Datum:
24.03.2001
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Zeitung:
ap
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Titel:
Roth macht sich angeblich für mutmaßliche RZ-Mitglieder
stark
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Roth macht sich angeblich für mutmaßliche RZ-Mitglieder
stark
Laut "Spiegel" verlangt auch Künast Freilassung
mehrerer Angeklagter - Grüne stützen Trittin
Berlin (AP) Führende Grünen-Politiker, darunter Parteichefin
Claudia Roth, sollen einem "Spiegel"-Bericht zufolge die
sofortige Freilassung mutmaßlicher Mitglieder der linksradikalen
"Revolutionären Zellen" (RZ) gefordert haben. Das
Nachrichtenmagazin berichtete am Samstag vorab, Roth und
Landwirtschaftsministerin Renate Künast seien Erstunterzeichner eines
Aufrufes, der sich für die Angeklagten des Berliner RZ-Prozesses stark
mache.
Das Schriftstück sei zu Verhandlungsbeginn am vergangenen
Donnerstag verbreitet worden, meldete das Blatt. Die Erstunterzeichner
hätten ihn jedoch schon im vergangenen Jahr unterschrieben. Laut
"Spiegel" ist in dem Aufruf von Anschlägen der RZ die Rede,
die sich gegen "die zunehmend inhumanere bundesdeutsche
Flüchtlingspolitik" richteten.
In dem Prozess vor dem Berliner Kammergericht wird vier
mutmaßlichen RZ-Mitgliedern im Alter von 50 bis 54 Jahren zur Last
gelegt, zwischen 1986 und 1991 an mehreren terroristischen Anschlägen
in Berlin beteiligt gewesen sein. Zudem wirft die Bundesanwaltschaft ihnen
Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor.
Unterstützung für Trittin
Die Anführer des linken Flügels der Grünen bereiten sich
darauf vor, Umweltminister Jürgen Trittin gegen
Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen zu schützen. Im
Vorfeld der Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
organisierten laut "Spiegel" Roth, die
nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn und
NRW-Landeschef Frithjof Schmidt den Unterstützerkreis für
Trittin, der nach seinem Skinhead-Vorwurf gegen CDU-Generalsekretär
Laurenz Meyer unter Druck steht.
"Trittin kann sich auf alle verlassen", wurde Schmidt im
"Spiegel" zitiert. Dem Bericht zufolge wittert Schmidt
"hinter Sturzgerüchten gezielte Manöver des
Realo-Flügels": "Wir sind bereit, Ärger zu machen, wenn
sie es versuchen." Schmidt habe die Mitglieder des
NRW-Landesvorstandes jeweils in Vier-Augen-Gesprächen auf seine Linie
eingeschworen.
Trittin und die Parteilinken hätten mit dem Bundesvorsitzenden
Fritz Kuhn einen Verbündeten vom Realo-Flügel. Kuhn habe kein
Interesse daran, jetzt einen neuen Bundesumweltminister aufzubauen.
Außerdem lasse sich Kuhn selbst die Option offen, Trittin 2002
abzulösen.
Höhn stellte sich hinter Trittin. Dessen Aussage über Meyer
sei falsch gewesen, sagte sie auf einem Parteitag der thüringischen
Grünen. Er habe sich entschuldigt und damit sei die Sache für sie
erledigt. Die CDU ziehe sich mangels eigener Qualität an dem Thema
hoch. Die Diskussion um den Satz "Ich bin stolz Deutscher zu
sein" halte sie für abstrus. Stolz könne man auf die
gemeinsamen Leistungen sein, die seit der Wiedervereinigung in Deutschland
vollbracht worden seien, sagte die Grünen-Politikerin.
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