Spandauer Volksblatt, 07.02.1987
Anschlag auf Asylbewerberstelle
Schaden gering/ Bekennerschreiben der "Revolutionären
Zellen"
Mit einem Sprengstoffanschlag auf die Zentrale Sozialhilfestelle
für Asylbewerber (ZSA) an der Torfstraße 36 in Tiergarten haben
"Revolutionäre Zellen" in der Nacht zu gestern "gegen
die Asylpolitik der rassistischen Sonderbehörde" protestiert, wie
es in einem Bekennerschreiben heißt.
Der Anschlag sei von einem Pförtner gegen 6.15 Uhr entdeckt worden.
Wann die aus etwa 100 bis 200 Gramm brisanten Sprengstoffs bestehen de
Ladung explodierte, ist nach Auskunft des Staatsschutzes noch unklar. In
unmittelbarer Nähe der ZSA steht keine Wohnbebauung. Entfernt wohnende
Zeugen wollen nach Auskunft des Staatsschutzes gegen 23 Uhr am Donnerstag
ein Geräusch gehört haben.
Der Sprengstoff war möglicherweise in einem dünnwandigen
Metallbehälter untergebracht. Winzige Metallteilchen, die von der
Polizeitechnischen Untersuchungsstelle analysiert werden, seien gefunden
worden, berichtete der stellvertretende Leiter des Staatsschutzes, Dieter
Piete, dem VOLKSBLATT.
Die Stelle, an der der Anschlag verübt wurde, befindet sich an
einem schmalen Fußweg, der zur S-Bahn führt, etwa 30 Meter von
der Torfstraße entfernt und kann von dort nicht gesehen werden.
Hinter der Wand, an der die Sprengladung angebracht worden war, liegt nach
Auskunft Pietes ein Heizungsraum. Außer dem Loch in der Wand sei
jedoch kein weiterer Schaden entstanden.
Als Zünder sei vermutlich ein an eine Batterie angeschlossener
Wecker verwendet worden. In vier Selbstbezichtigungsschreiben an
Tageszeitungen und Presseagenturen bekannten sich die Revolutionären
Zeilen zu dem Attentat.
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