Datum:
01.03.2002
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Zeitung:
tageszeitung
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Titel:
Da war es nur noch einer
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Da war es nur noch einer
Nach seiner Aussage vor Gericht wurde auch Axel Haug, der vierte
von fünf Angeklagten im RZ-Prozess, auf freien Fuß gesetzt.
Darstellung des Kronzeugen erneut widersprochen
Auf dem Gerichtsflur des Kriminalgerichts Moabit wird es in den
Prozesspausen nun langsam voll. Denn seit gestern darf sich mit
Axel Haug auch der vierte von fünf Angeklagten im RZ-Prozess
frei bewegen. Er wurde aus der Untersuchungshaft entlassen, nachdem
seine Anwalt Jasper von Schlieffen eine persönliche Erklärung
des Mehringhof-Hausmeisters verlesen hatte.
Haug und vier weiteren Angeklagten wird seit März 2001 vor
dem Kammergericht wegen Mitgliedschaft in den Revolutionären
Zellen (RZ) der Prozess gemacht. Die Anklage stützt sich fast
ausschließlich auf Aussagen des ehemaligen RZ-Mitglieds Tarek
Mousli. Der hatte sich Ende 1999, selbst schwer belastet, der Bundesanwaltschaft
als Kronzeuge angeboten. Noch im Dezember 1999 durchsuchte die Polizei
ergebnislos den Mehringhof nach Sprengstoff. Haug wurde festgenommen.
"Ich habe unter dem Decknamen Anton im erweiterten Kreis an Diskussionen
im Rahmen der so genannten Flüchtlingskampagne teilgenommen",
ließ Haug gestern erklären. Zudem habe er für die
Unterbringung von zwei Untergetauchten, den Mitangeklagten Rudolf
Schindler und Sabine Eckle, während ihrer Zeit in Berlin ab
1986 gesorgt. Eine Beteiligung an den Anschlägen - den Knieschussattentaten
1986 auf den Chef der Berliner Ausländerpolizei, Harald Hollenberg,
und 1987 auf den Asylrichter Günter Korbmacher sowie den Sprengstoffanschlägen
auf die Zentrale Sozialhilfestelle für Asylbewerber 1987 und
die Siegessäule 1991 - bestritt Haug. Bereits Ende der 80er-Jahre
habe er den Revolutionären Zellen den Rücken gekehrt.
Aus Sicherheitsgründen sei er schon seit 1986/87 nicht mehr
in die operative Arbeit der RZ eingebunden gewesen. Denn damals
habe die Polizei gegen ihn im Zusammenhang mit dem Vertreib der
Zeitschrift radikal ermittelt. Zum von Mousli angegebenen
Waffendepot der RZ im Mehringhof sagte Haug: "Ich schließe
die Existenz für die Zeit meiner Hausmeistertätigkeit
kategorisch aus."
Als erster der fünf Angeklagten hatte Rudolf Schindler bereist
Mitte Januar den Darstellungen Mouslis widersprochen. Für den
Kronzeugen wird es langsam eng. Merklich nervös reagierte Mousli
gestern, als er vom Gericht und der Verteidigung mit den Widersprüchen
zwischen seiner und Axel Haugs Aussage konfrontiert wurde.
Nachdem bereits vor vierzehn Tagen Matthias Borgmann wegen eines
schweren Unglücksfalls in der Familie gegen eine Kaution von
rund 50.000 Euro aus der Haft entlassen worden ist, sitzt jetzt
nur noch Harald Glöde in Haft. Eine Haftverschonung wurde gestern
vom Gericht erneut abgelehnt. Sie komme nur in Frage, wenn er Aussagen
mache.
MARTIN BECK
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