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Aktion gegen die Konrad- Adenauer- Stiftung, Bonn
(Juni 83)
Die Konrad- Adenerauer- Stiftung ist weniger bekannt, als sie es
verdient. Wir wollten sie mit diesem Bombenanschlag direkt schädigen
und zu ihrer politischen Enttarnung beitragen, denn sie spielt als
Stiftung der herrschenden Rechtskoalition eine Schlüsselrolle
bei der global- strategischen Einkreisung der unterentwickelt gehaltenen
Länder, insbesondere in Lateinamerika.
In ihrer - nach US- Vorbild - organisierten Denkfabrik, dem "Institut
für internationale Solidarität" werden die Konzeptionen
für eine "neue deutsche Außenpolitik in Afrika,
Asien/Pazifik und Lateinamerika" ausgearbeitet.
Entwicklungspolitik,
die auch unter den Sozialdemokraten letztlich nie etwas anderes
war als Ausbeutung der 3. Welt mit anderen Mitteln (denn für
jede investierte Mark flossen 1,30 Mark in die Metropolen zurück)
wird zu einem knallharten imperialistischen Machtinstrument, mit
dem Befreiungskämpfe wie in Salvador oder gemachte Revolutionen
wie in Nicaragua, Mosambik, Angola und Zimbabwe destabilisiert,
untergraben und zerschlagen werden sollen. Die Strategien der Adenauer-
Stiftung fügen sich dabei nicht nur bruchlos in das US- imperialistische
Gesamtkonzept einer "Neuordnung der Welt" ein, sondern
machen es sozusagen erst rund, nach dem Muster: getrennt operieren
- vereint schlagen.
Am Beispiel Nicaragua führt das US- BRD- Junktim [73]
im Rahmen seiner "Caribean- Basin- Initiative" vor, wie
es in Zukunft weltweit zu agieren gedenkt: die USA rollen von außen
auf, die BRD von innen. Die USA organisieren, finanzieren und trainieren
anti- sandinistische Kampfverbände, würgen den Aufbau
des Landes ab, sperren Kredite; die BRD finanziert und unterstützt
über ihr "Entwicklungskonzept der gezielten Mittelvergabe"
die innere Front: Kapitalistenverbände, rechte Amtskirche und
Contra- Presse.
Neben Honduras wird das weniger anrüchige, aber bankrotte
Costa Rica durch ökonomische Pressionen gezwungen, sich als
ideologische und operative Basis gegen Nicaragua zur Verfügung
zu stellen. In Costa Rica hat denn auch die Adenauer- Stiftung ihr
Hauptquartier für ihre Interventionen im mittelamerikanischen
Raum aufgeschlagen, das "Instituto Centralamericano de Estudios
Sociales" (ICAES) und bereits in allen Ländern dieser
Region Schwesterparteien gegründet - Kunstprodukte ohne soziale
Basis, die den status quo zementieren sollen.
So nimmt es nicht wunder, daß bereits im März 1979 (also
noch zu kläglichen Oppositionszeiten) die CIA an der Adenauer-
Stiftung und ihrem bayrischen Ableger, der Hanns- Seidel- Stiftung,
"operatives Interesse" bekundet. In einer Studie stellt
der Geheimdienst fest, daß die Stiftungs- Repräsentanten
im Ausland parteieigene "Informationsgeber" seien, die
sich von "BND- Residenten lediglich durch einen geringeren
Grad typisch nachrichtendienstlicher Ausbildung unterscheiden".
Diese "para- ND- mäßige" und "covert action"
Tätigkeit (politische und finanzielle Einflußnahme, "parteinützliche
Geschäftsvermittlungen bis hin zum Waffenhandel") registriert
CIA in ganz Lateinamerika, Namibia, Zaire, Nigeria, Marokko, Togo,
Portugal, Türkei, Jordanien und Saudi- Arabien. Aufgrund dieser
Erkenntnisse werden der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit
im Bereich weltweiter Counter- Insurgency intensiviert.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Finanzierung der
politischen Stiftungen. Der Jurist Karl- Heinz Seiffert nennt sie
schlicht "grundgesetzwidrig". Nach Henning von Vieregge
[74] liegt "die Bedeutung
der Stiftungen für die Parteien darin, daß sie staatliche
Gelder erhalten, die den Parteien aus rechtlichen Gründen nicht
mehr zufließen können".
Darüberhinaus sind die Stiftungsgelder praktisch jeder öffentlichen
Kontrolle entzogen. "Über ihre Stiftungen geben Parteien
so bereitwillig Auskunft wie Großverdiener über ihre
schweizer Nummernkonten" (Spiegel). Mit anderen Worten: die
hunderte Millionen von Steuergeldern, die auf die Konten der politischen
Stiftungen verschoben werden, sind nichts anderes, als ein riesiger
"Fonds für verdeckte Operationen".
Es überrascht wahrscheinlich niemand mehr, daß natürlich
auch das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ)
fest in Stiftungshand ist, obwohl es sich immer so fein distanziert.
"Dies ist Sache der Stiftungen, Aktivitäten der politischen
Stiftungen werden nicht bewertet", erklärt Siegfried Lengl,
ehemaliger Chef der Seidel- Stiftung, der als Staatssekretär
heute im BMZ die Politik bestimmt. Und selbstverständlich distanziert
sich auch die "honorige" Adenauer- Stiftung von der "skandalösen"
Seidel- Stiftung, die es z.B. in Portugal mit Kaulza de Arriaga,
dem Schlächter von Mosambik treibt, in Spanien mit den Faschisten
Fraga und Muñoz, in der Türkei mit Türkes, dem
Chef der "Grauen Wölfe". In Wahrheit hat sich seit
1977 der Fond der Seidel- Stiftung versiebenfacht und diese Gelder
kommen von den Konten der Adenauer- Stiftung, die sie aus ihrem
größeren Anteil an Steuergeldern den Seidlern zuschanzt.
Wie gesagt: getrennt operieren - vereint schlagen.
Dieses wohlabgestimmte Zusammenspiel wird durch eine weitere Schlüsselfigur
belegt: Edmund Moser, langjähriger Leiter der Konrad- Adenauer-
Stiftung in Lateinamerika (Sitz Caracas). Gleichzeitig treibt er
über die Seidel- Stiftung Spendengelder von Siemens, KWU, AEG,
Bosch usw. ein, um u.a. die rechtsextreme COPEI- Partei in Venezuela
zu finanzieren.
Die Gelder werden illegal über die Konten seines Bruders Gerold
Moser und der berüchtigten "Bayrischen Staatsbürgerlichen
Vereinigung e.V." nach Mittelamerika zum Kampf gegen die "Subversion"
verschoben.
Im Juli 1980 kommen auf Einladung der Adenauer- Stiftung Mitglieder
der salvadorianischen Junta nach West- Berlin, um sich auf den neuesten
Stand effektiver "Terrorismus"- Bekämpfung zu bringen.
Dies führt zu öffentlichen Protesten und bei den Adenauer-
Leuten zu dem Entschluß, über ihren Repräsentanten
Moser eine Organisation zu gründen, die solche "heiklen
Operationen" unternehmen kann, ohne daß die Adenauer-
Stiftung dadurch in die Schlagzeilen kommt. Die "Internationale
Arbeitsgemeinschaft Freiheit und Demokratie" wird geschaffen.
Sie arrangiert im April 83 eine Pressekonferenz für die Contras
der FDN [75], auf der
diese zum gewaltsamen Sturz der Regierung in Managua aufrufen können.
Im Mai 83 wird nach 5- monatiger Gehirnwäsche der ehemalige
salvadorische Commandant Alejandro Montenegro als Dissident der
bundesdeutschen Öffentlichkeit vorgeführt und auf Europatournee
geschickt.
Im "Handbuch der deutschen Außenpolitik" [76]
heißt es dazu feinsinnig: "Eine beträchtliche, in
ihren Verzweigungen schwer zu überblickende Tätigkeit
im Bereich der Entwicklungshilfe üben die Stiftungen der politischen
Parteien aus. Die Auslandsaktivitäten dieser Einrichtungen
gehen weit über den Bereich der Entwicklungshilfe hinaus. Es
gibt nur wenige Instrumente deutscher Außenpolitik, die auf
die Meinungsbildung der politischen Führungskräfte zahlreicher
Entwicklungsländer so intensiv einwirken ..."
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