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Aktionen gegen BDI, BDA, IKH, Ausländerpolizei
(Mai 74)
Die Revolutionäre Zelle hat zum 1. Mai in die Nester von
- Bundesverband der deutschen Industrie (BDI),
- Bundesverband der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA),
- Industrie- und Handelskammer (IHK) in Mainz und Ludwigshafen,
- Ausländerpolizei in Westberlin
einige Löcher gemacht.
Die Kapitalistenverbände sind verantwortlich für die
Krisen, die dieses Scheißsystem in immer kürzeren Abständen
produziert. Mit verantwortlich meinen wir, daß die Großen
diese Krisen benutzen, um sich gesundzustoßen, wie z.B. die
Ölkonzerne, die Banken, die Automobilindustrie. Wo der eine
sich gesundstößt, muß der andere dafür bezahlen.
Bezahlen müssen immer wir, die Jugendlichen, die Arbeiter und
Angestellten, die Frauen, die Ausländer, die Tante Emmas in
ihren Lädchen. Bezahlen sollen wir das Chaos, das dieses profitgierige,
menschenverachtende Bonzenpack anrichtet. Bezahlen nicht nur mit
immer weniger Geld im Geldbeutel, mit immer höheren Preisen,
sondern vor allem mit Existenzangst.
Denn Angst macht gefügig, Angst bricht einem das Kreuz, Angst
soll den Willen zum Widerstand im Keim ersticken: viele fangen dann
an, das Maul zu halten, fangen an, auf die Ausländer zu schimpfen,
feiern weniger krank, kommen pünktlicher, arbeiten mehr und
hoffen, daß es andere trifft.
Sie wollen uns das Kreuz brechen, indem sie uns zwingen, um unsere
Arbeit zu zittern. Und wir zittern nicht, weil wir diese Arbeit
so schön finden, weil wir es ohne sie nicht aushalten können,
sondern weil man uns nichts als unsere Arbeitskraft gelassen hat.
Arbeit in diesem Scheißsystem jedoch ehrt nicht, sondern
macht einen körperlich und seelisch fertig, macht häßlich,
macht alt, läßt einen verblöden, läßt
Fähigkeiten verkümmern. "Die Jungen sind nicht gegen
die Alten, sondern gegen das, was sie alt gemacht hat." sagte
ein Renault- Arbeiter. [74]
Und
mit Gesetzen und Paragraphen, die auf uns zugeschnitten sind, nehmen
sie uns alle Möglichkeiten, über uns selbst zu bestimmen,
ob es die Sondergesetze für Ausländer sind, der §
218, um uns Frauen unter ihren Willen zu zwingen oder die zahllosen
Gesetze, die jede wirksame Form von Widerstand unterbinden und uns
zu Kriminellen machen sollen, wenn wir unsere Fabrik besetzen [...],
wenn wir gegen die umweltverseuchenden Kernkraftwerke kämpfen
[...]. Um gerade die ausländischen Arbeiter zu unterdrücken,
die ins Land geholt und wieder davongejagt werden, wie es jeweils
in die Pläne der Kapitalistenbande paßt und die noch
am stärksten erkennen, daß wir hier unten zusammengehören
und uns nicht gegeneinander ausspielen lassen dürfen, ist für
sie die Extraeinrichtung Ausländerpolizei geschaffen worden,
die erpreßt und bespitzelt und über den Weg der Ausweisung
ausländische Arbeiter und Studenten oft genug in die Gefängnisse
und KZ's ihrer Heimatländer bringt. Die Ausländerpolizei
ist direktes Unterdrückungsorgan, ist die erste Form einer
eigenen Bullengruppe gegen Arbeiter.
Anfang des Jahres versuchte die Wirtschaftsmafia von BDI, BDA,
DIHT (als Zentralverband der IHK), Zentralverband des deutschen
Handwerks und Hauptverband des deutschen Einzelhandels, die Jugendlichen
zu Kreuze kriechen zu lassen und der Lehrlingsbewegung nachträglich
den Zahn zu ziehen. Nachdem sie zuerst eine halbe Million jugendlicher
Arbeitsloser produziert hatten, boten sie die Neuschaffung von 150.000
Lehrstellen an, die an zahlreiche Bedingungen geknüpft ist
[...]. Und finanziert werden soll das Ganze noch aus unseren Steuergeldern!
Wir sollen noch dafür bezahlen, daß sie 15jährige
für sich arbeiten lassen, daß 15jährigen eingebleut
wird: Arbeite, halt's Maul und sei dankbar dafür!
Wir haben die Anschläge zum 1. Mai gemacht, weil es der Kampftag
der Arbeiterklasse ist. Zum Tag "der Arbeit" hat ihn erst
der Faschist Hitler gemacht. Und die Gewerkschaften haben nach 1945
diese Namens- und Sinnänderung beibehalten. [...]
Die Geschichte der Arbeiterbewegung ist die Geschichte des Kampfes
gegen diese Arbeit mit allen Mitteln, mit Krankfeiern, mit Langsamarbeiten,
mit kleinen und großen Streiks, mit Demonstrationen, mit Fabrikbesetzungen,
mit Barrikaden, Sabotage, bewaffneten Aktionen.
Widerstand auf allen Ebenen, in allen Bereichen, mit allen Mitteln,
die wir haben, ist die einzige Möglichkeit für uns, Menschen
zu bleiben, Menschen zu werden.
Die Genossen, die in Stockholm die deutsche Botschaft besetzten, um die politischen
Gefangenen in der BRD zu befreien, schlossen ihre Erklärung
auch mit diesem Satz: "Wir werden Menschen sein."
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