Anschlag auf das Konsulat von El Salvador, Köln
(Januar 82)
"Kann einem relativ schwachen Land in der Einflußspäre
einer Großmacht seine eigene soziale Revolution erlaubt werden?
Antwort der USA: Polen ja - El Salvador nein."
Dieser Ansicht huldigen nicht nur die berüchtigen USA, sondern
der gesamte kapitalistische Westen. Allein in Mittelamerika sind
dafür im vergangenen Jahr 30.000 Menschen auf unvorstellbar
grausame Weise um ihr Leben gebracht worden. Es ist ekelhaft, mitzuerleben,
wie sich die Reihen der Macht & Medien wieder schließen,
um mit ihrem falschen Geheul über das von ihren Machtkomplicen
im Osten vergewaltigte Polen, die Sicht zu verstellen auf die ungleich
grausameren Tatsachen, wie nämlich soziale Revolutionen im
Herrschaftsbereich des Westens im Blut ganzer Völker erstickt
werden sollen.
Die Revolutionären Zellen haben einen Anschlag auf das Konsulat
von El Salvador in Köln gemacht: um aufzuschreien gegen das
Massaker von Morazan [67],
wo vor einem Monat von der salvadorianischen Militärjunta tausend
Kinder, Frauen, Arbeiter und Bauern bestialisch vergewaltigt, erschossen,
zerstückelt und verbrannt worden sind. Das war nicht nur das
Werk einer viehischen Soldateska, sondern ebenso eiskaltes Kalkül
der dort tätigen US- Berater, die durch Massenmord an der Landbevölkerung
die Grenzgebiete zu Guatemala und Honduras entvölkern wollen.
Der US- Botschafter Deane R. Hinten hat nach eigenen Angaben die
"Operationen" in Morazan vom Hubschrauber aus beobachtet.
Und auch der berüchtigte Dr. Roy Prostermann hat bei diesem
"Landreformprogramm" seine Finger wieder im Spiel. "In
Vietnam hatte er mit dem späteren CIA- Direktor Colby das Projekt
Phönix verwirklicht, durch das die Landbevölkerung von
Vietcong- Elementen gesäubert wurde. Phönix- Bilanz: 45.000
Tote." (Stern)
Mit
Massakern wie in Morazan sollen an den Grenzen El Salvadors menschenleere
Aufmarschgebiete für die Armeen der Militärdiktaturen
Guatemala und Honduras geschaffen werden, die die Nationale Befreiungsfront
Farabundo Marti in die Zange nehmen und vernichten wollen, um damit
einer Revolutionierung ganz Mittelamerikas zuvorzukommen. Auch der
Zeitpunkt für diese "kleine Interventionslösung"
(Pentagon- Jargon) steht bereits fest: vor Ende März, noch
vor den "Wahlen" soll die gesamte bewaffnete und politische
Opposition in El Salvador zerschlagen und vernichtet werden. Der
US- Botschafter: "Es wird vor den Wahlen noch ein Blutbad gegen
- wenn es überhaupt zu Wahlen kommt."
Geht dagegen jetzt auf die Straße! Tut, was in euren Kräften
steht! Die soziale Revolution in El Salvador darf nicht wie in Uruguay,
Chile und Argentinien zerschlagen werden! Die Nationale Befreiungsfront
Farabundo Marti muß siegen!
Bekanntmachung
Hiermit möchten wir allen unseren Freunden und den Freunden
des salvadorianischen Volkes bekanntgeben, daß das Konsulat
und die Handelsmission von El Salvador in Köln Anfang dieses
Jahres ihr schändliches Treiben eingestellt und ihre Pforten
geschlossen haben.
Diesem löblichen Beschluß mußten wir allerdings
massiv auf die Beine verhelfen: mit einem Bombenanschlag im Januar
und einem persönlich gehaltenen Schreiben an den Herrn Konsul,
das ihm die Konsequenzen seines verbrecherischen Geschäfts
plastisch vor Augen führte und siehe da: Konsul Bauwens erwies
sich als vernünftiger Mann.
Wer sagt da noch, bewaffneter Kampf führe zu nichts?
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