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Folgenden Brief, den wir erhielten und der ansonsten auch in Frankfurt
rumgeistert, bringen wir in Auszügen
WIDERSTAND UNTERM PLASTERSTRAND
Die Frage ist, ob sie (die Kritik) an die Guerilla als Genossen,
und damit auch an diese als EURE Genossen gerichtet ist oder nicht.
Und wir meinen, daß es weder bei Klein noch bei euch so ist
- von dem Artikel "Solidarität" (S. 31 ff.) abgesehen
- für euch ist die Guerilla das Spiegelbild der Bullen, auf
den Begriff gebracht: Schweine- Das ist der Punkt, wo eure Unterscheidung
"zwischen Staatsschutztätigkeit und politischer Kritik
an der bewaffneten linken" zur Gratwanderung wird.
....
Denn wenn sich einer dazu entschließt, bei so'ner heißen
Geschichte wie der OPEC-Sache mitzumischen, wie es der Klein getan
hat und er wird ja wohl nicht heute noch behaupten - wollen, er
wäre damals von der Guerilla dazu gezwungen worden), dann -
und das wird wohl auch keiner abstreiten können - setzt sich
doch jeder VORHER damit auseinander und es wird auch keiner die
Knarre nur zum Präsentieren mit in die OPEC-Zentrale nehmen;
d.h. es war dem Klein- Klein bereits VORHER klar, daß es zu
einem Schußwechsel kommen könnte oder -noch wahrscheinlicher
- kommen würde und daß dabei Leute draufgehen können,
Bullen WIE Genossen, Dann hinterher den anderen (!), die an der
Aktion mitbeteiligt waren, Zynik, Gefühllosigkeit und Menschenverachtung
vorzuwerfen, ist nicht mehr nur Dummheit, sondern schlichtweg schweinisch.
....
Was (und wie es) der Klein- Klein in seinem Brief geschrieben hat,
wird keinen Genossen, der den bewaffneten Kampf hier und jetzt für
richtig hält, davon abhalten; höchstens die Potenzheinis
a la Klein- Klein, die dem bewaffneten Kampf als MYTHOS aufsitzen,
vom "Sprung in den Untergrund" und einer Starrolle im
"internationalen Guerilla- Theater" träumen.
Diejenigen, für die der Bewaffnete Kampf kein Mythos ist,
die kämpfen, um - auch sich selbst zu befreien, für die
der praktische militante Widerstand Äußerung ihres Lebenswillens
und Kampf gegen das eigene Untertanenbewußtsein ist, brauchen
keine "wohlfeilen Argumentationen", um von der Notwendigkeit
des bewaffneten revolutionären Kampfes überzeugt zu werden,
sie wissen, was und weshalb sie es tun, denn der bewaffnete Kampf
ist IHRE UREIGENE SACHE, die sich über Jahre hinweg bewußtseinsmäßig
und praktisch entwickelt hat und kein Sprung ins kalte (Grönlandgletscher-)
wasser.
....
Und daß er da wieder rausgesprungen ist, zeugt nicht von
seiner -wie er meint -politischen Sensibilität und politischem
Selbstverständnis - sowas hat er, könnte man fast meinen,
nie gehabt, sondern von seiner Kaputtheit, mit der er sinngemäß
sagt, IHR habt mir die goldnen Berge versprochen und IHR habt mich
beschissen, und von seinem Opportunismus, mit dem er sich heute
den Leuten in die (offenen) Arme schmeißt, und sie funktionalisiert
(was allerdings gegenseitig geschieht), die er früher als Arschlöcher
bezeichnet hat.
Auf EURE "kämpferische, revolutionäre und lebensbejahende
Antwort" auf die elende deutsche Situation warten wir jedenfalls
schon seit langem vergeblich. lnfam und dreckig wird's spätestens
dann, wenn ihr der Stadtguerilla die Logik unterschiebt, alle Probleme
nur "militärisch" zu lösen. Das ist echt Staatsschutzjargon
und kann nur einem kaputten Klein'bürgerhirn entspringen.
Genauso, wie ihr der Guerilla die Parole: "Andreas raus, Dany
rein" unterjubelt. Wir finden diese Parole genauso dumm und
töricht wie ihr.
....
Zum Problem der Gewalt
Ihr seid gegen Gewalt. Ihr sagt, Gewalt ist Macht und Macht korrumpiert,
führt zu einer neuen Herrschaft, tauscht letztlich nur die
eine Herrschaft gegen die andre aus.
Diese Einstellung führt zur Lethargie und Passivität,
zum alternativen Zuckerrübenanbau. Damit soll keineswegs die
Zweischneidigkeit revolutionärer Gewalt geleugnet oder umgangen
werden.
.......
Diese Problematik besteht und muß von allen gesehen werden,
die revolutionäre Gewalt anwenden bzw. sich damit auseinanderzusetzen.
Aber wenn man daraus den Schluß zieht, daß Gewalt überhaupt
Scheiße und illegitim ist, wird' s schwachsinnig und OBJEKTIV
konterrevolutionär.
Wir können diese Gesellschaft nicht verändern, ohne Gegengewalt
von unten auszuüben, so traurig es im Grunde auch ist. Aber
es ist Realität, - und da gibts zwei Möglichkeiten: entweder
weiche ich ihr aus und darf mich nicht wundern, wenn ich als Spinner
und Träumer angesehen werde ( die Bullen werden mich allerdings
dann hätscheln), oder ich stelle mich dieser Realität,
und das heißt: ich bin GEZWUNGEN, diese Gesellschaft und ihre
Gewaltmschinerie gewaltsam anzugreifen (was impliziert, daß
ich mich mit dieser meiner Gewalt trotzdem auseinandersetze, damit
sie nicht die Flaschen trifft bzw. zum Selbstzweck wird und damit
konterrevolutionär ist). Das sind Sachen, die der Spontilinken
eigentlich klar sein müßten und die in Frankfurt auch
Häuserkampf und FVV aufgezeigt haben.
Einige von euch, so u.a. auch der Schreiberling des Zuckerrübensirups,
haben sich früher vor allem durch markige Sprüche und
Verbalmilitanz hervorgetan; als sie dann gemerkt haben daß
die Bullen nicht frei nach Bibel auch die andere Backe hinhalten,
sondern zurückschlagen, daß der militante Widerstand
keine Spielerei und nichts für Sprüchklopper noch für
Potenzlinge ist, verkrochen sie sich erstmal in ihre Mäuselöcher.
.......
Ihr habt irgendwann Angst vor eurer eigenen Courage gekriegt. Daraus
habt ihr den Umkehrschluß gezogen, Gewalt ist Scheiße,
konterrevolutionär. Die Folge davon ist, daß immer mehr
Leute auf's Land ziehen und sich ein grünes Inselchen aufbauen
wollen. Abgesehen davon, daß ihnen dies auch nicht gelingen
wird, hat das mit Revolution wirklich keinen Furz mehr zu tun.
Ihr macht ein alternatives Kulturzentrum und spielt darin u.a.
-faschstische Western (so geschehen in der Batschkapp), die man
in jedem billigen Fickkino sehen kann.
......
Übrigens: einen derart dummen und schleimigen Artikel wie
den "Brief an Jochen" haben wir schon lange nicht mehr
gesehen. Da bleibt einem echt die Spucke weg.
Außerdem möchten wir, damit es nicht vergessen wird,
hiermit noch schnell dem Herrn. .. für seine wertvollen Bemerkungen
danken: derart schonungslos und offen hat bisher noch niemand die
Unehrlichkeit, Plumpheit, Ahnungslosigkeit und Bewußtlosigkeit
der ,Revolutionären Zellen bloßgelegt; er hat uns allen
dankenswerter Weise logisch und korrekt aufgezeigt, daß die
Begriffe Angst, Einsamkeit, Kaputtheit, Plastic People, Todeskultur,
Liebe und Kolonialisierte Köpfe ausschließlich sein wie
des Frankfurter Kulturzentrums geistiges Eigentum und Erbe sind,
Begriffe also, von denen die Cowboys und Killer von der RZ nicht
einmal die leiseste Ahnung haben,. was sie bedeuten könnten!
....
Außerdem, um nochmal auf euren Stalinismusvorwurf an die
westdeutsche Guerilla zurückzukommen. Es ist uns ziemlich zuverlässig
zu Ohren gekommen, daß ein kleiner Teil der Szene eine SCHWARZE
LISTE von 100 -150 (!!!) Namen aufgestellt hat, die als Sympathisanter
bzw. potentielle Mitglieder der bewaffneten Linken eingestuft werden.
.....
Ihr habt der Guerilla wie auch allerl Genossen, die die Guerilla
nicht von vornherein in Bausch und Bogen verurteilen, und als Schweine
abkanzeln, damit den Krieg erklärt. Wir fänden es falsch,
diese Kriegserklärung ohne weiteres anzunehmen, für uns
steht der Feind nicht links.
Aber wir fordern hiermit alle Genossinnen und Genossen auf, dafür
zu sorgen, daß diese Liste auf jeden Fall dahin kommt, wo
sie hingehört, nämlich in den Ofen!
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Johanna Keine, Albert Macht, EmiI Niemand
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