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Hamburg 1998
Die "Revolutionären Zellen" (RZ) und die
eigenständige Frauenorganisation "Rote Zora", die
früher bedeutende terroristische Organisation waren und neben der RAF
Anschläge verübten, haben sich 1998 weder in Worten noch in Taten
öffentlich bemerkbar gemacht. Da Aktionspausen in beiden
Zusammenhängen nicht ungewöhnlich sind, ist ihre öffentliche
Abstinenz noch kein sicheres Indiz für ein Ende der Gefahr, zumal
davon ausgegangen werden kann, daß insbesondere die "Rote
Zora" sich nicht stillschweigend auflösen würde.
Jüngere gewaltbereite Autonome und "Antiimperialisten"
orientieren sich zunehmend an den strategischen Optionen der RZ /
"Rote Zora" und der früheren terroristischen "Bewegung
2. Juni". Sie betonen ihre vorhandene Einbindung in die "legale
Linke" sowie ihre Organisation aus der "Legalität"
heraus. Gemeint ist der Aufbau heimlicher ("klandestiner")
Kleingruppen, deren Angehörige sich in legalen Zusammenhängen
verankern, aus dieser Deckung heraus jedoch militant agieren.
Aussichten: Die abgeschwächte Gefährdungslage im
Bereich des linksextremistischen Terrorismus hat sich gegenüber dem
Vorjahr kaum verändert. Anschläge auf Niveau von RAF, RZ und AIZ
sind ausgeblieben. Trotz der Auflösung der RAF, der Zerschlagung der
AIZ und der anhaltenden Abstinenz der RZ / "Roten Zora" bestehen
Gefährdungspotentiale, die wachsamer Beobachtung bedürfen. Der in
der Militanzdebatte erzielte Minimalkonsens der gewaltbereiten Szene
begreift Militanz als unverzichtbare Komponente für den weiteren
"revolutionären Prozeß" bzw. zumindest für eine
Art Nadelstichpolitik. Anschläge aus den Bereichen des
"Antiimperialistischen Widerstandes" oder aus den Reihen der RZ /
"Rote Zora" sind weiterhin möglich. Sogenannter
"Antifaschismus", vorgeblicher "Antirassismus" und
"Internationalismus" sowie das Feindbild
"Neoliberalismus" sind bevorzugte Anknüpfungspunkte
linksextremistischer Militanz.
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