Datum:
12.12.2000
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Zeitung:
Berliner Zeitung
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Titel:
Ex-Mitglied der Revolutionären Zellen hofft auf Milde
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Ex-Mitglied der Revolutionären Zellen hofft auf Milde
Doch ehemalige Lebensgefährtin belastet den Kronzeugen
Im Prozess gegen ein Ex-Mitglied der linksextremen
Untergrundorganisation "Revolutionäre Zellen" (RZ) hofft der
Angeklagte Tarek Mousli auf die Kronzeugenregelung. "Ich war kein
Rädelsführer, und ich habe nicht geschossen", sagte der
41-jährige Deutsch-Libanese am Montag vor dem Berliner
Kammergericht.
Die frühere Lebensgefährtin des Angeklagten sagte aus, habe
sich ihr gegenüber als "kleiner Mitläufer" der RZ
bezeichnet. Die heute 34-Jährige sagte jedoch auch, ihren Erinnerungen
zufolge habe Mousli nach dem Attentat auf den damaligen
Bundesverwaltungsrichter Günter Korbmacher im Jahr 1987 erwähnt,
selbst geschossen zu haben. Der Angeklagte hatte dies in seiner Aussage
bestritten.
Die Bundesanwaltschaft hat Mousli für seine Aussagebereitschaft
eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt. Bei dem von starken
Sicherheitsvorkehrungen begleiteten Prozessauftakt hatte sich der
Angeklagte am vergangenen Mittwoch zur Beteiligung an drei Anschlägen
in den 80er-Jahren bekannt. Zugleich legte er Strukturen der RZ offen und
nannte Namen von Mitstreitern. Am Montag begründete Mousli seinen
Ausstieg. Er sei eindeutig gegen Aktionen gewesen, die sich gegen Menschen
richteten.
Laut Anklage soll Mousli1987 an einem Sprengstoffanschlag auf die
Berliner Sozialhilfestelle für Asylbewerber beteiligt gewesen sein.
Zudem soll er 1986 am Anschlag auf den damaligen Leiter der Berliner
Ausländerbehörde, Harald Hollenberg, mitgewirkt haben und 1987 am
Attentat auf den Bundesverwaltungsrichter Korbmacher. Der Prozess wird am
Mittwoch fortgesetzt. Ein Urteil wird noch vor Weihnachten erwartet.
(dpa)
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