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Datum:
18.12.2000

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Ex-RZ-Mitglied zu Bewährungsstrafe verurteilt

Ex- RZ- Mitglied zu Bewährungsstrafe verurteilt

Berlin (Reuters) - Das Berliner Kammergericht hat am Montag das frühere Mitglied der linksextremen "Revolutionären Zellen" (RZ), Tarek Mousli, zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Die Richter sprachen den geständigen Angeklagten der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion schuldig. Das Urteil entsprach den Anträgen von Bundesanwaltschaft und Verteidigung, die sich für die Anwendung der strafmildernden Kronzeugenregelung ausgesprochen hatten.

Auf Grund des Aussageverhaltens des 41-Jährigen sei es möglich, Milde walten zu lassen, sagte der Vorsitzende Richter Eckhart Dietrich. Mousli hatte nach seiner Festnahme im November 1999 den Ermittlern detaillierte Angaben über die "Revolutionären Zellen" gemacht und die Festnahme von sechs weiteren mutmaßlichen RZ-Mitgliedern ermöglicht. Mousli sei durch seine "linke Biografie" zu den RZ gekommen, hieß es im Urteil. Angriffe auf Menschen hätten seinen Vorstellungen über einen erlaubten Widerstand jedoch widersprochen, sagte Dietrich. Während der Urteilsbegründung kam es zu beleidigenden Zwischenrufen von RZ-Sympathisanten.

Mousli war 1986 an dem Anschlag auf den Leiter der Berliner Ausländerbehörde, Harald Hollenberg, und 1987 am Attentat auf den ehemaligen Richter am Bundesverwaltungsgericht, Günter Korbmacher, beteiligt. Beide Opfer wurden durch gezielte Schüsse in die Beine verletzt. Zudem war er beteiligt an einen Sprengstoffanschlag auf die Zentrale Sozialhilfestelle für Asylbewerber in Berlin 1987. In allen drei Fällen hatte Mousli nach eigenen Angaben als Technikspezialist die Tatorte ausgekundschaftet und die Aktionen per Funk abgesichert. Außerdem bewahrte er 1995 für die RZ etwa zehn Kilogramm Sprengstoff auf.

Mit dem Deutsch-Libanesen Mousli hatte erstmals ein ehemaliges Mitglied der "Revolutionären Zellen" vor Gericht umfassend Strukturen und Arbeitsweisen der Organisation offen gelegt. Der in Beirut geborene Kampfsportlehrer mit deutschem Pass nannte außerdem Namen seiner einstigen Mitstreiter. Der Angeklagte war zwischen 1985 und 1995 unter dem Decknamen "Daniel" in der "Berliner Zelle" der RZ aktiv.

Die "Revolutionären Zellen" sollen zwischen 1973 und 1995 in Deutschland mindestens 186 Anschläge verübt haben. Mindestens 40 dieser Anschläge geschahen in Berlin und Umgebung. Etwa ab 1985 richteten sich die Aktionen der RZ vorrangig gegen die Ausländer- und Asylpolitik in der Bundesrepublik. In den 90-er Jahren hatten zahlreiche "Revolutionäre Zellen" ihre Selbstauflösung bekannt gegeben.

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