, das menschliche Beziehungen erfaßbar miteinschließt,
in dem die Gegensätze zwischen Vorgesetzten und Untergebenen
verwischt, rationell gestaltet, überschaubar, regelbar und
damit planbar macht. Dies gelingt nur, wenn die abhängig Arbeitenden
mitspielen, wenn sie sich mit den vorgegebenen Planzielen identifizieren
und sich im Betrieb integrieren. IBM hat dafür ein umfangsreiches
Gehirnwäscheprogramm entwickelt, das die Illusion eines demokratischen
Betriebes erweckt. Über Kummerbriefkästen und Beschwerdestellen
werden die Arbeiter zur Kritik aufgefordert. Das ermöglicht
der Betriebsführung, Unruheherde frühzeitig zu erfassen.
Belohnungen für produktivitätssteigernde Ideen binden
den Arbeiter an die Probleme der Computerfertigung. Organisierte
gemeinsame Freizeiten der Arbeiter sollen das Gefühl vermitteln,
sie gehören alle zur IBM- Familie. So schafft sich IBM bis
ins Detail Überblick über das Leben ihrer Arbeiter, die
nicht nur in der Produktion, sondern auch als Werbeträger und
Öffentlichkeitsarbeiter nach außen funktionieren sollen
. Zusätzlich verfügt IBM über einen starken Überwachungsapparat.
Kameras sind installiert, Telefongespräche werden abgehört.
Gehirnwäsche und Kapitalismuspropaganda beschränken sich
längst nicht auf den eigenen Konzern. Mit IBM- finanzierten
öffentlichen Kunstausstellungen und Musikveranstaltungen, über
betriebseigene Zeitschrift und gekaufte Fernsehprogramme schaltet
sich IBM direkt ins kulturelle Leben ein. Die 5.000 Bildschirmtextcomputer
der Bundespost sind IBM- Technologie, ein aktiver Beitrag zur kapitalistischen
Medienpolitik.
In den NATO- Stabsrahmenübung WINTEX werden Zivilverteidigung
zur Aufrechterhaltung der Staatsgewalt und der inneren Sicherheit
und die direkte Unterstützung der NATO durch den Zivilschutz
und die Zivilverwaltung im Krisenfall und Krieg geprobt. Das NATO-
Informationssystem ist IBM- System.
Deshalb ist es wohl auch kein Zufall, daß sich im selben
Gebäude auch das Wehrkreiskommando der Bundeswehr, die Hamburg-
Mannheimer Versicherung, der Metallarbeitgeberverband Hohenzollern,
die Brücke - Organisation zur Förderung und Weiterbildung
von Führungskräften - und das Arbeits- und Sozialgericht
befinden.
Wir wollen an dieser Stelle nochmals deutlich sagen, daß
sich unsere Angriffe niemals gegen die Menschen der unterdrückten
Klasse richten, sondern gegen die imperialistischen Technokraten,
die die Fäden dieses unmenschlichen Systems in der Hand halten,
gegen deren Institutionen und Strukturen, mit denen sie uns alle
terrorisieren. [...]
Die antiimperialistische Front aufbauen!
Erfüllung der Forderungen nach Zusammenlegung der Gefangenen
in Gruppen!
Kampf der elektronischen Totalkontrolle!
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