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Früchte des Zorns

Aktionen zum Bergarbeiterstreik in Großbritannien

(März 85)

Der Streik der britischen Bergarbeiter und ihrer Familien ist zu Ende. Zahllose Überstunden in den Streikbrecherregionen, der nicht abreißende Kohlenachschub aus dem Ausland, das Ende des Winters, die mangelnde Unterstützung aus den Reihen der britischen und internationalen Gewerkschaftsbewegung, die nackte Not der Menschen in den Zentren der Klassenauseinandersetzung haben die Durchschlagskraft des Streiks ausgehöhlt. Die Aufweichung der Streikfront hat die Kräfteverhältnisse in der NUM verschoben. Mit knapper Mehrheit hat sie ihre Mitglieder zur geschlossenen Rückkehr in die Zechen aufgerufen.

Berharbeiter StreikDas bittere Ende dieses Streiks liest sich wie das letzte Kapitel der über 100jährigen Geschichte der alten Arbeiterbewegung. Die weltweite Krisenpolitik des Kapitals der 80er Jahre, die auf die Zersetzung und soziale Auflösung gewachsener proletarischer Lebenszusammenhänge zielt, scheint in eine der letzten Bastionen traditioneller Arbeitermacht vorgedrungen zu sein.

Nirgendwo, in keiner der westlichen Metropolen ist diese Offensive auf so erbitterten Widerstand gestoßen, wie in den Kohlezentren Großbritanniens. Die Bilder aus den Streikgebieten: der Mut und die Kompromißlosigkeit der Streikposten, die Zähigkeit und Kraft der Frauen aus den Unterstützungskomitees, die leidenschaftlichen Debatten in den Gewerkschaftshäusern und Pubs, die Versorgung in den Gemeinschaftsküchen, der Zusammenhalt ganzer Dorfgemeinden, der es erst ermöglicht hat, daß der Streik 12 Monate lang nicht ausgehungert werden konnte - diese faszinierenden Bilder haben vorgeführt, zu was Klassenbewußtsein und Solidarität fähig sind, wenn sie nicht als Spruchblasen im Mund geführt, sondern mit Leben gefüllt werden.

Wenn sich das Blatt jetzt dennoch zugunsten der Thatcher [13]- Regierung und der nationalen Kohlebehörde NCB gewendet hat, so liegt ein maßgeblicher Grund dafür in der Rückendeckung, die sie international erfahren haben, Kohleimporte aus aller Welt haben den Druck entschärft, den ein Produktionsausfall im nationalen Rahmen hätte entfalten können.

Die Totengräber des Bergarbeiterstreiks sitzen auch in der BRD!

Es sind:

  • der Unternehmerverband Ruhrbergbau, Essen
  • die Peter Döhle KG, Hamburg,
  • die Industrie- Gewerkschaft Bergbau und Energie, Bochum.

Die Revolutionäre Zelle hat dort Bomben gelegt, damit sie nicht völlig ungestraft von ihren Streikbrechergeschäften profitieren.

Der Unternehmensverband Ruhrbergbau ist die Lobby der bundesdeutschen Kohleindustrie, die die "Gunst der Stunde" genutzt hat, um die eigenen Halden zu räumen und damit die Löcher zu stopfen, die der Streik gerissen hatte. Während der vergangenen 12 Monate sind die Kohleexporte der BRD nach Großbritannien um 1.000% gestiegen - eine Entwicklung, die die Ruhrkohle AG unzweideutig "besonderen" Faktoren in den EG- Ländern zuschreibt.

Die Peter Döhle KG betätigt sich als Schiffsmakler. Während der Streikmonate war sie Schaltstelle für die Abwicklung der Kohletransporte nach Großbritannien, die in Hamburg verladen wurden. Ein einträgliches Geschäft, wenn man weiß, daß über die Hälfte der Streikbrecherkohle unter bundesdeutscher Flagge nach England "eingeschmuggelt" wurde.

Die Führung der Industrie- Gewerkschaft Bergbau und Energie hat Almosen für die "Opfer des Streiks" gesammelt, die an der NUM vorbei verteilt wurden und im übrigen den Streik nach Kräften sabotiert. Sie hat gelogen, taktiert und Hetztiraden losgelassen, um die NUM international zu isolieren. Ihr Selbstverständnis als kapitalistische Ordnungsmacht geht so weit, andere Gewerkschaften zu ruinieren, die sich noch als Klassenorganisation begreifen.


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