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Erklärung zu den Bombenanschlägen in
Düsseldorf: Die Deutsche Bank
Köln: Gesamtverband der Metallindustrie
Köln: Hoechst (April 85)
Es ist nicht ohne Ironie, aber sehr bezeichnend: Am 1. Mai trommeln
die Gewerkschaften ihre verunsicherte Klientel zusammen, um den
Tag der Arbeit feierlich und selbstverständlich kämpferisch
zu begehen, während am Tage danach, kaum daß die Fensterreden
verklungen sind, das vereinigte Weltkapital auf seinem Wirtschaftsgipfel
[81] in Siegerlaune sich
selbst zelebriert.
Erklärung:
Voll Genugtuung kann sich die dort geballte imperialistische Macht
bescheinigen, gerade in jüngster Zeit an verschiedenen Klassenfronten
sehr erfolgreich gewesen zu sein. Was ein hundertjähriger proletarischer
Klassenkampf hartnäckig und zäh an Resultaten erzwungen
hat, wird mit unglaublicher Rasanz und Dreistigkeit ausgehöhlt,
seiner Substanz beraubt und eingestampft.
Das Kapital in der Offensive und das in aller Schärfe!
Und unten? Ratlosigkeit und Verwirrung, die schon bei den Begriffen
anfängt. So steht hinter dem "wachsenden Heer der sozial
Schwachen, der neuen Armen" niemand anderer als die klassischen
Figuren der Proletin und des Proleten, denen nur flüchtig ein
neudeutsches Sprachmäntelchen umgehängt wurde. Denn bekanntlich
haben diese auch heute nichts anderes zu verkaufen als ihre Arbeitskraft.
Abschied vom Proletariat? Daß wir nicht lachen! Trotz vieler
neuer Namen hat sich nichts geändert. Wir stecken immer noch
in der gleichen unerledigten Klassenauseinandersetzung.
Allererste Protagonisten in diesem Antagonismus sind die Banken,
- insbesondere die Deutsche Bank, die in Vorständen und
Aufsichtsräten, über Beteiligungen und Kreditvergaben
die Neustruktierungen der Produktionsverhältnisse steuert
und die 3. Welt mit der Schuldendienst- Waffe ökonomisch
ausblutet und politisch vergewaltigt,
- der Gesamtverband der Metallindustrie als potenteste Kapitalfraktion,
die im Rahmen der Tarifpolitik die Weichen stellt für den
Wechsel in eine qualitativ neue und extrem verschärfte Ausbeutungsära.
Nachdem die flexiblere und effektivere Vernutzung von Arbeitskraft
durchgesetzt ist, soll als nächste Etappe der arbeitsfreie
Samstag fallen,
- die chemische Industrie (Hoechst), die durch ihre vollständige
Kontrolle des weltweiten Ernährungsmarktes nicht nur darüber
entscheidet, wie und was produziert wird, sondern auch wer und
damit ganz direkt Herrschaftsverhältnisse strukturiert. Wobei
sie wie kein anderer Industriezweig in die Lebensbedingungen der
Menschen auf der ganzen Welt eingreift, ihre Körper besetzt,
krankmacht, tötet. Diesem Moloch hat alle Kritik bisher nichts
anhaben können. Seine Gewinne explodieren weiterhin wie seine
Gastanks.
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