Redebeitrag von Harald auf der Konferenz der "Aktion Noteingang"
in Potsdam am 10.12.2000
Zuerst möchte ich mich bedanken, dass Ihr mich zu Eurem Treffen
eingeladen habt. Natürlich wäre ich sehr gerne persönlich
gekommen, gerade auch weil es für mich eine Fortsetzung der Diskussion
von der Konferenz der "Aktion Noteingang" in Frankfurt/Oder
gewesen wäre. Da die zuständigen Behörden mein Erscheinen
hier nicht erlaubt haben, kann ich meinen Beitrag nur auf diesem Wege
vermitteln lassen.
Noch eine weitere kurze Vorbemerkung:
Der folgende Beitrag ist entstanden in einer Situation, in der ich seit
ziemlich genau einem Jahr unter Isolationsbedingungen inhaftiert bin, d.h.
insbesondere 23 Stunden täglicher Einschluss in der Zelle.
Dementsprechend eingeschränkt sind meine Möglichkeiten,
Diskussionen und Prozesse selber wahrnehmen zu können. Eine
Beteiligung an Diskussionen ist bestenfalls schriftlich möglich und
leidet dann unter der durch die Postkontrolle verursachten Laufzeit der
Briefe von zum Teil zehn bis 14 Tagen. Insofern basiert dieser Beitrag fast
ausschließlich auf meiner Wahrnehmung und Interpretation der
Medienberichte, die mich hier erreichen.
Konzentrieren werde ich mich auf die Hintergründe und den Versuch
einer Einordnung des staatlich verordneten Kampfes gegen Rechtsextremismus,
wie er in den vergangenen Monaten die öffentliche Diskussion bestimmt
hat. Ich halte die Abqualifizierung dieser Rechtsextremismusdebatte als
Sommerlochdebatte für falsch.
Ein Ende dieser Debatte entspricht nicht den Absichten und Zielen
derjenigen, die sie letztendlich initiiert haben, und auch angesichts der
Eigendynamik, die sie erhalten hat, ist ein baldiges Ende nicht in Sicht
ist.
Aus meiner Sicht steht die aktuelle Rechtsextremismus-Debatte in einem
inhaltlichen Zusammenhang mit der Green Card-Initiative vom Frühjahr
diesen Jahres und der damit initiierten Auseinandersetzung um Zuwanderung.
Auch die Änderung des Staatsangehörigkeitsrechts Anfang 1999 und
die dabei sichtbar gewordenen Konflikte und unterschiedlichen Positionen
würde ich diesem Kontext zuordnen.
Der gemeinsame Hintergrund dieser drei Komplexe liegt meiner Meinung
nach in der von Bevölkerungswissenschaftlern prognostizierten
deutlichen Abnahme der Bevölkerung in der BRD in den nächsten 50
Jahren. Um zumindest die Dimension dieser vorhergesagten Entwicklung zu
umreißen, will ich nur beispielhaft einige Zahlen aus einer Studie
der UNO vom Anfang diesen Jahres zitieren, die den Titel trägt
"Migration als Ersatz: Eine Lösung für zurückgehende
und alternde Gesellschaften?". Danach wird sich die Bevölkerung
in Deutschland von derzeit circa 80 Millionen auf circa 60 Millionen im
Jahre 2050 verringern. Um allein die Zahl der Erwerbstätigen in
Deutschland auf dem Niveau von 1995 zu halten, wäre nach dieser Studie
eine jährliche Zuwanderung von 500.000 Menschen notwendig.
Allein diese Dimensionen lassen erahnen wie groß die
Befürchtungen der deutschen Wirtschaftsverbände sind vor einem
Mangel an verfügbaren Arbeitskräften und dem damit verbundenen
Verlust der Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit.
Zu diesem rein quantitativen Aspekt kommt im Zuge der globalen
ökonomischen Umstrukturierungsprozesse die neue Bedeutung von Wissen
und Information als einer bedeutenden Ressource der "new
economy". Die leichte Verfügbarkeit von billigen
hochqualifizierten Fachkräften und Spezialisten wird zu einem
entscheidenden Wettbewerbsfaktor im internationalen Konkurrenzkampf. Und
hier haben insbesondere die Vertreter der IT-Branche die
Computer-Spezialisten aus Indien und anderen Ländern entdeckt, sind
diese doch jung, gut ausgebildet und scheinbar jeder Zeit verfügbar.
Außerdem müssen für sie keine Ausbildungskosten aufgebracht
werden, und es gibt die Möglichkeit, sie wieder loszuwerden, wenn ihre
Qualifikation und Arbeitskraft nicht mehr gefragt ist.
Hierfür ist allerdings ein flexibles Kontroll- und
Regulierungsinstrumentarium für eine gesteuerte Zuwanderung
erforderlich. Dem stand bislang aber die fast ausschließlich auf
Ausgrenzung und Abschottung ausgerichtete Ausländerpolitik in der BRD
entgegen. Am deutlichsten drückt sich dies in der ideologischen Formel
"Deutschland ist kein Einwanderungsland" aus, die ja weder durch
die faktische Entwicklung noch durch die realen Zahlen zu erschüttern
war. Diese politische Leitlinie, das dahinter stehende völkische
Selbstverständnis und die daraus entstandenen
ausländerrechtlichen Gesetze und Regelungen bringen die BRD bzw. die
deutsche Wirtschaft von vornherein in eine fast aussichtslose Position im
internationalen Konkurrenzkampf um die "besten Köpfe".
Diese hier nur schlagwortartig angerissenen Interessen und Perspektiven
der deutschen Wirtschaftsverbände haben letztendlich die Politik dazu
gezwungen, in der Frage der Zuwanderung einen Umdenkungs- und
Modernisierungsprozess einzuleiten.
Hieraus sind auch der Schulterschluss zwischen Regierungsparteien und
Wirtschaftsverbänden in dieser Frage zu erklären, wie auch die
inneren Widersprüche der Unionsparteien, an denen die jahrzehntelang
gepflegte völkische Ideologie wie Ballast zerrt.
Nachdem die Regierungsparteien mit ihrem vielleicht etwas forschen
Auftreten in der Frage des Staatsangehörigkeitsrechts von der Union
mit ihrer dagegen gerichteten Unterschriftenkampagne ausgebremst worden
waren und herbe Wahlniederlagen hinnehmen mussten, wurde der
öffentliche Diskurs um die Einführung der sog. Green Card, die,
wie die heutigen Zahlen deutlich zeigen, doch mehr einen symbolischen
Charakter hat, sehr viel geschickter initiiert und damit die Tür zur
Einwanderungsdebatte aufgestoßen. Als Indiz hierfür sei nur
erwähnt, wie wenig Erfolg Rüttgers bei den Wahlen in
Nordrhein-Westfalen mit seiner rassistischen "Kinder statt
Inder"-Kampagne hatte, bei der ihm ja auch gerade aus
Wirtschaftskreisen massivste Kritik entgegenschlug. Ein knappes Jahr vorher
hatte Koch in Hessen mit einer sehr ähnlich ausgerichteten
Unterschriftenkampagne gegen die Neuregelung des
Staatsangehörigkeitsrechts noch die Wahl gewinnen können. Ein
weiteres Indiz für diesen Druck zum Umdenken ist die fast schon
atemberaubend zu nennende Geschwindigkeit, mit der sich die CDU von ihrem
früher vehement verteidigten Dogma "Deutschland ist kein
Einwanderungsland" ohne größere Auseinandersetzungen
verabschiedete. Mittlerweile scheint es unumstritten zu sein, dass
Deutschland, und das heißt die deutsche Wirtschaft, Zuwanderer
braucht.
Der öffentlich ausgetragene Streit dreht sich jetzt fast nur noch
um die konkrete Ausgestaltung des entsprechenden gesetzlichen Rahmens.
Dabei versuchen Teile der Unionsparteien mit ihrem völkisch-nationalen
Selbstverständnis die Richtung und den Schwerpunkt der Debatte zu
bestimmen, indem sie versuchen, die ökonomisch begründete
Zuwanderung mit der Frage des Flüchtlingsschutzes und des politischen
Asyls zu verknüpfen. Dass es hierbei vorrangig um die
politisch-ideologische Ausrichtung der Debatte geht, lässt sich an der
Zahl der Asylantragsteller ablesen, die auf ein lange nicht mehr gekanntes
Niveau abgesunken ist.
In diesen Kontext, der auch partei- und wahltaktisch geprägten
Auseinandersetzungen, ist auch die öffentlich inszenierte Entdeckung
der Gefahr, die vom Rechtsextremismus droht, durch Vertreter der
Regierungsparteien einzuordnen. Angesichts der öffentlichen
Ächtung rassistisch motivierter Gewalttaten wird das offensive
Vertreten völkisch-nationalistischer Ideen und Parolen deutlich
erschwert, sind doch ihre Funktion als geistige Brandsätze
offensichtlich. Zumindest zur Zeit ist damit den Unionsparteien eine
ehemals erfolgreiches Wahlkampf-Kampagnen-Thema erheblich beschnitten
worden.
Ein weiterer wichtiger Grund für die Entdeckung der Bedrohung durch
den Rechtsextremismus dürfte in der nicht enden wollenden Kette
rassistisch motivierter Gewalttaten und Morde und dem damit verbundenen
erheblichen Imageschaden der BRD liegen. Wenn allgemeine Warnungen vor
ausländerfeindlichen Stimmungen und möglichen Übergriffen
schon Eingang finden in Reiseführer in der USA, und wenn
ausländische Wissenschaftler bei einer Berufung an die
Universität Viadrina in Frankfurt/Oder Angst um ihre körperliche
Unversehrtheit äußern, kann eine Regierung nicht länger
tatenlos zusehen.
Gleichzeitig hatte ja auch auf EU-Ebene eine Diskussion Hochkonjunktur,
in der es um die Vereinbarkeit einer nationalistisch-populistischen Politik
mit den Grundwerten der EU ging. Auslöser hierfür war die
Beteiligung Haiders bzw. der FPÖ an der Regierung in Österreich.
Und immerhin gehörte ja zu den Konsequenzen dieser Diskussion die
politische Isolierung Österreichs und die Entsendung der sogenannten
Drei Weisen, die die österreichische Politik und deren
Übereinstimmung mit den Grundwerten der EU überprüfen
sollten. Und nur zu Recht wurde ja die Frage aufgeworfen, zu welchem
Ergebnis diese Drei Weisen kommen würden, wenn sie ihre Untersuchung
gleich im Anschluss in der BRD fortsetzen würden. Für die
Bundesregierung bestand also die zwingende Notwendigkeit, vorzeigbare
Aktivitäten zu entwickeln.
In diesen Begründungszusammenhang ist es einzuordnen, wenn die
Bundesregierung die jahrelang betriebene Verharmlosung und Nichtwahrnehmung
rassistisch motivierter Gewalt aufgegeben hat. Unmittelbarer Auslöser
der Rechtsextremismus-Debatte war der Bombenanschlag am 27. Juli 2000 [in
Düsseldorf], bei dem zehn Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.
Anders als bei vergleichbaren früheren Anschlägen wurden die
Urheber dieses Anschlags von Regierungsvertretern sehr früh im
rechtsradikalen, antisemitischen Spektrum verortet, und die
Ermittlungsbehörden [folgten] dieser Vorgabe nur sehr zögerlich.
Bis heute gibt es allerdings keine Hinweise auf die tatsächlichen
Täter.
Innerhalb kürzester Zeit wurde dieses Thema von führenden
Vertretern aller Parteien und anderen gesellschaftlichen Gruppen
aufgegriffen und entfaltete eine vermutlich nicht vorhergesehene
Eigendynamik, so dass auch in den Medien bis hin zur BILD-Zeitung der Kampf
gegen Rechts zum Leitthema wurde.
Ich möchte mich jetzt nicht mit der weiteren Entwicklung dieser
Kampagne beschäftigen, sondern mich eher darauf konzentrieren, wo ich
den darin vorhandenen rassistischen Kern sehe, welche Gefahren der
Instrumentalisierung darin angelegt sind, und wo ich aber auch Ansatzpunkte
und Chancen für eine an radikalen menschenrechtlichen Grundpositionen
ausgerichtete eigenständige praktische Politik sehe.
Auf den ersten Blick erstaunlich war es, wie schnell sich frühere
verbale Brandstifter zu den vermeintlichen eifrigsten Bekämpfern des
Rechtsextremismus entwickelten. Gerade diejenigen, die - wie
Schönbohm, Beckstein und Schily - jahrelang mit dem Bedrohungsszenario
der kriminellen Ausländer die innere Sicherheit der BRD gefährdet
sahen und immer wieder Gesetzesverschärfungen und einen weiteren
Ausbau des staatlichen Macht- und Überwachungsapparates gefordert
hatten, und die damit die Ausländerfeindlichkeit und den Rassismus
geschürt haben, schwangen sich zu Vorkämpfern gegen diese neue
Bedrohung der inneren Sicherheit durch den Rechtsextremismus auf.
Sie ergänzten ihre alten Forderungen lediglich um die Forderung
nach einem Verbot der NPD, mussten den neuen Begründungszusammenhang
einstudieren und begannen damit, die Diskussion um die Bekämpfung des
Rechtsextremismus zu dominieren. Zu ihren alten und jetzt neu vorgetragenen
Forderungen gehören zum Beispiel:
- die Verabschiedung neuer und schärferer Gesetze,
- ein härteres Vorgehen der Justiz,
- die Einrichtung von Sonderdateien rechter Gewalttäter,
- die Einschränkung des Demonstrationsrechts und der
Versammlungsfreiheit,
- die verstärkte Videoüberwachung öffentlicher
Räume und Plätze,
- der verstärkte Einsatz des BGS gegen rechte Gewalt,
- die verstärkte Überwachung rechtsextremistischer Gruppen
durch den Verfassungsschutz,
- erweiterte Kompetenzen für den Generalbundesanwalt usw.
All diese Forderungen sind Ausdruck einer autoritären Politik des
kontinuierlichen Ausbaus des staatlichen Repressions- und
Überwachungsapparates und einer immer weitergehenden
Einschränkung grundlegender Menschen- und Bürgerrechte. Das
dahinterstehende autoritäre und nationalistische Grundverständnis
von Staat und Politik weist keine allzu große Distanz zu den
entsprechenden Wertvorstellungen Rechtsradikaler auf. Auch die Forderung
nach einem Verbot der NPD bewegt sich in dieser Logik. Letztendlich lenkt
sie von einer grundlegenden Auseinandersetzung mit den Ursachen und
Hintergründen des Rechtsextremismus und des Rassismus ab - und damit
auch von den gerade in der gesellschaftlichen Mitte verbreiteten
völkisch-nationalistischen Wertvorstellungen als dem geistigen
Nähr- und Resonanzboden der mörderischen Gewalttaten.
Auch die teilweise vorgenommene Reduzierung auf ein Problem der Gewalt,
speziell der Jugendgewalt, entpolitisiert das Problem des Rechtsextremismus
und reduziert es auf eine Frage nach tolerierbaren Verhaltensweisen.
An diesen Beispielen zeigt sich meines Erachtens sehr deutlich, dass es
diesen Protagonisten der aktuellen Kampagne lediglich darum geht, die
gewalttätigsten und brutalsten Auswüchse des Rassismus zu
bekämpfen, die das schlechte Image der BRD hervorrufen.
Diese Orientierung an den Erscheinungsformen des Rechtsextremismus und
des Verharrens an der Oberfläche des Problems hat aber auch den Zweck,
den institutionellen und strukturellen Rassismus nicht ins Blickfeld der
Kritik geraten zu lassen. Die im Ausländergesetz, im
Asylbewerberleistungsgesetz, im Asylverfahrensgesetz und in anderen
Gesetzen festgeschriebene Ausgrenzung, Diskriminierung und Entrechtung
ausländischer Menschen sind das verrechtlichte Gegenstück zum
Rassismus der Strasse. Das eine ist nicht vom anderen zu trennen, und wer
ernsthaft gegen den Rassismus der Strasse vorgehen will, darf den
institutionellen Rassismus nicht außer Acht lassen.
Aber worum es diesen Herren eigentlich geht, zeigt sich deutlich, wenn
der Bundeskanzler öffentlich Betroffenheit am Mahnmal des in Dessau
ermordeten Alberto Adriano demonstriert, und dabei nicht das Schicksal des
Ermordeten und seiner Familie im Vordergrund steht, nicht die Tatsache,
dass hier grundlegende Menschenrechte wie das Recht auf körperliche
Unversehrtheit und menschliche Würde massivst verletzt wurden, sondern
an diesem Ort rassistischer Gewalt wird auf das Gewaltmonopol des Staates
gepocht: "Wenn Schläger bestimmen wollen, wer in einer
Gesellschaft leben und arbeiten darf, ist das Gewaltmonopol des Staates
gefährdet" (Schröder nach Westdeutsche Allgemeine Zeitung
vom 1. September 2000).
In dieser Position und in dieser Wahrnehmung kommt ausschließlich
der deutsche Staat zum Tragen, die Perspektive des Opfers gerät nicht
einmal ansatzweise in das Blickfeld dieser Politiker. Hier offenbart sich
das rassistische Grundverständnis, das die staatlich propagierte
Bekämpfung des Rechtsextremismus ebenso durchzieht wie die
unterschiedlichen Positionen in der Einwanderungsdebatte.
An der bisherigen Entwicklung der Rechtsextremismus- und
Zuwanderungsdebatte lässt sich ablesen, dass beide noch eine ganze
Zeit lang, mindestens noch bis zur Bundestagswahl 2002, zu den wichtigen
und prägenden Auseinandersetzungen in der BRD gehören werden.
Dafür spricht auch die erst jüngst von der EU-Kommission
veröffentlichte Stellungnahme zur Einwanderung.
Ich denke, dies sollten wir bei der Diskussion um die Weiterentwicklung
der praktisch-politischen Ansätze berücksichtige.
Nach der bis jetzt formulierten Kritik an der Rechtsextremismus-Debatte
möchte ich zum Schluss aber auch noch auf die Chancen und Ansatzpunkte
hinweisen, die ich für eigene Initiativen und Aktivitäten
sehe.
Zum einen sind in der bisherigen Debatte Konfliktlinien und
Widersprüche aufgebrochen und sichtbar geworden, die quer durch die
Parteien gehen und sich zumindest aktuell nicht gleich wieder in die
altbekannten parteipolitischen Positionen und Frontstellungen
zurückpressen lassen. Als ein aktuelles Beispiel aus Brandenburg
möchte ich die Ermöglichung des Bleiberechts für eine
vietnamesische Familie in Cottbus durch den dortigen CDU-Bürgermeister
Kleinschmidt erwähnen, der damit nicht nur gegen die Vorgaben seiner
Verwaltungsbürokratie agierte, sondern sich auch öffentlich in
Opposition zu seinem Parteichef Schönbohm stellte. Mit diesem Beispiel
will ich nur darauf hinweisen, dass eine genaue und differenzierte Kenntnis
der Positionen lokaler Akteure für die eigene Arbeit eine durchaus
sehr wichtige Rolle spielen kann.
Eine weitere Chance scheint mir darin zu liegen, dass es auch eine ganze
Reihe von Personen gibt, die von dem Ausmaß und der
Alltäglichkeit rassistischer Übergriffe ehrlich betroffen und
aufgerüttelt sind, und die nicht nur routinierte Betroffenheitsrituale
abspulen. Auch hier wäre genau zu schauen, was sich dadurch gerade
auch auf kommunaler Ebene an neuen Gesprächs- und
Kooperationsmöglichkeiten ergeben könnte.
Auch das aktuelle Interesse und eine gewisse Offenheit der Medien
könnten einen Zugang zur Öffentlichkeit ermöglichen,
für den man noch vor kurzer Zeit einen sehr viel größeren
Aufwand hätte betreiben müssen.
Als letztes möchte ich noch auf die Eigendynamik verweisen, die
diese Kampagne z.T. ja auch schon entwickelt hat, und ich gehe eigentlich
davon aus, dass diese positive Eigendynamik noch einige Zeit anhalten wird
und sich darüber weitere Chancen und Möglichkeiten ergeben.
Ich hoffe, ich habe Euch mit meinem Beitrag ein paar Anregungen für
Eure Diskussion in den Arbeitsgruppen geben können und wünsche
Euch für die weitere Arbeit viel Erfolg.
Danke.
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