Berliner Morgenpost, 07.02.1987
Sachschaden bei Sprengstoffanschlag auf Sozialhilfestelle für
Asylbewerber
Detonation riß starke Außenwand auf § Extremisten
schickten Bekennerbrief
Offenbar politisch motivierte Täter haben in der Nacht zu gestern
einen Sprengstoffanschlag auf die Zentrale Sozialhilfestelle für
Asylbewerber (ZSA) an der Torfstraße in Wedding verübt. Menschen
kamen nicht zu Schaden. In Schreiben an Nachrichtenagenturen und Zeitungen
in der Stadt bekannten sich linksorientierte "Revolutionäre
Zellen" zu der Tat. In den Briefen begründeten sie das Attentat
mit einem "Kampf gegen die Asylpolitik" des Senats. Die Schreiben
sind mit einem fünfzackigen Stern und dem Kürzel "RZ"
unterzeichnet.
Die Täter hatten eine 100- bis 200- Gramm- Ladung eines brisanten
Sprengstoffs an der Außenwand eines Verwaltungsgebäudes am Boden
abgelegt. Die Detonation riß ein etwa 30 mal 40 Zentimeter
großes Loch in die 24 Zentimeter starke Außenwand aus
Sandstein. Rund vier Quadratmeter der Eternit- Außenverkleidung
wurden durch die Detonation ebenfalls beschädigt oder von den
Tätern heruntergerissen.
Ferner wurden zwei Heizkörper innerhalb des Gebäudes
zerstört. Direkt hinter dem Explosionsort liegt der Raum für die
Gasheizung, deren Zuleitungen allerdings unbeschädigt blieben.
Der Anschlag war vom Pförtner des Verwaltungsgebäudes,
Siegfried G. (48), bei seinem morgendlichen Rundgang entdeckt worden. Die
Explosion ereignete sich an einem Weg zwischen dem Gebäude und einem
Bahndamm, etwa 30 Meter von der Torfstraße entfernt.
Über die genaue Höhe des Sachschadens lagen gestern noch keine
Angaben vor. Ebenfalls unklar war, ob für diesen Anschlag dieselben
Täter in Frage kommen, die Ende Oktober 1986 den Leiter der
Ausländerbehörde, Harald Hollenberg, durch Schüsse in die
Beine verletzt hatten. Damals hatten sich ebenfalls die
"Revolutionären Zellen" zu dem Anschlag bekannt.
|