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Anschlag auf die Deutsche Lufthansa, Köln
(Oktober 86)
Für Freies Fluten
Schotten dicht für die Flüchtlinge, die in die BRD reinwollen.
Flug frei für alle, die raus sollen. Die deutsche Lufthansa
(DLH), immer treu im Dienste des Staates, macht es möglich.
Wer
sich vor Hunger, Verfolgung, Folter, Krieg und Tod in die Bundesrepublik
zu retten versucht, muß dazu ein Flugzeug benutzen. Und wer
von diesem Staat zum "Abschübling" erklärt wird,
wird wieder zurück ins Flugzeug getreten. Von den über
8.000 Abschiebungen im Jahr 1984 hat die DLH rund 6.000 übernommen.
Das sind mindestens 16 Flüchtlinge pro Tag. Der Umsatz für
diese Hilfspolizeileistungen lag 1984 bei circa 8 Millionen Mark.
Um die Lage an Bord unter Kontrolle zu halten, fliegen seit einiger
Zeit Ex- GSG-9ler [17]
mit; Flüchtlinge, die sich gegen die Abschiebung wehren, werden
unter Drogen gesetzt. Piloten und Stewardessen, die sich weigern,
bei dieser Praxis mitzumachen, werden mit beruflichen Konsequenzen
bedroht.
Frauen können sich meist nicht einmal das nötige Flugticket
für die Flucht leisten. Frauen sind nicht nur Opfer der imperialistischen
Politik der Profitmaximierung, sondern auch die des Welt- Patriarchats.
Es ist keine Frage, wen die Familien zum Überleben mit dem
letzten Geld nach Europa schicken: den Sohn, nicht die Tochter;
Männer können versuchen, wenigstens die eigene Haut zu
retten, während die Frauen mit den Kindern zurückbleiben
und höchstens bis ins nächste UN- Flüchtlingslager
kommen. Deshalb sind die Frauen der drei Kontinente eine Minderheit
unter denen, die es bis in die Metropolen schaffen, obwohl sie weltweit
die Mehrheit der Flüchtlinge ausmachen. In Südostasien
hat sich eine spezifische Form der Frauenimmigration entwickelt.
Da die Frauen nicht anders aus ihrer elenden Lage herauskommen,
verkaufen sie sich als Katalogbräute. Käufer sind vor
allem bundesdeutsche Männer.
Die Deutsche Lufthansa weiß auch aus dieser Situation etwas
herauszuschlagen: über ihre Tochtergesellschaft Condor. Die
transportiert die Männer mit Bumsbombern nach Bangkok und Manila
und schnappt sich so ihren Teil am internationalen Zuhälterprofit
mit Prostitution und Frauenhandel. Während die Ware Frau also
locker verschubt wird, weist die DLH andere Flüchtlinge schon
im Vorfeld zurück. Als erste Fluggesellschaft führte die
Lufthansa beim Check-In in den entsprechenden Abflughäfen Visakontrollen
als Selektionsmaßnahme ein.
Wie
alle deutschen Traditionsunternehmen hat es auch die Lufthansa geschafft,
den historischen Dreck, den sie am Stecken hat, vergessen zu machen
und sich als honoriges Unternehmen mit positiver Geschäftsbilanz
und positivem Image zu präsentieren. Als Staatsunternehmen
leistete die Lufthansa Pionierarbeit bei der Erschließung
des südamerikanischen Raumes im Sinne nationalsozialistischer
Großraumpolitik. Sie beteiligte sich aktiv am Auf- und Wiederaufbau
der Luftwaffe und trug entscheidend zur Zerschlagung der spanischen
Revolution bei. Das Lufthansa- Tarnunternehmen Condor transportierte
die Franco- Truppe von Marokko nach Spanien, bombardierte als "Legion
Condor" die Stadt Guernica. Im selben Jahr, 1939, feierte die
Lufthansa ihr erfolgreichstes Geschäftsjahr seit Bestehen.
1985 scheffelte die Deutsche Lufthansa 146 Millionen Mark Gewinn.
Ihr "primäres Wachstumsfeld" ist aber weniger die
Passagierbeförderung als der Gütertransport. Allein im
Geschäftsjahr 1985 wurden mehr als 600.000 Tonnen Fracht gefördert.
Ein Großteil davon sind Rohstoffe und Waren, die in den Billiglohnländern
den Menschen abgepreßt wurden und an denen die Deutsche Lufthansa
via Frachtkosten mitprofitiert.
Und sie verdient noch einmal daran, daß sie die Flüchtlinge
aus diesen ausgebeuteten Ländern in die Baracken und Gefängnisse
zurücktransportiert, vor denen sie geflohen sind.
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