Der Generalbundesanwalt
Beim Bundesgerichtshof
-Pressestelle-
23.11.1999
Nr. 34
Pressemitteilung
Durchsuchungsaktion gegen einen mutmaßlichen Rädelsführer
der Berliner "RZ"
In einem Ermittlungsverfahren gegen einen mutmaßlichen Rädelsführer
der "Revolutionären Zellen/ Rote Zora (RZ)" hat der
Generalbundesanwalt heute Morgen acht Objekte in Berlin, Brandenburg
und Sachsen- Anhalt durchsucht und den
40 Jahre alten deutschen Staatsangehörigen Tarek Mohamad
Ali M.
auf Grund eines erweiterten Haftbefehls des Ermittlungsrichters
des Bundesgerichtshofes vom 18. November 1999 erneut festgenommen.
Der Beschuldigte. der morgen dem Ermittlungsrichter in Karlsruhe
vorgeführt wird, war am 19. Mai 1999 auf Grund des dringenden
Verdachts der Unterstützung der terroristischen Vereinigung
"RZ" festgenommen (siehe Pressemitteilung vom 20. Mai
1999) und am 7. Juli 1999 gegen Auflagen aus der Untersuchungshaft
entlassen worden. Die Ermittlungen begründen nunmehr den dringenden
Tatverdacht der Rädelsführerschaft in einer terroristischen
Vereinigung, des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und
anderer Straftaten.
Der Beschuldigte soll von Anfang 1986 bis Ende 1996 einer der führenden
Köpfe der Berliner Zelle der "RZ" und an folgenden
Anschlägen beteiligt gewesen sein:
- Am 28. Oktober 1986 kurz vor 8.00 Uhr wurde der damalige Leiter
der Berliner Ausländerbehörde Harald Hollenberg beim
Verlassen seines Hauses in Berlin- Zehlendorf durch zwei gezielte
Pistolenschüsse in die Beine verletzt. Das Körperverletzungsdelikt
ist verjährt.
- Am 1. September 1987 kurz nach 9.00 Uhr schoss der Beschuldigte
von einem Motorrad aus auf den damaligen Vorsitzenden Richter
am Bundesverwaltungsgericht Dr. Günter Korbmacher vor dessen
Wohnhaus in Berlin- Lichterfelde und verletzte ihn mit zwei Schüssen
am Unterschenkel. Das Körperverletzungsdelikt ist verjährt.
- Am 6. Februar 1987 brachten der Beschuldigte und weitere nicht
bekannte Personen an der Aussenmauer der Zentralen Sozialhilfestelle
für Asylbewerber in der Torfstraße in Berlin einen
selbst hergestellten Sprengsatz zur Explosion.. der die zentrale
Gasversorgung des Gebäudes treffen sollte. Die Explosion
riss lediglich ein Loch. Personenschaden entstand nicht.
Im Frühjahr 1995 bewahrte der Beschuldigte für die "RZ"
in einem im Bezirk Prenzlauer Berg von ihm angemieteten Keller etwa
10 kg des gewerblichen Sprengstoffes Gelamon 40 sowie Sprengschnur
auf, die unbekannte "RZ"- Mitglieder am 4. Juli 1987 in
Salzhemmendorf entwendet hatten.
An den exekutiven Maßnahmen sind drei Staatsanwälte
des Generalbundesanwalts sowie etwa 90 Beamte des Bundeskriminalamtes;
das mit den Ermittlungen beauftragt ist, der GSG 9, des Landeskriminalamtes
Berlin sowie der örtlichen Polizei in Brandenburg und Sachsen-
Anhalt beteiligt. Durchsucht werden vier Objekte, die der Beschuldigte
regelmäßig benutzt, sowie vier Wohnungen von Kontaktpersonen.
Fünf der acht Objekte liegen in Berlin. zwei in Brandenburg
und eines in Sachsen- Anhalt. Es wurden mehrere PC's, Disketten
und schriftliche Unterlagen sichergestellt. Die Untersuchung und
Auswertung der Asservate wird einige Wochen dauern.
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