Vorbemerkung Kapitel XIV
Um die praktischen Kenntnisse für militante Aktionen zu verbreitern,
veröffentlichten die Revolutionären Zellen mehrfach Praxisanleitungen,
die auf ihren eigenen Erfahrungen basierten.
Die ersten "Anleitungen für den Hobbybastler" -
Teil des Revolutionären Zorns Nr. 3 von 1977 wurden überarbeitet
und ein Jahr später als "Revolutionärer Zorn Nr.
5. Praxis- Sondernummer" verbreitet, Ende 1981 - unter dem
Eindruck zunehmender militanter Aktionen der autonomen Bewegung
- wurde von ihnen die Broschüre "Feuer und Flamme für
diesen Staat" in Umlauf gebracht.
Um die politischen und praktischen Risiken zu begrenzen, die das
Konzept des Aufbaus eigenständiger Zellen mit sich bringt,
fordern die RZ in den Einleitungen der Praxishinweise immer wieder
zu Genauigkeit auf - sowohl in der politischen Bestimmung des Aktionsziels
und der dazugehörigen Erklärung ("Die wichtigste
Praxis einer Zelle ist die politische Diskussion") als auch
im Umgang mit dem verwendeten Material.
Da sich dieser Teil der "Praxisnummern" mit dem Verhältnis
von Theorie und Praxis des militanten und bewaffneten Kampfes in
der Metropole beschäftigt, ist er im folgenden Kapitel dokumentiert.
Die konkreten Anleitungen wurden nicht aufgenommen, da sie der Intention
dieses Buches widersprochen hätten.
Es gab aber nicht nur innerhalb der legalen Linken eine weitverbreitete
Kritik an dem Umgang mit diesen "Bastelanleitungen". Einige
Aktionen führten zu "Unfällen", zu denen sich
die Revolutionäre Zellen im Nachinein mehr oder weniger äußerten.
Als
Sylvester 1977/78 zwei Hamburgerinnen bei dem Versuch, einen Fahrscheinautomaten
zu sprengen, getötet bzw. schwer verletzt wurden, appellierten
die RZ erneut an alle, die solche Aktionen planen, sich zuvor genaue
Kenntnisse zu verschaffen und nicht "einfach loszurennen".
Norddeutsche Revolutionäre Zellen nahmen Ende 1981 den Tod
des 21jährigen Andreas, der von einem zu früh explodierten
Brandsatz getötet wurde, zum Anlaß, neue Praxisanleitungen
herauszugeben. Sie warnten vor kursierenden Handbüchern, die
zu ungenau oder zu kompliziert seien.
Die Erklärung einer Revolutionären Zelle Nicaragua im
Juni 1979, mit der die Verantwortung für einen 30 kg- Sprengsatz
übernommen wurde, der im Gebäude der Daimler- Benz AG in
Frankfurt deponiert war, jedoch vor der Detonation gefunden und
entschärft wurde, löste heftige Reaktionen aus. Im Umkreis
von 100 Metern befanden sich nicht nur eine Schule und sechs Wohnhäuser,
sondern auch die Räume mehrerer linker Projekte wie des Frauengesundheitszentrums,
des Informationsdienstes zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten
und des Pflasterstrand.
Wenig später schrieben die Revolutionären Zellen: "(Wir)
sind froh, daß diese Bombe nicht losging. [...] Wir appellieren
nicht an Leute oder Gruppen, unseren Namen nicht zu benutzen oder
ähnliches, wir appellieren an diese, sorgfältiger mit
sich und anderen umzugehen, und es ist keine Arroganz, wenn wir
eindringlich die bitten, die z.B. in der Emserstraße in Frankfurt
handwerkten, lieber nichts zu tun, als daß uns letztendlich
ihre Bomben selbst um die Ohren fliegen."
Zu dem Unfall von Hermann Feiling am 23. Juni 1978, dem eine Bombe
im Schoß explodierte, siehe Kapitel 16.
Die Anmerkungen zu diesem
Kapitel befinden sich im Buch auf Seite 749
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