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RZ / Rote Zora

Diskussionen mit der Stadtguerilla

Die Beiträge im letzten PS zur Auseinandersetzung mit der Stadtguerilla fand ich größtenteils so schlecht, daß ich finde, sie nicht so ohne weiteres für die "Spontilinke" stehen lassen zu können.

Die Tendenz der Artikel, d.h. die Auswahl scheint in die Richtung zu gehen, die Diskussion auf die Ebene zu verschieben, wie sie früher mit dem KBW oder anderen dogmatischen Gruppen lief.

Klar ist, daß der Klein Klein Angst davor hat, auf eine Hinrichtungsliste gesetzt zu werden, klar ist auch, daß wir versuchen sollten, einen solchen Unfug zu verhindern, aber nicht indem wir der Guerilla eine verfehlte Politik unterschieben und auch nicht in einer Distanzierungspolitik, wie sie unheimlich in dem Artikel mit den Zuckerrüben deutlich wird. Unsere Aufgabe ist es bestimmt nicht, eine wahnsinnig gefährliche Isolation der Guerilla zu betreiben. Mit gefährlich meine ich nicht, daß die Strategie der Distanzierung nur die Bewaffneten isoliert und langsam den Bullen ausliefert, sondern auch die gesamte linke weiter aufspaltet und die Gruppen und Grüppchen damit weiter dem Staatsapparat ausliefert. Wer nämlich meint, die Bullen seien nur hinter der Stadtguerilla her, der täuscht sich gewaltig, zahlreiche Aktionen Winterreise und Wasserschlag haben das bewiesen.

Ich wäre auch vorsichtig, der Guerilla zu unterstellen, den Schmücker und den Klein Klein in einen Topf zu schmeißen. Nicht, daß ich die Liquidierung von Schmücker gutheiße, aber der Klein Klein ist immerhin (noch) nicht zum Verräter geworden. Und ich glaube und hoffe, daß er kapiert hat, wo da die Grenze liegt. Deshalb halte ich die Situation für eine einigermaßen fruchtbare Diskussion mit der Guerilla für günstiger als je zuvor.

Zunächst ist es falsch einen Beitrag im PS zu bringen, der sagt, er hätte mit "den politischen Vorstellungen der Stadtguerrilla genauso wenig am Hut, wie mit denen der KPD". Der bewaffnete Kampf ist nicht die KPD oder irgendeine linke Gruppierung, sondern ein Mittel der Auseinandersetzung mit dem Imperialismus, der seinerseits stets bewaffnet auftritt. Deswegen hilft auch ein Aufrechnen von Erfolgen und Mißerfolgen der Spontis auf der einen und der Guerilla auf der anderen wenig, wenn nicht überhaupt nicht.

Da gibt es nämlich die ganz billige aber genauso blöde Retourkutschen- Argumentation, wenn man/ frau die Erfolge der Spontis genauer untersucht. Die sind nämlich gemessen an ihren eigenen Ansprüchen genauso dürftig und letzten- Endes viel unwichtiger, wie die bewaffnete Politik es bisher war.(ich sage WAR!)

Und. auch uns ist es bisher immer gelungen, einen großen Haufen Leute den Bullen auszuliefern, die Zwar nicht alle für immer in den Knast gehen, aber ihr ganzes Leben bestimmte Möglichkeiten nicht mehr haben.(Berufsverbote, Einstellungssperren für best. Leute bei der Stadt oder in einzelnen Betrieben). Dabei wird nicht nur die private Existenz vernichtet, sondern auch ein gewaltiges Stück politischer Existenz. Solche Mißerfolge dann anderen anzuhängen finde ich unfair, weil wir die eigenen noch nicht mal im Griff haben.

Die meisten politischen Hämmer kommen dann im Zuckerrüben- Artikel im Bezug auf die Einschätzung der bisherigen Politik. Zumindest hatte ich angenommen daß durch die Diskussion um die RAF- Anschläge auf US-Stützpunkte klargeworden ist, daß das Gebiet der B RD benutzt wurde, um von hier aus operieren zu können. Wer dann noch vom gleichberechtigten Partner der USA redet, hat offensichtlich nichts mitbekommen und sollte dann sich jetzt raushalten.

Von der gleichen politischen Naivität geht die Behauptung aus, daß die Amis wegen der "kritischen Weltöffentlichkeit" den Vietnamkrieg beendet hätten:

  1. wäre ein einziger Materialschlag, etwa H- Bombe, für die Rüstungswirtschaft katastrophal gewesen, weil nachher nichts mehr hätte eingesetzt werden können.
  2. hätten die Amis die Gefahr eines Gegenschlags in Kauf nehmen müssen, denn jeder, der potentiell durch die Amis bedroht ist, hätte sich dann ausgerechnet, möglichst vorher zuzuschlagen.
  3. hätten alle internationalen Guerillagruppen (und das sind eine ganze Menge) verstärkt arbeiten müssen, um sich selbst zu schützen.

Aber vielleicht will der Genosse, der den Zuckerrüben- Artikel verfaßt hat, gerade aus dieser Naivität eine neue Strategie entwickeln und die wäre wohl der Untergang der Linken. Denn auch für die "anderen Fragen gilt das gleiche. der Kaussen wird wegen einer kritischen Öffentlichkeit seine Wohnungspolitik nicht ändern, auch der FVV nicht. Hier werden nur Aktionen nützen, die sowohl von militanten I d.h. bewaffneten Gruppen und "offenen" Gruppen getragen werden, sozusagen einer Ergänzung der beiden Bereiche. (Siehe "Bewaffneter Kampf" im Trikont Verlag.) Und ich glaube, da kann die künftige Diskussion ansetzen, daß wir der Stadtguerilla klarmachen müssen, daß die Politik, die z.Zt. läuft, falsch ist, daß es falsch ist, den Buback gerade dann abzuknallen, wenn eine Menge anderer Sachen laufen, die gerade durch eine solche Aktion verunmöglicht werden. Immerhin war die Öffentlichkeit nach Traube und Wanzen in einer anderen Stimmung als jetzt, die ausgenutzt werden könnte. Das heißt aber auch, daß Vietnamkampagnen z.B. durch gezielte Anschläge, bei denen die Tätigkeit der Amis in der BRD dokumentiert wurde, unterstützt werden konnten.

Das heißt unter Umständen auch, daß ein Betriebs- oder Wohnungskampf durch gezielte Aktionen wirkungsvoller werden kann, weil die Herrschenden doch verletzbar sind und sich gerade davor fürchten, aber weil sie wissen, daß sie sich selbst nicht genügend schützen können, sind vielleicht Sachen möglich, wo wir Positionen erobern können. Wir brauchen also keine Distanzierung, sondern eine Bestimmung der Aktionsbereiche, aber auch keine schwache Guerilla, sondern eine starke Bewegung mit der Stadtguerilla.

DER KAMPF GEHT WEITER zusammen werden wir siegen. ...

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