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Die Bilanz ist schlimm
Februar 1985
Der Hungerstreik ist abgebrochen worden und wer ist darüber
nicht erleichtert. Die Bilanz ist schlimmer, als wir vorher gewußt
haben:
- ein toter Genosse in Stuttgart [49]
- Morde an zwei Leuten, bei deren Tod keiner aufatmet, der unter
ihnen gelitten hätte. Warum wurde Walter Reder nicht in Graz
erschossen?
- ein HS, bei dem in x Knästen z.B. in NRW soziale und politische
Gefangene mitgezogen hätten, wenn die Forderungen nur irgendwie
bezogen auf den Knast erweiterungsfähig gewesen wären.
- ein Feuerwerk quer durch die Republik bis Krümmel, das
Schweinepresse und Bullen auf das Konto der RAF verbuchen wollen,
damit die Fahndungserfolge kommen.
- schließlich das Gespenst einer westeuropäischen
kommunistischen Guerilla, das den Vorwand für eine neue Stufe
der deutsch- französischen Innenaufrüstung liefert.
Der HS, seit 83 im Gespräch, Sommer 84 von Rebmann angekündigt,
war verdammt gut getimet. Nach der Niederlage im "Heißen
Herbst" und der Flaute und Desorientierung 84 bietet sich ein
Projekt zum Abfahren an, das vollkommen leer ist und außer
HS und Krieg dem Kriegsimperialismus überhaupt nichts rüberbringt.
Daß so viele Genossen darauf abgefahren sind, zeigte, welche
guten Strukturen es noch gibt, aber auch den Mangel an Perspektive
und Verankerung. Die besten Aktionen, die gelaufen sind, bleiben
ein propangadistischer Selbstzweck und drücken keine wirkliche
Gegenmacht aus. Mobilisiert wird nur noch, wenn 30 Genossen erklären,
daß sie ihren Tod in Kauf nehmen, mobilisiert wird für
eine Form von Guerilla, die sich selbst diskreditiert und mit der
kein Mensch mehr Befreiung verbinden kann. Mobilisiert wird mit
der Phrase "Haupttendenz ist Krieg".
Der Krieg spielt sich anders ab, als die Genossen der RAF sagen.
Wir haben nicht die Absicht, den radikalisierten Flügel der
Friedensbewegung zu spielen und auf ihre Ablenkungsmanöver
hereinzufallen. Der Klassenkampf und die Weltrevolution haben andere
Fronten als die Militärblöcke. Die Befreiung der Völker
vom Yankee- Imperialismus verläuft nicht über Moskau und
den Bolschwismus. Der wirkliche soziale Krieg gegen die Völker
der drei Kontinente und Teile der Klassen in Westeuropa wird nicht
von der NATO geführt. Imperialismus ist immer noch Klassenkampf,
oben gegen unten, Ausbeutung, Armut, soziale Verelendung und täglicher
Völkermord gegen den Kampf um ein besseres Leben.
Für den Aufbau der sozialrevolutionären Guerilla!
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