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Interim
501, 04.05.2000, S. 8-9
zwischenruf zum "runden tisch der militanten"
zuerst einmal ein lob für euch. wir finden wirklich gut, dass
sich militante zusammensetzen und uns in diesem rahmen ihre gedenken
und einstellungen mitteilen, und dadurch zu diskussionen und reaktionen
anregen. warum geschieht das nicht öfters? wir werden uns allerdings
nur ganz allgemein auf euren text beziehen. wir selbst haben uns
für einen festen namen entschieden, weil dadurch der mobilisierungsgrad
höher sein kann. bei einem namen kann mensch die aktionen besser
verfolgen und die gruppe kann sich nicht hinter ihren fehlern verstecken.
trotzdem besteht ja immer noch die möglichkeit auch unter anderen
namen tätig zu sein. wir setzen uns auch nicht unter druck,
unsere aktionen im laufe der zeit immer höher schrauben zu
müssen. es wird auf die gesellschaftlichen entwicklungen und
umstände ankommen. nur durch militanten widerstand können
wir das system nicht kippen, schon garnicht ohne eine breite soziale
bewegung. aber wir könnten das erkämpfen, was medien und
politiker "rechtsfreie räume" nennen. unter "rechtsfreie
räume" verstehen wir z.b. stadtteile, in denen der aufenthalt
für nazis nicht möglich ist, polizeimaßnahmen nur
mit großem aufwand durchgeführt werden können, und
es für kapital, konzerne und spekulanten absolut unattraktiv
ist. momentan lehnen wir für uns eine hierarchisierung der
mittel ab, vielmehr kommt es auf die masse und auf gut plazierte
nadelstiche an. leider hat sich linksradikale politik weiterhin
vom konzept der vermassung verabschiedet und die agitation in schulen,
betrieben etc., nazis und staatl. propaganda überlassen. welche
möglichkeit hat denn einE umzufriedeneR "normalbürgerIN"
oder ein noch nicht politisierter junger mensch mit uns in kontakt
zu treten? die autonome szene macht keine reellen versuche andere
Menschen einzubinden, zu agitieren. dass andere menschen von alleine
nicht angerannt kommen), bzw. einmal kommen und dann wieder gehen,
liegt vielleicht auch an dieser unausgesprochenen "kleiderordnung"und
den "benimmregeln". das einige leute u./o. jugendliche
ein gewisses zusammengehörigkeitsgefühl z.b. durch ihr
äußeres ausdrücken wollen, daran ist ja auch nichts
auszusetzen... aber dies darf für menschen, die ihre Individualität
behalten bzw. gefunden haben, und welche eben nicht in der szene
bekannt und eventuell mal "reinschnuppern" wollen (o.
zu demos kommen), zu mißtrauen, ausgrenzung, zu gefährlichen
gerüchten führen. denn linke/linksradikale politik
beinhaltet für uns u.a. toleranz, menschlichkeit, gerechtigkeit,
aufgeschlossenheit, kampfgeist immer verbunden mit selbstkritik
und einem feedback. wir fordern euch dazu auf, gebt keine gerüchte
weiter, auch wenn diese von freunden /bekannten stammen. kein brodeln
der gerüchteküche. denn das hilft nur einem: den bullen!!
keine spaltung, kein unrecht an menschen!!!!
in der jetzigen situation ist das gesellschaftliche klima größtenteils
systemkonform, rechtes gedankengut ist schon wieder normal, es wird
sich wieder getraut dies auch auszusprechen. forciert durch die
medien (politiker.......). die medien vermitteln all das, was die
Menschen gegeneinander aufhetzt, kapitalismus als einzig funktionierendes
system. leistungsdruck von klein auf: familie, schule, ausbildung,
studium, beruf. mobbing als normalzustand. die gleichschaltung der
medien verhindert überwiegend schon bei kleineren, gut vermittelbaren
aktionen, dass diese an die öffentlichkeit gelangen. wie sollte
mensch dann vermitteln können, funktionsträger des staates,
der wirtschaft oder sonstige faschistische Schreibtischtäter
zu verletzen oder zu liquidieren ??? u.a. deshalb würden wir
in der momentanen (gesellschaftl.) situation auch davon abstand
nehmen; fänden es aber durchaus legitim. manchmal könnte
mensch glauben, dass etliche leute, die heutzutage die aktionen
ehemals militanter, bewaffneter gruppen (bsp.: knieschüsse)
kritisieren, noch nie richtig mit repressionen, sanktionen, zwänge
und die ohnmacht fühlten, wenn der staat bzw. staatl. stellen/institutionen
willkürlich mit dem menschen macht, was er will, ihn versucht
physisch als auch psychisch zu quälen, kaputtzumachen, also
dass diese leute noch nie wirklich mit so etwas konfrontiert wurden.
wer schon einmal die Überreste von abgeschobenen nach der "behandlung"
durch die bspw. türkische polizei gesehen hat, wird mind. knieschüsse
o.ä. verletzungen als legitimen einsatz erkennen. es gibt 'zig
beispiele, wie abscheulich in diesem staat mit menschen, besonders
mit flüchtlingen "umgegangen" wird. staatliche morde:
das hetzen von flüchtlingen an grenzen, wieviele sind dabei
schon z.b. in der oder/neiße ertrunken??! oder der mord an
dem sudanesen aamir ageeb bei seiner abschiebung im flugzeug der
lufthansa. zu den fesseln etc., setzten die bgs' ler ihm einen motorradhelm
auf und drückten ihn mit dem kopf nach unten. es muss ein qualvoller
erstickungstod für aamir gewesen sein. oder der mord an kola
bankole. neben der fesselung und knebelung, wurde ihm ein beruhigungsmittel
gespritzt. kola starb daran. die liste ist lang. dauernd werden
menschen bei ihrer "rückführung" geschlagen
und gequält. hier suchten sie schutz und was wurde (wird) ihnen
"gewährt?" wenn dann überhaupt 'mal gegen jemand
ermittelt wird, wird doch alles wieder eingestellt!! deshalb und
aus vielen anderen gründen sind wir nicht der meinung (wie
in interim 498 gesagt wird), nicht in einem faschistischen staat
oder einem dem ähnelnden zu leben, sondern für uns ist
ganz klar, dieser staat ist faschistisch. deshalb auch unsere meinung,
in bestimmten fällen körperverletzung oder das töten
von einem faschistischen funktionsträger des staates, als legitim
anzusehen. und was ist mit den nazis, die rumrennen und menschen,
vor allem migrantInnen, linke und die, die sie dafür halten,
aus bahnen werfen, totschlagen.... etc. diese liste ist auch sehr
lang. diese faschistischen schweine ermorden menschen. sollten sie
darum nicht auch als personen angegriffen werden, verletzt werden
und vielleicht noch mehr??? ist das nicht auch legitim? für
uns bedeutet das selbstschutz, selbstverteidigung. würde es
nicht auch zur abschreckung dienen? die sollten auch 'mal das gefühl
haben, durch die straßen (nachts) zu laufen, immer mit der
angst im nacken.. so wie es vielen migrantInnen geht! die faschos
können mittlerweile sogar schon unbehelligt durch den prenzlauerberg
laufen. das war früher nicht möglich. zwar gelang es damals
den linken dort und z.b. in friedrichshain fuß zu fassen,
aber dafür wurden andere bezirke völlig aufgegeben. nach
dem "ende" der ddr hätte es soviele Möglichkeiten
gegeben, aber leider ist verfehlt worden, konzepte zu entwickeln,
strukturen aufzubauen etc.... so dass sich die linke/linksradikale
hätte fest verankern können. als eine klassische niederlage
empfinden wir auch das ende des häuserkampfes bspw. am prenz'berg
(prenzlberg hört sich csu-mäßig an, deshalb hat
das damals von den linken bewohnern auch kaum jemand gesagt; kl.
anmkg. ...) da die strukturen fehlten konnten spekulanten größtentls.
alles aufkaufen, modernisieren, menschen durch immer höhere
mieten vertreiben. umstrukturierung!!! die häuser, die ehemals
besetzt waren, deren bewohner haben sich auf verhandlungen eingelassen.
etliche bekamen mietsverträge und wurden somit legalisiert.
manch eineR schwärmt davon, wie toll ihre wohnungen doch sind
und wie wenig miete sie zahlen müssen! viele, die das so nicht
wollten sind weggezogen. als in berlin die letzten besetzten häuser
(last in friedrichshain), geräumt wurden, gab es kaum noch
widerstand, keine richtige unterstützung von außen. sind
vorerst keine anderen perspektiven vorhanden, z.b. wahrheitsfindung
in der bevölkerung, hat der widerstand nicht den gewünschten
erfolg, ist er in keine (breitere) soziale bewegung eingebettet,
ist widerstand eben selbst das ziel einfach den herrschenden zu
zeigen es gibt noch menschen, die sich nicht alles gefallen lassen
und mit dem strom schwimmen. wir lassen uns nicht kaputt machen,
kämpfen gegen spaltung an!
wir schlagen relativ einfache mittel vor, um u.a. ein investitionsfeindliches
klima zu schaffen. z.b. am prenzlauer berg müßte es eine
breite anti-bonzen kampagne geben, viele gute ansätze gab es
ja schon! niedrigschwellige aktionen, heißt: scheiben von
banken u.s.w. einschmeißen, bonzenautos die reifen zerstechen,
in läden klauen bzw. diese 'resteignen" ......... weiterhin
das abfackeln von bonzen-pkw's, das auch vermehrt, da sich leider
viele potentielle ziele in zivilen objekten (z.b. wohnhäuser)
befinden. diese potentiellen ziele (z.b. cdu-büros) benutzen
die jeweiligen objekte quasi als schutzschilder. wichtig für
alle kampagnen ist, sie über einen längeren zeitraum durchzuführen
und sich nicht ständig an dem abzuarbeiten, was uns das system
hinwirft. bis auf die relativ kontinuierlichen aktionen gegen nazi-logistik,
sind autonome konzepte kaum erkennbar. warum ist z.b. die sorat-kampagne
einfach abgeebbt, obwohl sie doch grade wirkung zeigte? was uns
auch ärgert ist, dass anti-sexismus meist nur so nebenbei abgehandelt
wird. allerdings sehen wir momentan auch nichts, woran mensch anknüpfen
könnte. was wir zu der "vergewaltigungsdebatte" sagen
möchten: das definitionsrecht liegt immer und ausschließlich
bei der betroffenen frau!----wir alle müssen uns mehr mit uns
und anderen beschäftigen, auf einander eingehen, nicht überheblich
sein, konzepte erschaffen!! wir müssen andere menschen mehr
mit einbeziehen, uns für sie öffnen, sie informieren,
politisieren. aber nur wer sich wohl fühlt in einer umgebung
mit anderen menschen, ist auch zugänglich für andere dinge.
dies war ein kleiner ausschnitt aus unserer gedankenwelt. wie aus
diesem text erkennbar, haben wir etliche andere ansichten, als die
" militanten vom runden tisch" interim/498. aber wie schon
oben erwähnt, ist die sache an sich schon mal gut. und noch
eins: kritik ist immer o.k. aber bitte konstruktive kritik, aus
der mensch auch lernen kann. denn des, was da in der interim/5oo
rüberkam war keine kritik, sondern das war nur anpöbelei,
das volle runtermachen. das ist so nicht in ordnung. da könnte
manch eineR wieder einmal auf gedenken kommen, von wem der text
wirklich stammt .... mensch muß sich-euch fragen, was grammatik
mit intelligenz zu tun hat? also nur wer grammatikalisch eine absolut
perfektionierte schreibweise erkennen läßt, besitzt genug
intellekt, oder wie war das gemeint? übrigens soll es auch
menschen geben welche weder lesen noch schreiben können und
trotzdem intelligent sind. intelligent genug, um die gesellschaftl.
verhältnisse zu begreifen, und sich für freiheit und gerechtigkeit
einzusetzen, bzw. geschichtlich zurückblickend ihr leben dafür
gaben. und heute noch geben.........
wir haben in der nacht zum 28.o4.oo in der wollinerstr. ein fahrzeug
der firma GEGENBAUER angezündet. GEGENBAUER ist das wachschutz-und
reinigungsunternehmen, welches die drk-flüchtlingsheime mit
als ''fertigessen'' deklarierten abfällen beliefert. die flüchtlinge
'protestieren etc. ..... 'gegen diese miesen fresspakete. diesem
protest wollten wir etwas nachdruck verleihen!
FÜR FREIES FLUTEN!!
1.6.2ooo - EXPO 'ZUSAMMEN'SCHLAGEN!!!
autonome miliz
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