Auszüge aus Briefen von Harald aus dem Knast
Die folgenden Auszüge sind aus drei verschiedenen Briefen von
Harald von Ende Dezember und Anfang Januar zusammengestellt.
Am Sonntag morgen gegen 6 Uhr sind sie Türen eintretend in meine
Wohnung eingedrungen und haben mich dort relativ schnell
abtransportiert
Sonntag und Montag hatte ich dann fast ununterbrochen 8 Mann als
Bewachung, die mich in einem Konvoi von 3 Pkws zuerst nach Karlsruhe
gebracht haben . - Montag abend ging es dann hierher in die JVA
Düsseldorf
Ich sitze hier in einer sogenannten Sicherheitshaft, d.h. Einzelzelle,
Ausschluss von allen Gemeinschaflsveranstaltungen, keine Teilnahme am
Umschluss der anderen Knackis, nur gemeinsamer Hofgang, 1,5 Stunden am Tag,
mit den anderen.
Der findet allerdings auch nur statt, wenn das Wetter nicht zu schlecht
ist. In der einen Woche, die ich hier bin, ist der Hofgang schon zweimal
ausgefallen und dann verbringe ich 24 Stunden in meiner Einzelzelle.
Allerdings bin ich von den Schließern hier schon in den ersten
zwei Tagen mit Fernseher, Radio und ein paar Büchern aus der
Gefängnisbibliothek versorgt worden, so dass ich in dieser Zelle
zumindest etwas Ablenkung und Beschäftigung habe ...
Heute nachmittag waren dann mal wieder zwei BKA-Bullen hier und haben
versucht, zum wiederholten Male, mir ihr Auslaufmodell schmackhaft zu
machen. Zum 31.12 läuft die Kronzeugenregelung aus und ich solle doch
nochmal schnell meine letzte Chance ergreifen, als Kronzeuge aussagen,
straffrei davonkommen und anschließend im Rahmen des
Zeugenschutzprogramms mit neuer Identität woanders weiterleben.
Die Schließer haben sich gewundert, wie kurz die
"Unterredung" mit den beiden Bullen war. Wir haben uns dann noch
darauf verständigt, dass sie sich weitere Bemühungen dieser Art
sparen und mir hier keine weiteren Besuche abstatten. Das war die
Abwechslung für meinen Nachmittag
Diese vielen Briefe an mich und was dadurch an Kommunikation und
Auseinandersetzung ja gerade auch erst in Gang, kommt, sind ganz
hervorragend. Sie vermitteln mir das Gefühl, erstens weiter dar
über informiert zu werden, was draußen so passiert, und zweitens
an Diskussionen weiterhin, wenn auch eingeschränkt, beteiligt zu sein
und ich glaube, dass es in der Knastsituation kaum etwas Wichtigeres gibt,
zumindest nicht für mich.
Und dass sich draußen so schnell offensichtlich doch auch relativ
viele zu den Verhaftungen und der Durchsuchung engagiert haben, ist
natürlich auch ganz hervorragend. Und wenn in dieser
Solidaritätsarbeit eine gewisse politische Breite, wie es zur Zeit
für mich aussieht, zusarnmenwirken kann, ohne dass auf pointierte
politische Positionen verzichtet werden muss, so entspricht das genau
meinem politischen Selbstverständnis.
Harald
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