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Aktion gegen die Israelische Import- Gesellschaft Agrexco, Frankfurt
(Juni 78)
Wir haben gestern abend auf die israelische Import- Gesellschaft
Agrexco agricultural einen Anschlag verübt.
Agrexco ist der größte Importeuer für israelisches
Obst in ganz Europa. Und der Citrusexport ist der wichtigste Wirtschaftszweig
des imperialistischen israelischen Staates, aus dessen Gewinnen
er - neben Milliardenhilfen aus der USA und der BRD - seinen Vernichtungskrieg
gegen die Palästinenser finanziert. Für 1978 ist eine
Verdoppelung dieses Exportes nach Europa geplant. Agrexco ist bei
der Eroberung neuer Märkte die strategisch entscheidende Rolle
zugedacht.
Wir wollten dem nicht tatenlos zusehen. Eine Aktion, an die wir
dabei bewußt anknüpfen wollen, war Anfang dieses Jahres,
als arabische Arbeiter israelische Orangen mit Quecksilber ungenießbar
gemacht haben. Manche waren der Meinung, dies sei eine CIA- Aktion
gewesen und sie sei auf eine Ebene zu stellen mit Bahnhofsbomben
und Trinkwasservergiftung. Diese Meinung kann nur zustande kommen,
wenn man Aktionen nicht analysiert, den Unterschied zwischen Ungenießbarmachen
von Orangen - was es ausschließlich war - und Massenvergiftung
nicht sieht und letztlich die wahren Schuldigen, Israel und die
BRD, die bereit waren, wirkliches Gift unter die Leute zu bringen,
davonkommen läßt.
- Die arabischen Tagelöhner auf den Plantagen der Besatzungsmacht
Israel haben Quecksilber in das Obst gespritzt, damit es aus dem
Handel gezogen werden muß, um damit Israel ökonomisch
an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen.
- Dieser Aktion vorausgegangen war eine Erklärung an die
Regierungen aller OECD [83]- Staaten,
in der sie von der Vergiftung der Orangen unterrichtet und gleichzeitig
eindringlich gewarnt wurden, weiterhin Obst aus Israel zu beziehen.
(Diese Warnung wurde einfach unterschlagen. Es wurden weder die
Einfuhren gestoppt, noch eine Untersuchung der Früchte eingeleitet.
Da die Art des Giftes im voraus nicht bekannt war, bedeutet der
Entschluß zum bedingungslosen Weiterverkauf des Obstes ganz
klar eher eine Massenvergiftung in Kauf zu nehmen, als sich ein
Milliardengeschäft ruinieren zu lassen.)
- Daß die arabischen Arbeiter für ihre Aktion kein
tödliches Gift, sondern das harmlose Quecksilber verwendet
haben, beweist, daß sie dem Imperialismus alles zutrauen,
auch eine Massenvergiftung der eignen Bevölkerung.
Wir sind der Meinung, daß diese Aktion richtig angelegt war,
aber durch die fehlende praktische Solidarität der Linken in
den Metropolen und von der Medienhetze ins Zwielicht gerückt
werden konnte.
Die Tatsachen sehen jedoch folgendermaßen aus:
- Israel wurde ökonomisch schwer angeschlagen. Die Verluste
bewegten sich in Milliardenhöhe, die Einbußen gehen
bis heute weiter.
- Bei der Aktion wurde niemand ernstlich geschädigt. (Es
ging der verantwortlichen Gruppe nicht nur um eine militärische
Aktion gegen die angekündigte Verdoppelung des Citrusexportes,
sondern gleichermaßen um eine politische Aktion gegen Israel,
die nicht dazu führen durfte, daß sich die Bevölkerung
der Metropolen psychologisch und politisch enger um Israel scharte).
- Es wurde der Beweis geliefert, daß der Imperialismus selbst
vor einer Massenvergiftung nicht zurückschreckt.
Unsere Aktion bei Agrexco verstehen wir einerseits als bewußte
Fortsetzung und Weiterführung dieser Aktion der arabischen
Arbeiter, d.h. als praktisch genutzte Chance zur Solidarität
mit dem palästinensischen Volk. Andererseits kann diese Aktion
nur dann ihren politischen Zweck erfüllen , wenn sie von der
Linken aufgegriffen und verstanden wird als Auftakt zu einer breitangelegten
Kampagne, angefangen bei Flugblättern über die Zusammenhänge,
Boykottkampagnen gegen israelische Waren über Diskussionen
mit Leuten beim Einkaufen bis hin zu Stinkbomben und Säureattentaten
gegen israelische Produkte und der Vernichtung der überall
in den Kaufhäusern ausgelegten israelischen Obstbestände.
Es gibt andere israelische Institutionen, deren Rolle bei dem Vertreibungs-
und Ausrottungsfeldzugs gegen die Palästinenser sicherlich
noch unmittelbarer und eindeutiger ist.
Zionistische Zentralen etwa wie die jewish agency, die von hier
aus die israelische Siedlungspolitik strategisch plant und vorbereitet
oder der jüdische Nationalfond, der es sich zur Aufgabe gemacht
hat, über ein engmaschiges Netz von Spenden und Stiftungen,
in das sämtliche Juden integriert sind, jedes Jahr Millionenbeträge
nach Israel zu transferieren, um damit die Errichtung von zionistischen
Wehrdörfern und - siedlungen zu finanzieren.
Diese Institutionen haben es sich zum Prinzip gemacht, in ihrer
unmittelbaren Umgebung kulturelle und soziale jüdische Einrichtungen
anzusiedeln (Altenfürsorge, Kinderkrippen etc.) - oder einfach
in ein normales Wohnhaus voller Familien zu ziehen, mit der Absicht,
daß bei Anschlägen auf ihre Agenturen möglichst
viele Menschen getroffen und verletzt werden, um diese dann nach
uralter und bewährter zionistischer Strategie als "antisemitische
Ausfälle" denunzieren zu können.
Diese Art der Verschanzung, die ganz systematisch unbeteiligte
Menschen als lebendes Schutzschild mißbraucht, die zumeist
gar nicht wissen, wer sich da mitten zwischen sie gesetzt hat, ist
eine der niederträchtigsten und menschenverachtensten "Spezialitäten"
des Zionismus.
Das heißt nicht, daß wir Anschläge auf zionistische
Institutionen dieser Art für falsch halten, das heißt
lediglich, daß wir uns über eins klar sein müssen:
der israelische Staat und seine Vertretungen hier in der BRD arbeiten
mit allen Mitteln (Wenn's sein muß, auch mit Toten) und
ihnen ist kein Preis zu hoch, um den Leuten ihre Propagandaparolen
einzuhämmern: daß nämlich der antizionistische Kampf
nur ein weiteres blutiges Glied in der Kette der Judenverfolgung
sei.
Und angesichts des gigantischen Propagandaapparates, der Israel
hier zur Verfügung steht, genügt es nicht zu sagen, daß
gerade der israelische Staat es ist, der die Politik der Vertreibung,
Verfolgung und Ausrottung eines ganzen Volkes fortführt und
weiterpraktiziert, diesmal gegenüber den Palästinensern
und der Enteignung ihres Bodens, was seine Entsprechung hatte in
der Blut- und Boden- Politik der Nazis, bis hin zu sprachlichen Details,
wenn das den Palästinensern entrissene Land als "heiliger
Boden, Boden unser oder biblischer Boden" bezeichnet wird.
Der Kampf gegen den Zionismus ist der entschiedenste Kampf gegen jeglichen
Antisemitismus. Denn genauso wie er die faschistischen Verbrechen
bekämpft, bekämpft er die Verbrechen des israelischen
Staates an den Palästinensern, die selbst Semiten sind.
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