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Satire

Stichwort: Axel.

Eine Danksagung für die Soli-Veranstaltung in der Humbolt Uni am 24.3.2000 von Gerald Wolf

Stichwort: Axel.

Die Bundesanwaltschaft hat sich jetzt nämlich 'ne ganz phantastische Sache ausgedacht: Die jagen jetzt n' Feind, dens gar nicht gibt: Die revolutionären Zellen! Die haben sich längst aufgelöst, die meisten Taten sind verjährt, die Jagd kann also dauern, / wer weiß, vielleicht sogar 'ne ABM-Maßnahme?Akte X läßt grüßen!

Folge 1.999: Der himmlische Kronzeuge. Die Kronzeugenregelung war selbst für die Justiz so eindeutig uneindeutig, daß sie zum 31.12.99 wieder abgeschafft wurde - denken sie nur an den Strafnachlaß, eine Quelle sprudelnder Phantasie beim Kronzeugen.

(Gesungen:) Ein Kronzeuge muß was wissen, das weiß der Kronzeuge ganz genau, denn wüßt' der Kronzeug' kein Geheimnis ständ' es um ihn ziemlich mau. Und man ahnt schon sein Geheimnis Doch man weiß es nicht genau!

Ganz genau aber wußten die ermittelnden Behörden 12 Tage vor dem Auslaufen dieser Kronzeugenregelung aufgrund der angeblichen Aussagen eines Kronzeugen: Der Hausmeister des alternativen Projektezentrums Mehringhofes Axel ist die Schlüsselfigur!

Mittem heißen Draht in' Untergrund. Hat im Mehringhof Sprengstoff versteckt. Sozusagen als Haussprengmeister. Was lag da näher, als am vierten Advent in aller Herrgottsfrühe mit rund 800 Polizisten, SEK und sonstigen -Kisten + GSG 9 auf Sprengstoffjagd im friedlich schlummernden Mehringhof zu gehen?

In der ersten "Angriffswelle" - O-Ton GSG 9 - die Türen einzuschlagen, anstelle sie sich von den - wenn schon denn schon - dazu bereiten Leuten aufschließen zu lassen, dabei in sportlich fairem Wettkampf den besten aller Türeintreter zu ermitteln - ein für die Qualifikation des zahlreich mitgeführten Polizeinachwuchses unvergeßlicher Ausbildungstag, - die Festplatten und Disketten auf Sprengstoff zu scannen, - sämtliche zugegeben - hochverdächtigen Puppen des Hans-Wurst-Kinder-Theaters aufzuschlitzen und zu sezieren, die Matten des Kälteschutzes aus dem Fenster zu schmeißen, die armen Spür-Wuffis bis zur Erschöpfung durch sämtliche Besenkammern zu jagen - wo bellt da der Tierschutzverein?

Das alles und noch viel mehr, um sich dann überhaupt nicht zu wundern, daß gar, überhaupt, nicht ein winziges, klitzekleines bißchen Sprengstoff auftaucht - das Einhunderttausend-Mark-Sachschadenspiel: Rufmord gratis.

Den Gipfel schießt allerdings der Berliner Kurier vom 20.12. mit den Über- Schriften: Razzia Im Mehringhof - Drei Terroristen verhaftet - und der Unter- Schlagzeile: 500.000 schauten begeistert zu - also, daß stimmt nicht!

Bei Kohl hat die Justiz von einer Durchsuchung abgesehen. Begründung: Sinnlos, wegen Vorabinformation.

Der Kronzeuge allerdings saß seit Wochen in Haft. Der Hausmeister hatte also genau soviel Zeit wie der Altbundeskanzler, Sprengstoff verschwinden zu lassen. Wurde aber nicht vorher informiert. Nun, der eine heißt Helmut, der andere heißt Axel.

Der eine sitzt im Knast, der andere auf heißen Kohlen.

(Nächster Absatz im Ruhrpottdialekt:)

Kein Polizeischerz gezz: Hagen Saberschinski und die GSG 9 saßen, nachdem sie das Mehringhoftheater erbrochen hatten, entspannt in den Reihen desselben - Sprengstoff Lachsalven!

Liegt der Fall vielleicht einfacher: Traut sich der Polizeipräsident ohne Aufgebot schlicht nicht ins Mehringhof-Theater?

Könnten Freikarten weiterhelfen?

Polizeipräsident Saberschinski jedenfalls weiß, wo der Feind steht:

Und es begab sich am 12. Tage des 3. Mondes im Jahre 2000, daß sich viele Menschen verschiedener Nationen und im Alter unterschied- lich - aber Kreuzberger! - dem Durchmarsch eines großdeutschen Haiderhaufens spontan entgegenstellten. Da sprach Hagen Saberschinski, Hüter der deutschen Gesetze, in der Abendschau von seinem enttäuschten I-deal.

Warum? / Er träumte öffentlich-rechtlich von einer störungsfreien NPD-Demo: "Zweifelsohne", so Saberschinsky, sei die Gewalt nämlich vom linken Spektrum ausgegangen und dort gäbe es immer Störer.

(Honeckerjargon:) "Mein liiiiieber Saberschinski! Bei allen Differenzen im antifaschistischen Kampf: Daß Sie den Jargon unsrer Sicherheitsorgane übernommen haben, ehrt uns!"

Aber egal, jedenfalls tummelten die sich im Mehringhoftheater in den Stühlen und waren richtig beleidigt, daß man ihnen zur Feier des Tages nicht mal 'n Kaffee servieren wollte.

Un-dank-bare Zeitgenossen! Diese Mehringhoftheaterleute! Schließlich durfte der Mehringhof am Sonntag vor der Durchsuchung noch ungestört sein 20-jähriges Jubiläum feiern, welche Kulanz, nicht an diesem Datum persönlich zu gratulieren!

Und deshalb noch einmal hier und öffentlich: Vielen Dank!

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