Vorbemerkung Kapitel IV
Die Auseinandersetzung um Hans- Joachim Klein
Am
21. Dezember 1975 überfiel ein palästinensisch- deutsches
Kommando die OPEC- Konferenz in Wien und nahm elf Ölminister
aus erdölproduzierenden Ländern als Geiseln, um materielle
und ideologische Unterstützung für die palästinensischen
Befreiungsbewegungen zu erreichen. Diesem Kommando gehörte
auch Hans- Joachim Klein an, ein Mitglied der Revolutionären
Zellen.
Im Verlauf der Besetzung wurden drei Sicherheitsbeamte getötet,
Hans- Joachim Klein durch Querschläger schwer verletzt. Nach
Verhandlungen mit den Sicherheitskräften erhielt das Kommando
mit den Geiseln freien Abzug und konnte nach Algerien ausfliegen.
1977 veröffentlichte der "Spiegel" einen Brief von
H.- J. Klein, in dem er erklärte, daß er sich von der
Guerilla getrennt habe, sich vom bewaffneten Kampf distanziert und
mit diesem Brief an den "Spiegel" zwei von den Revolutionären
Zellen geplante Attentate auf die Leiter der Jüdischen Gemeinden
in Berlin und Frankfurt verhindern wolle.
Die Revolutionären Zellen nehmen mit der Erklärung "Die
Hunde bellen und die Karawane zieht weiter" vom 24. Mai
1977 zu den Vorwürfen Stellung.
Ein Jahr später, im Oktober 1978 erschien in der französischen
Zeitung "Libération" ein ausführliches
Interview mit Hans- Joachim Klein. Er beschreibt darin den Ablauf
der OPEC- Aktion aus seiner Sicht, die Zusammenarbeit der Revolutionären
Zellen mit der palästinensischen Befreiungsorganisation PFLP
und die Gründe für seinen Ausstieg aus der Guerilla.
Mit dem Text "Hunde, wollt
ihr ewig bellen" vom 25. November 1978 antworten die RZ
nochmals auf die Äußerungen Kleins. Um dem Wechselspiel
von Darstellung und Gegendarstellung zu entgehen, in dem letztlich
keine Klärung zu erreichen sei, verwiesen sie auf ihre Theorie
und Praxis der vergangen acht Jahre, an der ihre Politik überprüfbar
sei.
Vor allem in Frankfurt, wo Hans- Joachim Klein bis 1975 gelebt
hatte, wurde eine heftige Auseinandersetzung um ihn und seinen Ausstieg
aus der Guerilla geführt. Die Behauptung Kleins, auf der "Liquidierungsliste"
der Guerilla zu stehen, da er zu viele Internas wisse, beantworteten
die "Jemande" aus der Frankfurter Sponti- Szene mit der
Drohung, "Wir kennen viele Namen. Wir würden nicht davon
zurückschrecken, sie zu nennen." (Pflasterstrand, 10/1977)
Nachzulesen ist diese Auseinandersetzung in verschiedenen Ausgaben
der "Metropolenzeitschrift" Pflasterstrand von 1977, teilweise
ist sie in Hans- Joachim Kleins Buch "Rückkehr in die Menschlichkeit"
von 1979 dokumentiert.
Sowohl der Brief H.- J. Kleins an den Spiegel, sein Interview in
der Libération und der Text "Die Hunde bellen, die Karawane
zieht weiter" sind aus Platzgründen gekürzt. Am Ende
der jeweiligen Texte sind die Quellen für die vollständigen
Texte angegeben.
Die
Überwachung des in der Atomindustrie beschäftigten Maschinenbauingenieurs
Klaus Traube wurde durch seinen Kontakt mit Hans- Joachim Klein
ausgelöst. Am 1. Januar 1976 brachen Beamte des Kölner
Verfassungsschutzes in sein Haus ein und installierten in seinem
Arbeitszimmer eine Wanze.
Traube wurde ohne Angabe von Gründen von seinem Arbeitgeber,
der Firma Interatom, entlassen, nachdem die Verfassungsschützer
auf ihn als "Sicherheitsrisiko" hingewiesen hatten. Erst
nachdem der Spiegel im März 1977 ihm zugespielte Informationen
über diesen "Lauschangriff" veröffentlichte,
wurden die Hintergründe der Entlassung bekannt - "der
Fall Traube" geriet zum Synonym für den "Atom"-
und Überwachungsstaat.
Der "Revolutionäre Zorn Nr. 3" schließt mit
einer Erklärung der RZ zum "Fall Traube" ebenso wie
die Aufforderung an den "Pflasterstrand", kein bisher
unveröffentliches Foto von H.- J. Klein abzudrucken.
Die Anmerkungen zu diesem
Kapitel befinden sich im Buch auf Seite 708 ff.
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