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Anschlag auf das US- Offizierscasino, Wiesbaden
(Juni 78)
Seit seiner Niederlage in Vietnam versucht der US- Imperialismus
den Eindruck zu erwecken, er habe sich seine mörderischen Zähne
selbst gezogen. Da wird der paranoide Mafia- Präsident Nixon
[12] aus dem Amt gejagt
und der gottesfürchtige Carter [13],
"Freund der kleinen Leute" an die Macht gebracht. Da wird
die Parole: "Die Freiheit der freien Welt steht auf dem Spiel"
unter der ganz Indochina mit genetisch und ökologisch grausamen
Folgen verwüstet wurde, gegen den neuen "Kampf um die
Menschenrechte" ausgetauscht und der rechtsextremistische,
zionistische UNO- Botschafter Goldberg wird gegen den ehemaligen
Martin Luther King- Mitstreiter Andrew Young [14]
ausgewechselt, der auch gleich Südafrika kritisiert und die
Kubaner als Ordnungsmacht lobt. Der Bau der Neutronenbombe wird
unter dem Beifall der Menschen in aller Welt offiziell gestoppt,
heimlich eifrig weitergebaut und stetig weiterentwickelt - zu noch
größerer Perversion der Welt werden diese Manöver
als moralische Erneuerung des Imperialismus verkauft. In Wirklichkeit
hat nichts anderes als ein Pferdewechsel stattgefunden - von langer
und mächtiger Hand vorbereitet.
Während die US- Militärs in Indochina noch nach Atom-
und Wasserstoffbomben schrien, um ihrer unaufhaltsamen Niederlage
zuvorzukommen, hatten die Machtzentren des Imperialismus - wie der
Rockefeller Trust, die Chase Manhatten Bank, die Bank of America
usw. längst einen "radikalen Kurswechsel" beschlossen.
Nicht, weil sie des Völkermordens plötzlich müde
geworden wären, sondern weil der Imperialismus in eine verhängnisvolle
Defensive geraten war: der Indochina- Krieg war inzwischen zu einem
Verlustgeschäft geworden, der US- Imperialismus war weltweit
- selbst bei den Verbündeten - politisch gefährlich isoliert,
das eigene Land war tief gespalten und Lateinamerika, insbesondere
aber Afrika hatten in der Zwischenzeit starke antiimperialistische
Befreiungsbewegungen aufgebaut.
Der "radikale Kurswechsel" signalisiert den Beginn einer
neuen Offensive des Imperialismus, der die Kissinger- Auffassung
einer polarisierten Welt mit unterschiedlichen ökonomischen,
ideologischen und politischen Systemen weit hinter sich gelassen
hat. Die neuen Waffen, die früher oder später jeden erledigen
werden - auch die sozialistischen Systeme, weil sie politisch erstarrt
und ökonomisch dem Westen nicht gewachsen sind - diese neuen
Waffen, auf die die Carter- Administration setzt, sind die des Wirtschaftskrieges:
der Weltmarkt, dem sich keiner entziehen kann, die Kredite des Internationalen
Währungsfonds, die keiner zurückzahlen kann. Auf diese
Weise werden Abhängigkeiten geschaffen, die viel wirksamer
und vernichtender sind, als militärische Unterwerfungen. Auf
diesem Hintergrund ist die für viele so widersprüchliche
Politik der US- Regierung gar nicht mehr so widersprüchlich.
So steht zum Beispiel die Menschenrechtskampagne, die ausschließlich
gegen die UdSSR gerichtet ist, nicht im Widerspruch zu einer verstärkten
wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Das eine hat das Ziel, eine innere
Opposition im Land aufzubauen, das andere soll dazu beitragen, die
autoritären sozialistischen Systeme ökonomisch und politisch
zu korrumpieren. Aus ähnlichen Motiven lobt UN- Botschafter
Young die Kubaner in Afrika. [15]
Er hofft, sie werden als Ordnungsfaktor einerseits stabilere Verhältnisse
schaffen, andererseits sich aber ihr eigenes politisches Grab schaufeln,
um damit das Terrain freizumachen für die imperialistischen
"Entwicklungshelfer", die statt der Geißel des Krieges
wieder verstärkt auf das schleichende Gift der ökonomischen
Ausblutung, der sozialen Zerrüttung und kulturellen Vernichtung
setzen.
Mit
dem dramatischen Ausruf eines trilateralen [16]
Vertreters: "Wir brauchen Märkte und keine Massengräber"
ist nichts weiter gemeint, als daß Massaker als unerläßlicher
Bestandteil imperialistischer Politik in Zukunft "flexibler"
gehandhabt werden müssen. Jüngstes blutiges Beispiel dieses
"flexible response" ist Zaire [17]:
trotz Waffenstillstandsangebot der Rebellenarmee zur Evakuierung
der Europäer wurden französische Fallschirmjäger
losgeschickt. Dort haben sie ein derart grauenhaftes Blutbad unter
den Zivilisten angerichtet, daß selbst die Europäer vor
ihnen in Panik flohen und sich erst von den Belgiern "retten"
ließen. Doch Giscard [18]
und seine berüchtigten Fremdenlegionäre handelten nicht
auf eigene Faust. Die Transportmaschinen "Hercules" und
"Transall", mit sämtlichen Plänen, Satellitenbildern
usw. wurden ihnen auf der Rhein/Main Airbase, dem Militärflughafen
der amerikanischen Armee in Frankfurt, zur Verfügung gestellt.
Wir haben das frankfurter Offizierscasino der Rhein/Main Airbase
im vergangenen Jahr bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Da das
frankfurter Hauptquartier (IG Farben- Haus) samt dazugehörigem
Terrace- Club (ebenfalls ein Offizierscasino) wegen mehrfacher schwerer
Bombenanschläge als stark gefährdet gilt, sind viele US-
Offiziere auf "sicherere" Casinos ausgewichen, unter anderem
auf das in Wiesbaden. Wir sind ihnen gefolgt!
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