WIDERSTAND heißt ZUCKERRÜBEN ANBAUEN
Ein Genosse, dem beim lesen des oben abgedruckten Textes die Wut
befiel, hats an die Öffentlichkeit gedrängt. Ist nur zu
kapieren, wenn man/ frau vorher: 'Mythos des Bewaffneten Kampfes'
liest.
Als ich die neueste Ausgabe der RZ gelesen hatte, fühlte ich
mich gelinde gesagt verarscht. Deshalb ein paar Anmerkungen zu dem
Ding - ich kann und will nicht auf alles eingehen, das ist mir zuviel
Arbeit. Im Allgemeinen ist mir als erstes die Einfachheit Eurer
Argumentation, die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes hier und
heute betreffend aufgefallen. Da würde selbst der gute Dschugaschwilli
vor Neid erblassen. Widerstand ...das ist der bewaffnete Kampf.
Das ist genauso inhaltlich wie die Behauptung: WIDERSTAND -D.H.
ZUCKERRÜBEN ANBAUEN.
Im Einzelnen: Ihr macht genau das, was Ihr den bundesrepublikanischen
Machtorganen zu recht ankreidet: psychiatrisieren. Und zwar alle,
die nicht Eurer Meinung sind.
In dem ersten Artikel ist die Rede von Angst, schlechtem Gewissen;
daß die Einsicht bewaffnet zu kämpfen schon da ist, die
Umsetzung in die Praxis jedoch schwerfällt, weil unsere Köpfe
kolonialisiert sind usw.
Sicher, Angst hat auch bei mir immer eine Rolle gespielt -ich kann
mich an keine Aktion erinnern, bei der ich nicht die Hosen vor,
während und nachher gestrichen voll hatte. Sicher bin ich auch
oft genug auf die Hetze der Gegenseite reingefallen - zuletzt als
es um Brockdorf oder Ithehoe ging. Mitgemacht hab ich dann, wie
die meisteN die icll näher kenne, dann trotzdem in irgendeiner
Form.
Manche tatens nicht.
Die Unverschämtheit bei Euch, find ich, ist, daß einem
schlichtweg politisches Denken und Entscheiden, daß auch und
gerade noch andere Faktoren als Psychos berücksichtigt, abgesprochen
wird. Bestenfalls werden die politischen Entscheidungen noch als
Alibi für die verdrängten Ängste etc. dargestellt.
Wenn wir (Spontis) im Moment nicht besonders viel machen (Und zu
manchen Fragen gar nichts), dann hängt das damit zusammen,
daß wir mit unseren politischen Vorstellungen und Zielen.
die eng an die Erfahrungen von Opel, Häuserkampf und FVV geknüpft
sind, ins ZweifeIn gekommen sind: daß wir Vieles, scheinbar
Selbstverständliches, in Frage steIlen und mühsam nach
einer Neu- und Weiterentwicklung suchen. Abgesehen davon ist nicht
alle Tage Weihnachten.
Auf jeden Fall hängt das nicht damit zusammen, daß wir
"unsere Stärke und Handlungsfähigkeit unter dem Schutt
von Zerstörung und Resignation und Untertanenmentalität
wieder freischaufeIn" müssen - OrginaIton Rev. Zorn.
Wenn Ihr das sagt, dann ist das dieselbe Ebene, wie wenn der Staatsanwalt
sagt, der Jünschke habe in Beruf und Ehe versagt und sei deshalb
zum Terroristen geworden. Die richtige Feststellung mit den kolonialisierten
Köpfen läßt sich auch umdrehen: Euer Kampf ist das
getreue Abbild der herrschenden Gewaltverhältnisse und damit
nichts qualitativ anderes also revolutionäres.
Gerade hier gab's genug Aktionen, die pfiffig, polit. durchdacht
und gut organisiert waren. Wodurch viele die Erfahrung machen konnten,
daß es keine "Übermenschen" braucht um was
hinzukriegen, die Bullen ins Leere (oder wogegen) laufen zu lassen
oder an der Nase rumzurühren.
Das wisst ihr ganz genau - wenn Ihr's auch meistens erst aus der
Zeitung erfahren habt oder als interessierte Beobachter mit Hut
und Stöckchen vom Straßenrand.
Axel Springer und Joscka Fischer
Mir paßt an bewußtem Fischer- Artikel ne ganze Menge
nicht. Aber das tut hier nichts zur Sache. Gerade dieses Zitat,
daß Ihr Euch da rausgepickt habt, find ich ausserordentlich
richtig. Ich kann nur auch nur vorstellen, daß Ihr den denunzieren
wollt, es sei denn ich gehe davon aus, daß Ihr ein dickes
Brett vorm Kopf habt und nicht kapieren wollt, was er damit meint.
Hier gehts jedenfalls um den Zusammenhang zwischen Gegengewalt und
Herrschaft. Das Macht korrumpiert, welcher Art sie auch sein mag,
diese Erfahrung habe ich (und ich glaube nicht nur ich) auf jeden
Fall schon bei mir selber gemacht.
Wenn ich in der Lage bin (physisch u. psychisch) bei einer Demo
einem Bullen aufs Maul zu hauen oder einem Faschisten, dann bin
ich schnell dabei:
- einem KBW- Ier der mich entsprechend anmacht eine zu verpassen;
- einem Rocker, der mein friedliches Bier stört;
- einem Typ aus der Scene, den ich nur entfernter kenne, der
mir aus irgend einem Grund nicht paßt und zufällig
dasselbe macht wie obiger Rocker;
- einem Typ, der was mit meiner Freundin macht eine zu verpassen
(bis jetzt immer nur im Kopp);
- und letztlich irgendeinem, der eine andere Meinung hat als
ich.
Vom Bullen bin ich dann ganz schnell zum Genossen gekommen: Beim
ersteren ist meistens klar, daß eine verbale Auseinandersetzung
außer einer Beule nix bringt - beim letzteren finde ich im
gegebenen Fall noch ne politische Rechtfertigung, dazwischen verfließen
die Grenzen.
Da denke ich mir, daß der Übergang vom Revolutionär
zum GPU- Bullen kurz ist - wenn ich entsprechende Macht und politische
Rechtfertigung dazu habe.
Und bei Euch ist's schon ganz nahe dran -z. T. ist's schon soweit.
Ihr habt's gutgeheißen, daß der Schmücker kaltblütig
umgelegt wurde. Aber der war als Spitzel offensichtlich enttarnt
und hätte ohne Gewaltanwendung entschärft werden können.
Ganz davon abgesehen, daß ihr Euch natürlich nie dazu
verhalten habt, inwieweit die Stadtguerilla konkret hier solche
Menschen produziert. Ihr habt anderen Genossen Prügel u.ä.
angedroht natürlich weil sie angeblich andere gefährdet
haben, d.h. sich nicht auf Euer Spiel eingelassen haben oder nur
halb, weil Ihr sie unter Druck gesetzt habt. Das wenigste ist noch,
daß von Euch Gerüchte über Genossen und Genossinnen
verbreitet werden was ihre Zuverlässigkeit und ihre "objektive
Staatsschutzfunktion" betrifft. Diese Geschichten sind keine
Gerüchte die ich irgendwo gehört habe.
Wenn ich die Problematik, die Joschka in dem zitierten Satz aufwirft,
verdammt ernst nehme, heißt das für mich trotzdem nicht,
mich in Zukunft wie ein Jünger Ghandis zu verhalten. Ich weiß
daß ich ausflippe und zu sonst was in der Lage bin, wenn ich
sehe wie sich Bullen bei einer Demo etc. verhalten. Ich weiß
noch zu gut, wie's auf mich und andere gewirkt hat, als wir während
der FVV -Kampagne dachten die Bullen hätten den Hydrek umgebracht.
(Damals hatte ein Wasserwerfer ihn umgefahren). Aber es fällt
mir nicht ein. "Hinrichtungen" zu planen und vorzunehmen,
da ist bei mir die Grenze zum Henker überschritten.
Anmerkung Entebbe:
Da kann ich mir nur noch an, den Kopf greifen. Wie kann ich als
Revolutionär a) einen Pakt mit einer Drecksau wie dem Idi schließen,
b) argumentieren - auf die Bemerkung, daß im Flugzeug doch
schließlich eine Menge "normaler Leute" gesessen
hätten. hier würde ein Krieg gegen den Zionismus. Israel
- geführt und da ist niemand unschuldig. Mensch, konventionelle
Kriegsführung ist nicht mein Bier, da werden die Leute für
die Machtinteressen irgend welcher Ärsche verhetzt und verheizt,
dagegen gehe ich seit Jahren auf die Straße und ihr argumentiert
so wie jeder dreckige Politiker.
Zu Euren Fragestellungen:
"Ist es richtig gefangene Revolutionäre rauszuholen ?"
Sicher. Aber ich stelle mir das rausholen anders vor als Ihr. Ich
hab mit den politischen Vorstellungen der Stadtguerilla genau soviel
am Hut wie mit denen der KPD. Ihr wollts durch ne Aktion machen,
und da laß ich mich nicht drauf ein, weil ich diese Politik
grundfalsch finde. Ich lass mich auch nicht hintenrum draufheben
mit dem (richtigen) Argument, daß die Leute im Knast vor die
Hunde gehen.
Praktisch hat sich's glaube ich bewiesen, daß es so, wie
Ihr's vorhabt nicht läuft: Für jeden, der bis jetzt mit
Gewalt aus dem Knast befreit wurde, sind drei andere .eingeritten.
Ansonsten habt Ihr's bisher konsequent verstanden, alle anderen
Sachen, die die ganze Scheiße hätten zum platzen bringen
können (die erstmals wieder hörbaren Zweifel am bundesrepublikanischen
Rechtsgebrauch nach dem Tod von Holger Meins, die Wanzengeschichten)
abzuwürgen - indem Ihr unabhängig von dem, was sonst so
läuft Eure Scheiße durchzieht.
Den Mechanismus den Ihr da immer wieder in Gang setzt sehe ich
so: Du setzt Dich irgendwie - im Rahmen deiner politischen Vorstellungen,
die nicht die der Stadtguerilla sind - für die Verbesserungen
der Haftbedingungen, Freilassung von Gefangenen etc. ein. Gerade
denkst du, aha, in der Friedhofsruhe regt sich was, da tut's nen
Knall und alles war für die Katz.
Ihr benutzt das Ganze wiederum dazu "klarzumachen", daß
so auf ,"legale" Wei
se nix zu machen ist, die Knarre und das Dynamit muß her.
Blöderweise fallen immer wieder Leute drauf rein. Ich betrachte
das jedenfalls nicht als Zufall, daß Eure Reihen gerade durch
Leute die in Folterkomitees etc. mitarbeiten gefüllt wurden.
"Ist es richtig, daß US-Kasinos brennen?"
Kaum, was soll 's?
Die linke Bewegung hier hat die nationale Befreiung nicht auf ihre
Fahnen geschrieben - außer ein paar Strauß- Fans in
der ML- Bewegung. Das ist auch kein Zufall: wir sind ja gleichberechtigter
Partner der USA und keine Kolonie des US- Imperialismus.
Die nationale Befreiung stößt allenfalls bei der nationalen
Rechten auf Zuspruch. Daß mit solchen Aktionen dem Imperialismus
"empfindliche Schläge" versetzt werden halte ich
für ein Gerücht. Der materielle Schaden ist gering. Die
Guerilla könnte ihn nur dann höher schrauben, wenn sie
zumindest in relevanten Bevölkerungsteilen verankert wäre.
Selbst dann wäre der Sinn zweifellhaft:
nach zwei Jahren Bombenkampagne, die immerhin 3/4 der ökonomischen
Einrichtungen der Briten in Nordirland zerbombt hat und deren Schaden
in Milliardenhöhe ging, sahen selbst die Provos ein, daß
sie das auch nicht weiterbringt.
Einschüchtern tuts die Amis auch nicht. Die haben schließlich
genug Militärs, die nix zu tun haben und den ganzen Mist bewachen
können. Für die war's bestenfalls was neues auf das sie
sich einstellen mußten.
Ich empfehle den Leutchen aus der Guerilla mal, weniger Bastelbücher
und mehr Geschichtsbücher zu lesen.
So war z.B. der Grund für den Rückzug der Briten 1920
aus Irland zum kleinsten Teil in den bewaffneten Konflikten zu suchen.
Die IRA hatte zwar über 100.000 Freiwillige (was auf den Grad
der Verankerung in der irischen Bevölkerung schließen
läßt) aber nur für einen Bruchteil davon Waffen
- aber was für'n Schrott. Der entschiedenste Punkt war der
hohe Grad an zivilem Ungehorsam mit dem die Besatzungsmacht konfrontiert
war. Der Motor dafür waren aber weniger die militärischen
Aktionen de IRA (deren eigentliche Kraft, ähnlich wie bei der
österreichischen Handgranate in der moralischen Wirkung zu
liegen schien), als das ausgeprägte nationale Bewußtsein,
die Verweigerung der Kooperation fast aller Bevölkerungsschichten
mit den Briten (das ging vom, "Schattenkabinett" bis zum
Steuerstreik). Aber über Stichworte komm ich her nicht, rau's.
Ihr solltet aber gerade die Tatsache daß alle erfolgreichen
Befreiungsbewegungen bei denen die Guerilla eine Rolle spielte eng
gekoppelt waren mit der nationalen Befreiung (und damit stark von
bürgerlich republikanischen Ideen geprägt) zu Kenntnis
nehmen. Das hat politische Folgen, vor allem für das, was nach
der Befreiung rauskommt.
Zurück zu den USA. Vergleicht man die Zahl der Anschläge
etc. innerhalb der USA gegen die US-Armee und deren Institutionen
mit denen hier, so waren es während des Vietnam Krieges hundertmal
mehr. Selbst die haben die Kriegsmaschinerie nicht zum stolpern
gebracht.
Es waren in der Hauptsache politische Gründe und nicht die
militärischen Niederlagen (militärisch gings für
die FNL nach der Tet- Offensive, die ja ein schwerer Aderlaß
für die FNL war, wieder vorwärts als die Amis draußen
waren).
Selbst die Feststellung, daß die US-Armee die nationale Bewegung
in Vietnam nicht besiegen könne hat einen eminent politischen
Hintergrund: nämlich die Unmöglichkeit, vor einer kritischen
Weltöffentlichkeit, das Land in die Steinzeit zu bomben.
Vom Material her hätten die Amis das gekonnt, und dann wärs
mit der Befreiung aus gewesen.
"Sollen wir die Fahrscheine lieber bezahlen als nachzudrucken
und FVV- Automaten abzubrennen?"
Erstens schmückt Ihr Euch da glaube ich z.T. mit fremden Federn.
Zweitens: 10.000 nachgedruckte Fahrscheine und 100 zerstörte
Automaten machen noch keinen 0- Tarif. Der materielle Schaden bringt
die auch nicht so in Bedrängnis - der war während der
ersten FW -Demos auf der Zeil in Millionenhöhe. Damit mobilisiert
Ihr auch keine Bevölkerung, noch nicht mal die Scene und bringt
auch so schnell (wie die Praxis zeigt) keinen dazu selber Fahrkarten
zu drucken oder Brände zu legen. Der FW fällt nur in einer
Situation des offensiven Massenprotestes (und die scheint ja ganz
offensichtlich im Moment nicht da zu sein). Ob da die 'Linke' dran
schuld ist (mit), die dies oder jenes versäumt, die 'objektive
Situation' das es den Leuten stinkt nicht ausnutzt? Wir sind halt
keine Partei. die auf irgendwelche Analysen funktioniert. Wir waren
immer nur stark, wenn wir nach innen mobilisieren konnten und so
schon eine bestimmte Kraft darstellten. Wenn das im Moment nicht
geht - ein Kraftakt weniger bringts da auch nicht. ,
Dasselbe gilt für die anderen Fragen (Bauspekulanten, Schwarzfahrerkartei).
Der Kaussen wird seine Wohnungspolitik nicht wegen einer Bombe
ändern - wenn er nicht blöd ist. Der wird sich besser
schützen, dann müßt Ihr ihn halt umlegen damits
ein Ende hat. Seine GmbH. oder was für'n Laden der betreibt-
wird sein Werk fortführen. Ich hab einfach keine Lust der Techniker,
Henker oder Pyromane von irgendwelchen Massen zu sein, die selber
nix gegen ihr Elend unternehmen. Die lernen dadurch auch nix. Im
besten Fall siehts dann so aus, daß sie statt einen Typen
oder eine Bürokratie, die ihnen unangreifbar erscheint, zu
hassen, Euch, wie Lassie la Rock, den Rächer der Enterbten,
( und der ihnen genausoweit weg ist) bewundern.
Zu Euren 'praktisch- politischen Bemerkungen'
Da ist ein Satz drin, den solltet ihr Euch mal hinter die Ohren
schreiben: 'Deshalb ist absolute Genauigkeit in der politischen
Analyse erforderlich. ..'
Glaubt Ihr denn im Ernst, daß die Erfolge der Bullen nur
auf Zufalle, Verrat und Schlamperei eurerseits zurückzuführen
sind (selbst wenn's so wäre, selbst 'Zufälle' weisen ab
einer gewissen Häufigkeit auf ein tieferliegendes Problem hin).
Wäre das der Fall, dann wären Eure Niederlagen ja durch
verbesserte technisch- organisatorische Planung und Durchführung
zu beheben.
Ich bin der Meinung, daß die Erfolge der Staatsgewalt Eurer
Strategie vom 'bewaffneten Kampf immanent sind. Der entschiedenste
Fakt: Ihr habt keine Ausgangsbasis. Damit meine ich gewisse Scenes
auf die ihr zurückgreifen könnt, untertauchen, Euch regenerieren,
die Euch ideell und materiell in abgestuften Formen unterstützen.
Bestenfalls könnt Ihr auf eine indifferente Bevölkerung
hoffen. Die vorhandene Basis ist so schmal, daß sie keinen
tatsächlichen Rückhalt darstellt, dazu kommt, daß
Ihr Euch der linken Scene gegenüber feindlich verhalten müßt.
Von daher kommt die Unterstützung nur spärlich trotz des
revolutionären Anspruchs. Da Ihr nach eigener Überzeugung
aber den rev. Anspruch am konsequentesten umsetzt sind wir für
Euch bestenfalls Schwätzer, schlimmstenfalls saturierte Schweine.
Folglich glaubt Ihr Euch erlauben zu können, Leute mehr oder
weniger zu erpressen, halt Ausweise zu klauen wenn sie nicht freiwillig
rübergereicht werden oder uns anders zu funktionalisieren.
Sie ist eingrenzbar und festmachbar und daher leicht in den Griff
zu kriegen. . Weiter: anders als in den Ländern der dritten
Welt und Lateinamerika, gibts hier keine großen Lücken
in der Bürokratie, keine Slums in denen die Bewohner nicht
registrierbar sind (die haben inzwischen da. drüben auch schon
dazugelernt und siedeln die Leute in Betonsilos um), keine Korruption
in dem Ausmaß und auf allen Ebenen, die das Staatsgefüge
durchlässiger machen würde etc. - daß der Großstadt-
Dschungel auch nicht mit den Wäldern von Tucuman zu vergleichen
ist, hat sich inzwischen, ja auch schon gezeigt.
Das alles zusammengenommen heißt: die Umsetzung Eurer Strategie
in die Praxis ist an eine bestimmte Logistik gebunden, welcher,
weil sie sich nur nach technisch- organisatorischen Gesichtspunkten
orientieren kann, auch technisch- organisatorisch beizukommen ist.
Sie ist computerisierbar, d .h. eben vorausberechenbar , das trifft
daher auch auf Eure Aktionen, Eure Bewegungen zu.
D.h. nicht, daß Ihr nicht in der Lage wärt mal ne Bombe
zu legen, ne 'Bank zu machen' oder einen umzunieten. Nur: die Akteure
überstehen ihre Aktionen in der Mehrzahl der Fälle nur
kurze Zeit.
Ihr schriebt in Eurem 'Zorn' großkotzig, daß es Euch
gelungen sei, die Bullen seit über 4 Jahren an der Nase rumzuführen.
Na ja. Inzwischen lebt ein Teil von Euch nicht mehr und ein anderer
Teil. ...
Eure Gruppe ist zwar noch nicht zerschlagen, aber wie lange noch.
Bis jetzt waren die Bullen auch erst hauptsächlich auf der
RAF, dann auf den 2.6. - beide Gruppen sind fertig. Im Moment schießen
sie sich auf EUCH ein. Für mich ist das nur noch eine Frage
der Zeit.
Ich will zum Abschluß noch was zu Eurer These, daß
die Herrschenden angreifbar und verwundbar sind, sagen: Das sind
sie sicher, sonst hätt ich's schon gesteckt. Nur Ihr meint
das wörtlich und da täuscht Ihr Euch gewaltig.
Das hat selbst eine so starke (quantitativ und qualitativ) Guerilla
wie die ERP- Monteneros nicht geschlafft - die sind übrigens,
wie's im Moment aussieht, so ziemlich am Ende.
In Argentinien wurde ein beispielloser Terror gegen die Herrschenden
und deren Handlanger durchgeführt. Das hat sie letztlich auch
nicht schwächer gemacht. Als erstes haben die sich mal die
AAA geschaffen und deren Terror ist zehnmal größer als
der der Guerilla. Die Tatsache, daß die AAA ihren Terror so
durchziehen kann, deutet für mich auf Fehler in der Politik
der Linken hin- andernfalls könnte man zu dem Schluß
kommen, es wäre eh alles sinnlos (ich meine damit nicht, daß
'links' 'rechts' hochschaukelt).
Ansonsten: die zweite und dritte Generation von Managern etc. die
nach Argentinien gingen waren aus anderem Holz geschnitzt als die
erste, Das sind solche, die wissen, was auf sie zukommt und die
das auch noch spannend finden. Die gehen da nicht hin ohne hervorragend
schießen zu können, die haben eine Privatarmee von Leibwächtern
und sind vor allem von ihrer Ideologie ebenso durchdrungen wie man
es gemeinhin nur von Linken annimmt. Die sind deshalb auch bereit
für "ihre Sache" über die Wupper zu gehen. Die
Bullen auf der anderen Seite, werden für ihre Arbeit bezahlt,
das ist deren Job.
Gucken wir hier mal die MEK's, GSG 9, Abteilung T und wie sie alle
heißen an. Die nehmens mitt Euch auf dieser Ebene der Auseinandersetzung
allemal auf. Die schießen besser und sind nicht so blöd
wie die normalen Bullen. Und die identifizieren sich mit ihrem Job
genauso wie Ihr mit Eurer Strategie.
Deswegen: wenn Ihr noch einen Funken politischen Verstand habt,
kommt raus aus Euren Ein- und Zwei- Zimmer- Wohnungen und gebt Eure
Kopfschußpolitik auf.
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