Wir (www.freilassung.de) dokumentieren hier das Gedicht von Erich
Fried. m.e.la.n.g.e schreibt dazu: "Auch in diesem Gedicht
werden die Israelis mit den Nazis verglichen."
Doch lest selbst:
Höre, Israel
Als wir verfolgt wurden
war ich einer von euch
Wie kann ich das bleiben
wenn ihr Verfolger werdet?
Eure Sehnsucht war
wie die anderen Völker zu werden
die euch mordeten
Nun seid ihr geworden wie sie
Ihr habt überlebt
die zu euch grausam waren
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?
Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
"Zieht eure Schuhe aus"
Wie den Sündenbock habt ihr sie
in die Wüste getrieben
in die große Moschee des Todes
deren Sandalen Sand sind
doch sie nahmen die Sünde nicht an
die ihr ihnen auflegen wolltet
Der Eindruck der nackten Füße
im Wüstensand
überdauert die Spur
eurer Bomben und Panzer
Erich Fried wurde 1921 in Wien geboren. Da
er Jude war, mußte er mit Aufkommen der Nationalsozialisten
Wien verlassen und ging nach London ins Exil. 1988 starb er in Baden-
Baden. Seit Ende des 2. Weltkrieges arbeitete er als freier Schriftsteller.
1987 wurde er mit dem Georg Büchner Preis ausgezeichnet. Er
trat immer mutig für seine Überzeugungen ein und wurde
zum Sprecher der Verfolgten und Unterdrückten.
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